Insel Cabrera Gran vor Mallorca:Geheimtipp für Spartaner

Cabrera Gran Spanien Balearen Insel

Hafenbucht von Cabrera Gran: Um das Neptungras am Meeresgrund nicht zu zerstören, dürfen Schiffe dort nicht ankern, sondern müssen an Bojen festgemacht werden.

(Foto: Photoart-Sicking - Fotolia)

Maximal 20 Personen, drei Wege und ein menschenleerer Strand: Cabrera Gran ist die kleinste bewohnte Balearen-Insel. Nun dürfen dort auch Touristen übernachten - solange sie ruhig bleiben.

Von Daniel Sprenger

Das Ausflugsboot kämpft sich durch die aufgewühlte See vor Mallorcas Südostküste. Seit der Abfahrt in Colònia de Sant Jordi legt es sich mal nach links, mal nach rechts. Das geht so über 18 Kilometer. Vor den ersten kleinen Felseninseln des Nationalparks Cabrera kommt das Meer noch einmal so richtig in Wallung. Dann biegt das Boot in den Hafen ein. Es ist wie in einem Whirlpool, der plötzlich ausgeschaltet wird: Jetzt dümpeln wir in einer Badewanne. Kaum noch Wind geht, als wir an der kurzen Mole anlegen.

"Ihr müsst die beiden für die Herberge sein", begrüßt uns ein Mann mit Sonnenbrille. Mit Wanderrucksäcken, der prall gefüllten Tüte mit Lebensmitteln und den zwei Sechs-Liter-Wasserkanistern unterscheiden wir uns deutlich von den anderen gut 40 Touristen. Diese kommen für knapp drei Stunden nach Cabrera. Wir für fast drei Tage.

Seit Mitte April erst gibt es eine Unterkunft auf der kleinsten bewohnten Balearen-Insel. Auf Geheiß des spanischen Umweltministeriums wurden früher vom Militär genutzte Baracken in zwölf Doppelzimmer umgebaut. "Damit auch Leute ohne eigenes Boot hier über Nacht bleiben können", sagt der Mann mit Sonnenbrille, der sich als Jorge Santi vorstellt. Er ist Kapitän der Guardia Civil und arbeitet für die Parkverwaltung. Jetzt ruft er die Herbergschefin an und sagt ihr, dass die Gäste da sind.

Die übrigen Ausflügler steigen im Pulk zur Burg auf. Ranger David Parejodb hatte ihnen an der Mole eine Art Gebrauchsanweisung für den Kurzbesuch gegeben: Im Nationalpark stehen Flora und Fauna unter besonderem Schutz. Die drei Wege, die es gibt - zum Kastell, zum Strand und zum Museum - dürfen auf keinen Fall verlassen werden. Zudem muss der Müll mit zurück aufs Boot genommen werden.

Wir setzen uns erst mal unter das Strohdach der einzigen Bar der Insel, die Cantina heißt, und bestellen Café con leche. Drei Beamte der Guardia Civil fahren mit einem Geländewagen vor, dessen vordere Stoßstange fehlt. Auch die Brandschützer der Forstbehörde haben Mittagspause. Das Ausflugsboot legt wieder ab. Wir bleiben.

Inma Gimeno, braun gelocktes Haar, tiefe Stimme und um die 30, bringt ihre Gäste im Geländewagen den einen Kilometer vom Hafen zur Herberge - über eine arge Schlaglochpiste. "Auf Cabrera ist alles ein bisschen rustikaler", sagt sie lächelnd. Unser Zimmer ist ein kleines Quadrat mit angeschlossenem Rechteck, dem Bad. Alles ist auf dem neuesten Stand, aber sehr karg. Kein Bildschmuck an den Wänden, nur eine Neonröhre an der Decke

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