Italien: Emilia-Romagna:Addio Toskana!

Sicher, die Toskana bietet traumhafte Landschaften und pittoreske Städte, ist aber auch überlaufen und teuer. Kenner weichen in die Nachbarregion Emilia-Romagna aus, wo es beschaulicher zugeht und "molto italiano".

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Addio Toscana: Die Emilia-Romagna bietet Geheimtipps für Genießer

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Marco Montanari war schon oft mit seinem Leichtflugzeug über Italien geflogen. Über unendliche Weingärten und mittelalterliche Städtchen. Ein Flug aber ließ den in der Toskana sesshaft gewordenen Aussteiger erneut die Koffer packen: 2002 drehte er eine Runde bei Brisighella, und da war es um ihn geschehen. "Ich habe mich sofort verliebt", sagt der Schweizer. Brisighella und sein wildromantisches Umland am östlichen Ausläufer des Apennin haben viel von der Toskana - nur eins noch nicht: die Kehrseite des Ruhms. Es gibt keine Touristenmassen, keine mittelmäßigen Restaurants mit schwindelerregenden Preisen und keine überteuerten Edel-Herbergen.

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Die Emilia-Romagna rund um Brisighella ist unverfälscht, manchmal ein wenig spröde und ein bisschen verschlafen. Dabei ist Florenz gerade mal 88 Kilometer oder gut eineinhalb Stunden mit dem Zug entfernt. Bologna ist ebenso nur eine Autostunde entfernt wie die schier endlosen Adria-Strände und die quirlige Hafenstadt Ravenna. In den großen Städten und am Meer tobt das Leben, in Brisighella aber spazieren selbst in der Hochsaison nur wenige Touristen durch das "Centro storico" mit seinem weltweit einzigartigen Bogengang, der die bunt getünchten Palazzi im ersten Stock miteinander verbindet.

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Einst als Verteidigungsgang angelegt, nutzten die Einwohner die "Antica Via degli Asini" später als Zugang zu ihren Ställen. Über diesen "Eselsweg" gelangt man noch heute durch das steil ansteigende Gassengewirr hinauf zu drei Kreidefelsen, die das 8000-Seelen-Städtchen einrahmen. Auf dem ersten thront die Wallfahrtskirche "Monticino" aus dem 18. Jahrhundert, auf dem zweiten die 600 Jahre alte Festung "Manfrediana und Veneziana" und auf dem dritten ein etwas missratener Uhrenturm aus dem 19. Jahrhundert.

Olivenöl, Restaurant, EU

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Auf der Dreifelsen-Wanderung mit Blick auf das Lamonetal begegnet man selten ausländischen Touristen. Auch im Restaurant "Infinito" hoch über der Altstadt sitzen abends meist Italiener, die Brisighella vor allem wegen seines berühmten Olivenöls kennen. Die erste Olivenöl-Mühle bauten die Römer hier schon im zweiten Jahrhundert nach Christus, wo heute die romanische Kirche "Pieve del Tho'" steht. Nicht weit davon entfernt liegt die Genossenschaft an der alten Handelsstraße von Florenz Richtung Faenza, das für seine Keramik weltbekannt wurde. Die besten Oliven werden von den Bauern der Genossenschaft handgelesenen. Mit Hilfe einer aromaschonenden Methode wird dann das pfeffrig-scharfe Top-Öl "Brisighello" gewonnen.

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Dass es neben den herausragenden Olivenölen in der Region auch grandiose Weine gibt, ist Pionieren wie Marco Montanari zu verdanken. Der 60-Jährige und eine Handvoll anderer Winzer produzieren seit einigen Jahren in etwas höheren Lagen Sangiovese-Weine. Sie können es mittlerweile locker mit ihren berühmten Brüdern in der Toskana aufnehmen, kosten aber ebenso wie das Essen in den Top-Trattorien "La Casetta" und "La Cavallina" in Brisghella nicht einmal die Hälfte. Der Zahnarzt aus Baden bei Zürich war immer schon umtriebig. Er half bei der Organisation Ärzte ohne Grenzen in Krisengebieten, bereitete sich auf eine Weltumseglung vor und träumte vom Auswandern ins Chianti.

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Anders als viele Träumer ging Marco aber wirklich, kaufte einen verfallenen Weiler bei Radda und baute ihn in jahrelanger Kleinarbeit wieder auf. Nebenher begann er Wein zu machen und brachte es mit seinem "Chianti Classico Livernano" 1999 zur höchsten Auszeichnung "Tre Bichieri" (Drei Gläser) in der italienischen Weinbibel "Gambero Rosso".

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Die Emilia-Romagna ist wegen des Parma-Schinkens, der Tortellini-Pasta und des Aceto Balsamico aus Modena als Region für Genießer bekannt. Und wer schon einmal in den Gassen rund um die Piazza Maggiore in Bologna bei Feinkost Tamburini und den anderen Läden Fisch, Käse, Fleisch und Gemüse eingekauft hat, versteht, warum die Italiener die Stadt mit Arkadengängen um den Türmen auch "la Grassa" ("die Fette") nennen.

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Motorsportfans bekommen beim Gedanken an die Formel-1-Rennen im nahen Imola und der Rennwagenschmiede Ferrari in Maranello leuchtende Augen. Hier in der Apennin-Region aber kommen Aktiv-Urlauber auf ihre Kosten. Wanderer marschieren im Vena del Gesso "Romagnolo"-Park auf den Monte Mauro, um von dort an klaren Tagen bis auf das Meer und die Gipfel der Dolomiten zu schauen. Golfer finden bei Brisighella landschaftlich reizvolle Parcours. Die 24 Plätze der Region haben sich im Verband "Emilia-Romagna Golf" zusammengeschlossen. Rennradfahrer finden verkehrsarme Nebenstrecken, Mountainbiker unzählige Trails durch Gebirgsschluchten und Wälder. Wem das zu anstrengend ist, der leiht sich bei Marco einen seiner "Cinquento" für eine Spritztour zu einem Espresso auf die Piazza von Brisighella. Das ist "molto italiano" und mindestens so schön wie in der Toskana.

Der Palazzo del Podestà in Bologna

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© Bernhard Krieger, dpa/dd
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