"Jamaa el-Fna", Marrakesch:Tod auf dem Platz der Gaukler

Der Marktplatz in Marrakesch hatte sich schon lange vom Hinrichtungsort zu einem Zentrum des Handels und der Kultur entwickelt, das von der Unesco geschützt wird. Nun ist "Jamaa el-Fna" wieder ein Platz der Toten.

Katja Schnitzler

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Quelle: AFP

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Der berühmte "Jamaa el-Fna" in der Medina (historisches Zentrum in nordafrikanischen Städten) von Marrakesch war einst als Hinrichtungsort ein Platz des Schreckens, bevor er mit Kutschen, Buden und Cafés zu einem touristischen Hauptanziehungspunkt der Altstadt wurde. Nun ist der "Platz der Gaukler", wie er heute oft genannt wird, wieder zu einem Ort des Todes geworden: Am 28. April wurde ein Anschlag auf das Restaurant "Argana" verübt, zahlreiche Menschen starben bei der Explosion.

Menschen betrachten am Tag nach dem Anschlag das zerstörte Restaurant "Argana", manche halten Protestschilder gegen Terrorismus in die Höhe.

Marrakesch

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"Jamaa el-Fna" heißt im Arabischen in etwa "Versammlung der Toten" - einst hatten Sultane den zentralen Platz zur Hinrichtungsstätte gemacht, auf Spießen wurden die Köpfe der Opfer zur Schau gestellt. Von dieser grausamen Vergangenheit hatte sich der Platz weit entfernt, mit der steigenden Anziehungskraft der pittoresken Wüstenstadt Marrakesch besuchten auch immer mehr Touristen den Ort in der Altstadt.

Die zahlreichen maurischen Paläste brachten der 900.000-Einwohner-Metropole mit ihren roten Lehmmauern den werbewirksamen Namen "Perle des Südens" ein, jährlich kommen mehr als eine halbe Million Touristen.

Marrakesch

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Nicht nur die Medina ist Teil des Weltkulturerbes - der "Jamaa el-Fna" selbst wurde als erster Ort weltweit in die 2001 neu geschaffene Unesco-Liste der "Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit" aufgenommen. Darunter fallen zum Beispiel Sprachen, Mythen und Erzählungen, aber auch Musik, Tanz oder Bräuche, deren Fortbestand gefährdet ist.

Explosion in Marrakech

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In Marrakesch wurde der gesamte Kulturraum des "Jamaa el-Fna" unter Schutz gestellt: "Der Platz steht für eine einzigartige Konzentration marokkanischer Traditionen, die in Musik, Kunst und Religion ihren Ausdruck finden." Der Platz ist Hauptzugang zur Altstadt und umgeben von Restaurants, Ständen und öffentlichen Gebäuden.

Marrakesch

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Hier trifft Handel auf Unterhaltung, "und damit Einwohner auf Fremde", so die Unesco-Kommission. Gemeinsam lauschen sie den Geschichten der Barden und der Musik der Berber, von Poeten und anderen Erzählern. Im bunten Treiben ...

Marrakesch

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... werden Schlangen beschworen, gepredigt und die Zukunft vorhergesagt, die Hände mit Henna verziert und zwischen Couscous-Garküchen auch traditionelle medizinische Behandlungen oder gar Zahnarzt-Dienste angeboten.

Marrakesch

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Doch die zahlreichen Touristen werden von der Unesco nicht nur als Chance, sondern auch als Bedrohung der kulturellen Vielfalt auf dem Platz gesehen - einer der Gründe, warum der Platz auf der Liste bedrohter Kulturgüter zu finden ist.

Auch Autoren, ob von Buch oder Film, ließen sich von der Vielfalt auf dem "Jamaa el-Fna" inspirieren: So taucht er unter anderem in Elias Canettis "Die Stimmen von Marrakesch" oder Bodo Kirchhoffs "Parlando" auf, hier wurden Teile des Hitchcock-Klassikers "Der Mann, der zu viel wusste" von 1956 gedreht. Der Markt war auch Schauplatz im Film "Sex and the City 2" mit Sarah Jessica Parker.

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Einen guten Ausblick auf dieses bunte Treiben bot das vor allem von Touristen gut besuchte Restaurant und Kaffeehaus "Argana", das traditionelle nordafrikanische Küche an den Geschmack der Urlauber anpasste. Genau dieses Restaurant suchten sich die Attentäter für ihren Anschlag auf den Jamaa el-Fna und auf den Tourismus in Marrakesch und ganz Marokko aus. Viele Besucher wurden unter den Trümmern begraben.

Touristen sitzen einen Tag nach dem Anschlag auf einer Terrasse gegenüber dem zerstörten Restaurant "Argana".

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Und während am Tag nach dem Attentat die ersten Touristen auf dem Platz schon wieder zur Kutschfahrt starten, ist das Unglück ...

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... selbst zur Touristenattraktion geworden: Von den Terrassen der gegenüberliegenden Restaurants aus schossen Touristen Fotos von einem Platz, dessen Name nun wieder statt an Gaukler an Tote erinnert.

© sueddeutsche.de, kaeb, mit Material von dpa
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