Italien:Schmerzhaft schön

Clear water is seen in Venice Saint Mark's Basin due to less tourists, motorboats and pollution, as the spread of the coronavirus disease (COVID-19) continues, ahead of Earth Day

Nie war Venedig schöner. Doch seine Bewohner dürfen nur noch mit Maske, Handschuhen und gutem Grund raus - und nur im Umkreis von 200 Metern von zu Hause.

(Foto: REUTERS)

Unser Autor lebt in Venedig. Die Stadt hat im Mittelalter gegen die Pest gekämpft - und die Quarantäne erfunden. Heute ist die Abschottung in dieser Stadt eine so quälende wie lehrreiche Erfahrung.

Von Damiano Femfert, Venedig

Nie war Venedig schöner. Die Kreuzfahrtschiffe und die Touristen sind weg, die Natur ist frei, sich zu entfalten. Das Wasser der Kanäle ist so klar, dass man reinspringen möchte, Vögel erfreuen sich der Wärme und eines Himmels ohne Flugzeuge. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man glauben, auf den Kykladen zu sein. Doch es ist eine schmerzhafte Schönheit, denn während in der Stadt der Frühling aufblüht, verweilen wir Menschen weiter im Winter. Von unseren Fenstern aus blicken wir schwermütig nach draußen. Das Schauspiel, das sich dort vollzieht, lässt uns nur als Zuschauer teilnehmen. Immer strengere Gesetze verbieten es, grundlos das Haus zu verlassen, inzwischen nur noch mit Maske, Handschuhen und im Umkreis von 200 Metern von zu Hause. Wer sich nicht dran hält, riskiert nicht nur eine Geld-, sondern sogar eine Gefängnisstrafe. So geht das schon seit fünf Wochen, kein Ende ist in Sicht.

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