Italienische Sehnsucht in Bozen:Tutto Natale

Von Hans Gasser

Alle sind in Südtirol! Während manche deutschen Touristen noch beim Törggelen sitzen, sich an neuem Wein und Schlachtplatte erfreuen, haben Gäste aus Norditalien längst ihr Lieblingsziel angesteuert: den Mercatino di Natale in Bolzano, wobei das verkleinernde "Mercatino" etwas in die Irre führt. Mit 80 Ständen am Waltherplatz und Ablegern in zwei Innenhöfen und am Rathausplatz ist der Bozner Christkindlmarkt kein Märktchen mehr. Am ersten Wochenende zählte die Stadtpolizei 190 große Reisebusse, die meisten aus norditalienischen Großstädten. Die Mischung aus Tiroler Brauchtum, Lichterglanz und kulinarischen Spezialitäten kommt dermaßen gut an, dass der Bozner Weihnachtsmarkt, 263 Meter über der Adria gelegen, ein äußerst wichtiger touristischer Faktor für die Stadt geworden ist. Es gibt ihn erst seit 1991, damals hat der Stadtrat sich dafür Unterstützung und Know-how direkt vom Nürnberger Christkindlesmarkt geholt.

Etwa ein Drittel der Stände bietet einheimische Produkte an, von Filzpantoffeln über blaue Schürzen bis zu geschnitzten Krippenfiguren. Wer es noch nie mit dem pappsüßen Glühwein hatte, kommt an einem Stand auf seine Kosten, an dem gute Südtiroler Weine ausgeschenkt werden. Täglich wird traditionelles Kunsthandwerk vorgeführt, ein Fixpunkt sind Lesungen von deutsch- und italienischsprachigen Autoren. Im Innenhof des Capitol-Kinos kann man mit Bäuerinnen Weihnachtsdeko basteln, italienische Fischgerichte gibt es am Rathausplatz, und an Wochenenden spielen Ensembles und Musikkapellen am Waltherplatz. Wer es vor Weihnachten nicht mehr schafft: Der Markt ist bis Dreikönig geöffnet.

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