Interview:Wie billig sind Billigflüge wirklich?

Wer billig kauft, kauft teuer. Das Bonmot gilt oft auch für vermeintlich billige Flugtickets. Falk Murko, Tourismusexperte der Stiftung Warentest, erläutert, wann sich derartige Angebote wirklich rechnen.

Interview: Thomas Grether

SZ: Umweltgruppen behaupten, Billig-Airlines generierten Luftverkehr, den es ansonsten nicht geben würde.

Murko: Das sehen wir auch so. Die Billig-Flieger locken Gäste an, die sonst nie geflogen wären. Sie würden entweder überhaupt nicht reisen - oder mit der umweltfreundlichen Bahn oder mit dem weniger umweltfreundlichen Auto.

SZ: Kurzurlauber beispielsweise zahlen, wenn sie günstig gebucht haben, 19 Euro pro Flugstrecke - aber ein Vielfaches für den Transport von und zum Flughafen.

Murko: Das überrascht viele Verbraucher, wie viel sie für An- und Abreise zu zahlen haben. Das betrifft vor allem Flughäfen, auf denen ausschließlich Billig-Airlines landen.

SZ: Wissen das die Verbraucher?

Murko: Wer im Internet bucht, ja, wegen ihrer guten Web-Sites loben wir die Airlines. Aber nicht jeder Reisende informiert sich gut und ist dann überrascht. Schließlich dauert der Transport in die City ziemlich lange.

SZ: Früher war Fliegen doch ein Transportmittel für Leute, die schnell von A nach B wollten.

Murko: Fliegen ist in den vergangenen Jahren viel langsamer geworden. Das liegt auch an den intensiven Sicherheitschecks nach dem 11. September. Deswegen muss man auch früher am Flughafen sein, um überhaupt noch mitgenommen zu werden.

SZ: Warum denkt der aufgeklärte Konsument dann nicht öfter darüber nach, Zug zu fahren?

Murko: Das ist eine Preisfrage. Man kann es Menschen nicht verübeln, dass sie jetzt fliegen, weil sie sich das früher nicht leisten konnten. Die Billigflieger werden deswegen weiterhin sehr erfolgreich sein, auch wenn nicht alle den derzeitigen Preiskampf überleben.

Wie billig sind Billigflüge wirklich?

SZ: Ehemalige Militärflughäfen subventionieren Billig-Airlines, um sie anzulocken. Ist das eine Entwicklung, die dem Verbraucher hilft?

Murko: Nein, das ist eine ganz unsinnige Entwicklung. Denn den Ausbau vom Militärflughafen zum Regional-Airport zahlt letzten Endes der Steuerzahler. Und der sollte ja eigentlich entlasten werden. Aber viele Lokal- und Regional-Politiker wollen sich profilieren und einen eigenen Airport haben. Doch in Deutschland haben wir genügend Flughäfen.

SZ: Lohnen sich Kurzurlaube, wenn man von kleineren Flughäfen aus fliegt?

Murko: Was den reinen Transport im Flugzeug angeht - ja. Früher war der Flug doppelt so teuer. Aber man sollte sich nichts vormachen. Kurztrips bleiben wegen der vielen Nebenausgaben am Urlaubsort sehr teuer.

SZ: Trotzdem leisten sich immer mehr Verbraucher die kurze Reise. Alles Besserverdiener?

Murko: Wir gehen davon aus. Auch beim Fliegen hat sich Smart Shopping durchgesetzt. Bei Aldi parken viele Mercedes-Fahrer. Und viele fahren auch mit der Nobel-Karosse zum Billigflieger - und was gespart wird, fließt in den Konsum am Urlaubsort.

SZ: Sie haben die Billig-Airlines getestet und die Werbepreise von 19 und 29 Euro pro Flugstrecke. Mit welchem Ergebnis?

Murko: Diese ¸¸Ab"-Preise gibt es nur ganz selten - aber es gibt sie. Das billigste Angebot war ein Hin- und Rückflug für 33 Euro. Aber die Durchschnittspreise liegen weit höher. Im Durchschnitt war Ryanair am billigsten mit 109 Euro hin und zurück, gefolgt von 112 Euro Easy Jet, 160 Euro Air Berlin, Condor 190 Euro. Aber die teureren Airlines fliegen auch von den teureren Flughäfen wie Frankfurt oder München.

SZ: Fanden Sie Angebote mit günstigem Hin- und teurem Rückflug?

Murko: Ja, das scheint eine Masche zu sein, die immer mehr in Mode kommt. Deswegen könnte es sich lohnen, zwei One-Way-Tickets bei verschiedenen Fluggesellschaften zu buchen.

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