80 Jahre Golden Gate Bridge:"Ästhetischer Missgriff"

Die Golden Gate Bridge, als längste Hängebrücke der Welt geplant, hielten Kritiker für nicht realisierbar, unwirtschaftlich - und hässlich.

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Golden Gate Bridge San Francisco

Quelle: REUTERS

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Die Distanz schien lange unüberwindlich: Mehr als 1600 Meter Wasserstrecke trennt die Landzungen am "Golden Gate" zwischen Metropole und Marin County. Starke Strömungen branden durch die Meerenge zur Bucht von San Francisco. Um hier eine Brücke zu bauen, auch noch die längste Hängebrücke der Welt, müsse man mit astronomisch hohen Baukosten von 100 Millionen Dollar rechnen, unkten Kritiker. Außerdem fürchteten sie um die Standfestigkeit der Brücke bei Erdbeben. Zudem vermuteten Gegner, dass das Bauwerk die Schönheit der Meeresenge "Golden Gate" verschandeln würde, die Pläne seien ein "ästhetischer Missgriff": Deshalb protestierte auch Naturfotograf Ansel Adams, der in der Nähe aufgewachsen war, gegen den Bau - als die Golden Gate Bridge fertig war, änderte er jedoch seine Meinung. Adams Bilder von der Brücke sind inzwischen berühmt.

Auch die Fährleute waren wenig begeistert von den Plänen, schließlich mussten sie zurecht um ihr Monopol bangen. Doch ein Fähren-Boykott der Bevölkerung ließ sie einlenken.

Das US-Kriegsministerium wiederum sah in der Golden Gate Bridge vor allem ein mögliches Ziel von Feinden, die mit der Zerstörung der Brücke den Hafen von San Francisco blockieren könnten. Trotz aller Bedenken begannen die Arbeiten am 5. Januar 1933 - zwölf Jahre nachdem Chef-Ingenieur Joseph Strauss die ersten Pläne präsentiert hatte. Bei der Eröffnung der Brücke für den Straßenverkehr am 28.Mai 1937 triumphierte er: "Die Golden Gate Bridge, die Brücke, die nicht gebaut werden konnte und sollte, die das Kriegsministerium nicht erlauben wollte, die die Schönheit der Golden Gate ruinieren würde, steht vor Ihnen in ihrer majestätischen Pracht und widerlegt alle Kritiker."

Golden Gate Bridge San Francisco USA

Quelle: goldengate.org

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Mehr als zehn Baufirmen sollten länger als vier Jahre bis zur Fertigstellung der 811.500 Tonnen schweren Konstruktion benötigen. Mit etwa 35 Millionen Dollar war das Vorhaben nach heutigen Maßstäben noch "preiswert" - damit lag Strauss weit unter den befürchteten 100 Millionen Dollar.

Der Marin Turm wird 1935 fertiggestellt.

Golden Gate Bridge San Francisco USA

Quelle: goldengate.org

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Chef-Ingenieur Strauss war ein umsichtiger Bauleiter. Obwohl die Brücke so 130.000 Dollar mehr kostete, bestand er wegen der Arbeiten in großer Höhe und der Absturzgefahr auf einem Sicherheitsnetz.

Golden Gate Bridge San Francisco USA

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Das rettete 19 Männern das Leben. Diese gerade noch einmal Davongekommenen gründeten den "Half Way To Hell Club". Trotz Netz starben aber elf der 1500 Arbeiter beim Bau der Golden Gate Bridge.

Golden Gate Bridge San Francisco USA

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Am 18. November 1936 trafen die zwei Teile der Hauptverbindung in der Mitte aufeinander. Die Hängetrasse zwischen den zwei Pfeilern ist 1280 Meter lang. Mit den Auffahrten beträgt die Gesamtlänge der Golden Gate Bridge 2737 Meter. Damit war sie tatsächlich die längste Hängebrücke weltweit, bis der Rekord 27 Jahre später von der New Yorker Verrazano Narrows Bridge überboten wurde.

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Doch auch einen traurigen Rekord hält die Golden Gate Bridge: Von dem "Magneten für Selbstmörder" haben sich laut San Francisco Chronicle wahrscheinlich mehr als 1200 Menschen in den Tod gestürzt. Ein Sicherheitsnetz soll künftig die Fallenden auffangen.

Bauarbeiten an der Brücke im Jahr 1935

Golden Gate Bridge San Francisco USA

Quelle: goldengate.org

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Die Vollendung seines technischen Wunderwerks mit den eleganten Art-Déco-Formen am 19. April 1937 würdigte Joseph P. Strauss mit einem selbsterdachten Gedicht:

At last the mighty task is done;

Resplendent in the western sun

The Bridge looms mountain high;

Its titan piers grip ocean floor,

Its great steel arms link shore with shore,

Its towers pierce the sky.

Ingenieur Strauss, geboren 1870 im amerikanischen Bundesstaat Ohio, hat sein letztes großes Projekt nicht lange überlebt. Knapp ein Jahr nach der Eröffnung der Golden Gate Bridge erlag er einem Herzinfarkt. Eine Statue zu seinem Gedenken steht heute am südöstlichen Besucherzentrum.

Golden Gate Bridge San Francisco USA

Quelle: AP

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Am 27. Mai 1937 wurde mit dem "Pedestrian Day", dem "Tag für Fußgänger", die Brücke offiziell eröffnet und vom einstigen Widerstand gegen das Bauwerk war nichts mehr zu spüren, im Gegenteil: "Ein Collier von unvergleichlicher Schönheit wurde gestern um den lieblichen Hals von San Francisco gelegt", schwärmte Reporter Willis O'Brien im San Francisco Chronicle. 200.000 Menschen lösten fünf Cent teure Eintrittskarten für einen ersten Gang 67 Meter über dem Wasser und für einen Blick hinauf zu den Pfeilerspitzen, die 227 Meter über die Wasseroberfläche ragen.

Golden Gate Bridge San Francisco USA, 1937

Quelle: SCHERL

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Die Brücke hielt einen weiteren Besucheransturm aus, den zweiten "Pedestrian Day" zum 50. Geburtstag (im Bild der Eröffnungstag 1937): 300.000 Menschen strömten morgens um sechs Uhr von beiden Seiten auf die Brücke, weit mehr als erwartet. Die gewöhnlich leicht nach oben gebogene Fahrtrasse drückte sich unter ihrem Gewicht durch, die Verantwortlichen zitterten.

Golden Gate Bridge San Francisco USA

Quelle: goldengate.org

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Erst einen Tag nach den Fußgängern rollten am 28. Mai 1937 die ersten Autos über die Golden Gate Bridge. Ein Ereignis, das mit staatstragender Geste begleitet wurde: Punkt 12 Uhr betätigte US-Präsident Franklin D. Roosevelt im Weißen Haus eine Morsetaste, um der Welt das Ereignis zu verkünden. In diesem Augenblick erfüllte ungeheurer Lärm die Bucht: Sämtliche Feuersirenen San Franciscos heulten auf, die Kirchenglocken läuteten, Schiffe bliesen ihre Nebelhörner, heißt es in der Chronik der Brückenverwaltung.

Heute passieren täglich bis zu 6000 Radfahrer und etwa 110.000 Fahrzeuge die Brücke, für jedes Auto muss eine Gebühr bezahlt werden, mit der die Golden Gate Bridge finanziert wird. Schließlich muss allein ihr berühmter Anstrich ständig ausgebessert werden.

Golden Gate Bridge San Francisco USA

Quelle: dpa

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Eigentlich sollte die Brücke grau oder schwarz gestrichen werden, aber die Schutzfarbe "International Orange" fügte sich am besten in die Landschaft ein und hob die Konstruktion gleichzeitig von Pazifik und Himmel ab. Derzeit werden die beiden Hauptkabel, im Durchmesser knapp einen Meter dick, auf ganzer Länge frisch gestrichen - das erste Mal seit 1937, schließlich handelt es sich um 2332 Meter Kabel. Jeweils.

Wer übrigens die Brückenfarbe daheim verstreichen möchte, geht mit dieser Mischanleitung ins Geschäft: CMYK Farben C= Cyan: 0%, M =Magenta: 69%, Y =Yellow: 100%, K = Black: 6%.

© Süddeutsche.de/Katja Schnitzler, mit Material von dapd, dpa, tmn/dd/odg
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