Die Inszenierung beginnt um 5.30 Uhr, noch ist tiefschwarze Nacht auf dem Penanjakan. Der 2700 Meter hohe Berg auf der indonesischen Insel Java ist so etwas wie der Zuschauerraum für eine Vorstellung, die jeden Morgen um dieselbe Zeit ihren Anfang nimmt.
Indonesien:Es muss nicht immer Bali sein
Der Inselstaat Indonesien besteht aus mehr als 13.000 verschiedenen Inseln - Bali ist also nur eine reizvolle Alternative unter vielen.
Auf einer Plattform versammeln sich Menschen, um gebannt auf die Bühne zu starren, die aus den Vulkanen Bromo, Batok und Mahameru besteht, die wie auf einer Perlenschnur aufgereiht wirken. Links vom Publikum befindet sich der große Scheinwerfer. Er heißt Sonne und ist noch nicht angeknipst.
Java liegt in den Tropen, doch hier ist es acht Grad kalt, und der Gedanke wärmt, einem fliegenden Händler für ein paar Stunden eine gefütterte Mietjacke abgenommen zu haben.
Langsam werden die Silhouetten der Vulkane nun sichtbar. Der knapp 3700 Meter hohe Mahameru, der auch Semeru genannt wird, überragt die anderen. So muss ein Vulkan aussehen: Perfekter Kegel - und er raucht auch noch.
Aktive Vulkane en masse, die Unglück über die Menschen bringen, gehören zur bevölkerungsreichen Insel Java genauso wie die Tempel aller wichtigen Religionen. Dazu kommen Tropenhölzer, die in den Himmel wachsen, Strände wie aus der Kinowerbung und Lkw-Fahrer, die gerne vor einer Haarnadelkurve auf die Überholspur wechseln.
Auf dem Weg nach Solo City, wie die Menschen die Stadt Surakarta mit ihren 600. 000 Einwohnern nennen, knattern Heerscharen von Mopeds umher. Offensichtlich sind alle 130 Millionen Bewohner Javas gerade unterwegs nach irgendwohin. Wer nicht wild gestikuliert und redet, widmet sich dem heimischen Nationalsport: Eine SMS zu verschicken, kostet nur 0,1 Rupiah. Ein Euro hat etwa den Gegenwert von 15.400 Rupiah. Da lässt sich elektronisch noch viel bereden, auch wenn ein Indonesier im Durchschnitt gerade mal 80 Euro im Monat verdient.
Buddhas ohne Kopf
Die Top-Sehenswürdigkeit Javas ist Borobudur. Hier fehlen vielen Buddhas die Köpfe - "geklaut", sagt Führer Hanafi lapidar und zuckt mit den Schultern. Borobudur ist Teil des Unesco-Welterbes und gilt als größte buddhistische Tempelanlage der Welt. Die moslemische Regierung Indonesiens ist stolz auf Borobudur - sie hat die Ausgrabungen mit umgerechnet rund 20 Millionen Euro unterstützt und betrachtet die Tempelanlage als nationales Kulturerbe.
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"Dieselbe Einstellung finden Sie nicht weit von hier in Prambanan", sagt Hanafi. Indonesiens größte Hindu-Tempelanlage ist ebenso Unesco-Welterbe und hat eine doppelte Bürde zu tragen. Denn die Tempelstadt, in der die Gottheiten Shiva, Vishnu und Brahma verehrt werden, wurde schon kurz nach der Fertigstellung um das Jahr 850 verlassen, und der Verfall begann. 2006 richtete ein Erdbeben der Stärke 5,8 dann große Schäden an und gab der Anlage den Rest. "In einigen Jahren soll alles restauriert sein", sagt ein Arbeiter. Doch angesichts der 224 zerstörten Nebenschreine, die wie ein steinerner Gürtel um die acht Haupttempel herum liegen, darf man skeptisch sein.
Der Blick geht zum Tempel der Gottheit Shiva, im Hinduismus der Zerstörer. Er hatte in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Oberwasser und scheint ganze Arbeit geleistet zu haben. Doch da ist ja noch Brahma, der Schöpfer. Und somit besteht die Hoffnung, dass irgendwann einmal die Schönheit des Ortes wieder makellos erstrahlt.
Lombok - Balis "kleine Schwester"
Ein lohnendes Ziel für Indonesien-Gäste ist auch die Insel Lombok, die "kleine Schwester" von Bali. Sie ist ursprünglicher, ruhiger und längst nicht so überlaufen wie ihr Nachbar - rund 80 Prozent der Indonesien-Gäste aus Europa besuchen Bali.
Auf Lombok passt sich auch der Tourist schnell dem gemächlichen Leben der Bewohner an. Nach zwei Tagen entspricht der Tagesrhythmus im Strandhotel dem Muster von Ameisen, die einer Süß-Spur folgen: Morgens alle nach rechts zum Frühstück unter Palmen, anderthalb Stunden später alle nach vorn zum Pool und Strand, nachmittags dann nach links in die Wohnhütten.
Schnorcheln vor den Gili Islands
Wer dies drei Tage lang erlebt hat und einen Schnorcheltag einlegen möchte, ist auf den Gili Islands bestens aufgehoben, die Lombok vorgelagert sind. Die drei winzigen Inseln Air, Meno und Trawangan galten bis vor einiger Zeit als Paradiese für Rucksackreisende und Aussteiger, die ruhig und preiswert leben wollten.
Mittlerweile zieht es auch andere Besucher dorthin - wer nur einen Tagesausflug machen möchte, um den bunten Fischen nahe zu sein, fährt in 30 Minuten per Boot rüber. Will man über Nacht bleiben, hat man einfache Herbergen ebenso zur Auswahl wie luxuriöse Unterkünfte.
Man kann aber auch schauen, wie die Einheimischen leben - und ganz nebenbei etwas für das lokale Kunsthandwerk tun. Im Dorf Sukarara zum Beispiel haben mehrere Familien Talente im Schneidern entfaltet. Frauen sitzen hier an primitiven Webstühlen und produzieren Sarongs aus bunten fließenden Stoffen und Lambungs, traditionelle Oberteile. Wenige Kilometer entfernt gibt es ein anderes Dorf namens Banyumulek. Dort töpfert jeder, wie sich an den Verkaufsständen erkennen lässt.