Ach, Italien! Endlich strömen sie wieder nach Süden, deine Fans! Nach zwei mageren Jahren, in denen Ostern und Weihnachten und Teile des Sommers ausgefallen waren, zumindest aus geschäftlicher Sicht, scheint es in diesem Frühling kein Halten zu geben. Bella Italia, wir kommen! Nein: Wir sind schon da.
Das konnte man gerade zu Ostern erleben, als es in den Laubengängen von Bozen kein Durchkommen gab, der Gardasee sich wieder fest in deutscher Hand befand und sogar die Fähren nach Sardinien und Elba trotz der hohen Preise ausgebucht waren.
Die Sehnsucht ist groß, und sie muss gestillt werden. Das gilt im Übrigen nicht nur für die deutschen Touristen. Auch Italiener reisen wieder an ihre Sehnsuchtsorte im eigenen Land, und da steht für viele der Lago di Braies ganz vorne auf der Liste, zu Deutsch: Pragser Wildsee.
Seit hier die Serie "Un passo dal cielo" gedreht wird, in der Terence Hill einen Förster spielt, wurde der Südtiroler Bergsee auf 1500 Metern zum Ziel der Massen. Im Sommer muss mittlerweile die schmale Straße gesperrt werden, weil mehr als 10 000 Menschen mit ihren Autos hinauf wollen, um sich vor dem blaugrünen Wasser zu knipsen.
Südtirol:Zum Freigeist
Gut essen, philosophieren und musizieren: Im Dorf Plawenn im Vinschgau gibt es ein kurioses Kulturwirtshaus - mit einem bemerkenswerten Gastgeber.
Offensichtlich ausgehungert durch Abstinenz während der Pandemie, in der Italiener über mehrere Monate nicht die eigene Region verlassen durften, strömten sie bereits jetzt zu Ostern zum Pragser Wildsee, der aber noch unter einer Eisschicht liegt. Die Liebe zu ihm scheint so groß zu sein, dass sich am Osterwochenende viele Gäste auf das dünne Eis wagten - und einbrachen.
Mindestens zehn Personen, darunter eine Frau mit einem sieben Monate alten Baby, mussten von der Feuerwehr und unter Einsatz von Hubschraubern aus dem Eiswasser gerettet werden. Ob es einfach nur Dummheit war oder ob die Menschen den Serientitel, der übersetzt "Einen Schritt vom Himmel entfernt" heißt, wörtlich nahmen? Es ging jedenfalls für alle, sogar für das stark unterkühlte Baby, noch einmal gut aus.
So gesehen sollten die italienischen Tourismuswerber von Enit vielleicht ihre gerade unterzeichnete Vereinbarung mit Netflix überdenken, wonach der Streaming-Anbieter mehr Serien in Italien drehen soll, um das Land noch populärer zu machen. Denn die Liebe der Set-Touristen geht offensichtlich bis zur Selbstaufgabe.