Innenminister lässt nachbessern:Keine Körperscanner an deutschen Flughäfen

Schon Falten in der Kleidung und Schweißflecken unter den Achseln lösten beim Test am Hamburger Flughafen Alarm aus. Die hohe Fehlerquote brachte nun das Aus für Körperscanner an deutschen Airports - zumindest vorerst.

Bis Ende Juli konnten Passagiere am Hamburger Flughafen wählen, ob sie den konventionellen Metalldetektor samt Nachkontrolle durch einen Sicherheitsbeamten bevorzugten oder sich drei Sekunden lang in einen Körperscanner stellen wollten. Zweiteres versprach eine schnellere Kontrolle. Doch mehr als die Hälfte der Passagiere wurde enttäuscht: Wegen Fehlalarmen mussten sie doch noch per Hand nachkontrolliert werden.

Daher hat nun Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) entschieden: An deutschen Flughäfen wird es zunächst keine Körperscanner geben. Für einen flächendeckenden Einsatz sei es noch zu früh - die Geräte produzierten bislang zu häufig Fehlalarme, die aufwendige Nachkontrollen nötig machten. Dies ergab die Auswertung der zehnmonatigen Testphase mit zwei Geräten am Flughafen Hamburg

Die Software der Scanner werde jetzt weiterentwickelt. Wann die Körperscanner wieder an deutschen Flughäfen getestet und letztlich eingeführt werden, ist offen. Im Prinzip hält Friedrich aber an dem Ziel fest, die Scanner auch in Deutschland einzusetzen. Die Geräte seien grundsätzlich geeignet, die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen zu verbessern, hieß es in einer Mitteilung. Jedoch sei die Technologie noch nicht weit genug ausgereift.

Bis Ende Juli hatten mehr als 800.000 Passagiere die Scanner am Flughafen Hamburg freiwillig genutzt. In rund der Hälfte der Fälle (49 Prozent) gab es dabei Fehlalarme, hieß es aus Kreisen des Bundesinnenministeriums. Bei weiteren 15 Prozent handelte es sich um echten Alarm - bei fünf Prozent blieb die Ursache für die Meldung unklar. Nur in 31 Prozent der Gesamtfälle gab das Gerät grünes Licht, weil es nichts Verdächtiges bei dem Passagier gefunden hatte.

Alarm hatten bereits Falten in der Kleidung oder Schweißflecken unter den Achseln ausgelöst. Passagiere, die bei dieser elektronischen Prüfung aufgefallen waren, mussten danach aufwendig per Hand abermals kontrolliert werden. Damit wurde die Passagierabfertigung verzögert statt beschleunigt und somit ein wichtiges Ziel der Scanner verfehlt.

Die in Hamburg eingesetzten Geräte vom Typ L-3 ProVision ATD arbeiten mit aktiver Millimeterwellentechnik - etwa wie eine Wärmebildkamera. Der L-3 ProVision ATD produziert keine Körperbilder mit Konturen, sondern zeigt eine Art Strichmännchen an. Verdächtige Gegenstände erscheinen als gelbes Quadrat auf dem Piktogramm. Körperscanner mit Röntgenstrahlen werden in Deutschland nicht verwendet.

Auslöser für den bundesweit ersten und bislang einzigen Feldtest war der vereitelte Sprengstoffanschlag eines Nigerianers auf ein US-Passagierflugzeug Ende 2009. Der Mann hatte den Sprengstoff in seiner Unterhose versteckt und wollte mit dem Gemisch aus Pulver und Flüssigkeit die Maschine abstürzen lassen. Die üblichen Sicherheitsschleusen mit Metalldetektoren finden solche Stoffe nicht. Im Gegensatz dazu entdeckten Scanner mit hoher Treffsicherheit versteckte Keramikmesser und flüssige oder pulverförmige Sprengstoffe, hieß es aus dem Ministerium.

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