Italien:Kein Qualm am Stiefel

Das Land, wo die Zitronen blühen, soll rauchfrei werden. Zumindest, wenn der Qualm vom Tabak kommt.

Die Italiener, vor kurzem noch ein Volk fröhlicher Raucher, müssen sich auf einiges gefasst machen. Das neueste Rauchverbot in den Eurostar-Zügen ist da noch harmlos. Demnächst sollen sie sogar beim Espresso an der Bar auf die Zigarette verzichten.

Italien: Höchstens sieben Euro: Die Strafen für Rauchen im Zug in Italien sind eher niedrig.

Höchstens sieben Euro: Die Strafen für Rauchen im Zug in Italien sind eher niedrig.

(Foto: Foto: dpa)

Doch was sich Gesundheitsminister Girolamo Sirchia jetzt ausgedacht hat, geht noch einen Schritt weiter: Da sollen Eltern in Bella Italia dazu gebracht werden, nicht mehr vor ihren Kindern zu qualmen. Doch überraschend: Der erwartete Aufschrei der Empörung bleibt aus.

Vom Arzt über die Eltern zum Kind

Der Minister ließ es sich nicht nehmen, gleich selbst in einem der ersten Eurostars ohne Raucherabteile mitzufahren. Dort verkündete er: "Die ganz Jungen sind heute die wahre Beute der Tabak-Multis." Seine Idee: Die Haus- und Kinderärzte sollen auf die Eltern einwirken, ihren Sprösslingen mit gutem Beispiel voranzugehen - Rauchverzicht als Erziehungsmaßnahme. Immerhin 31 Prozent der männlichen Italiener sind Raucher.

Verbote sind so eine Sache

Wie so häufig ist das mit Verboten aber so eine Sache in Italien: Noch heute übersehen etwa viele Autofahrer souverän ihre Sicherheitsgurte, als gelte die Anschnallpflicht nur für Touristen. Eine Variante gibt es bei der Helmpflicht: Im vergleichsweise "disziplinierten" Norditalien greifen Motorradfahrer heute meist zum Helm - ab Neapel, im "wilden Süden", geben sich viele nach wie vor lieber frei um den Kopf.

"Wir Italiener lassen uns von unseren Regierungen zwar viel gefallen, im Alltag wollen wir aber unsere Freiheit", kommentiert ein Römer (Nichtraucher!) die Mission des Ministers.

Schon heute prangt das rote Rauchverbotsschild in vielen Cafébars der Hauptstadt. Und erstaunlich viele Römer halten sich daran. Vom nächsten Jahr an wird es Ernst: In Bars und Restaurants darf man nur noch in Extraräumen mit Entlüftung qualmen. "Sollen wir uns gegen unsere Gäste stellen?", fragt ein Barbesitzer ratlos.

Gegen die harte Linie

"Die nächste Zigarette? In Florenz!" überschreibt die Mailänder Zeitung Corriere della Sera die neuste Anti-Raucher-Kampagne im Zug. Vielleicht wird es aber auch eine Lösung der besonderen Art geben. "Ich rauche weiter und zahle einfach die Strafe", meint ein Passagier. Die Strafen sind nämlich recht gering, höchstens sieben Euro. Schließlich beteuert auch der Gesundheitsminister: "Ich bin gegen die harte Linie wie in den USA."

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