Indischer Ozean:Streit um das Image

Die Malediven vermarkten sich als Paradies, doch im Land gärt es. Nun wirft der Tourismusminister des Inselstaates westlichen Medien eine Kampagne vor.

Von Hans Gasser

Palmen, weiße Sandstrände, türkisfarbenes Wasser. Und man muss nicht einmal eine Taucherbrille aufsetzen, um die fantastisch bunte Meerestier-Vielfalt zu beobachten. Es gibt Wasserbungalows mit verglasten Böden, unter denen Rochen, Haie, Napoleonfische und Schildkröten wie im Aquarium herumschwimmen. Die Malediven mit ihren 1200 Koralleninseln im Indischen Ozean sind für viele Urlauber ein Sehnsuchtsziel. Als solches präsentierte sich das islamische Land vergangene Woche auf der Tourismusmesse ITB in Berlin.

Aber der Inselstaat hat auch eine andere, dunklere Seite, von der die Regierung unter Präsident Abdulla Yameen so gut wie möglich abzulenken versucht. Zahlreiche Oppositionspolitiker sind in Haft, politische Demonstrationen in der Hauptstadt Malé werden oft gewaltsam aufgelöst. Der erste demokratisch gewählte Präsident der Malediven, Mohamed Nasheed, wurde vergangenes Jahr in einem umstrittenen Verfahren zu 13 Jahren Haft verurteilt. Auf internationalen Druck hin wurde ihm im Januar dieses Jahres eine befristete Ausreise nach London erlaubt, um sich dort einer Rückenoperation zu unterziehen. Ob er auf die Malediven zurückkehrt, lässt Nasheed offen, zumal er bereits unter dem 30 Jahre lang regierenden Vorgänger-Präsidenten Maumoon Abdul Gayoom mehrmals in Haft und Opfer von Folter war.

Der jetzige Präsident Yameen ist ein Halbbruder von Gayoom und setzt dessen autokratische Politik fort. "Die Demokratie ist tot auf den Malediven. Es können keine Wahlen stattfinden. Alle Oppositionsführer sitzen in Haft oder auf der Anklagebank", sagte die Menschenrechtsanwältin Amal Clooney, die Nasheed vertritt, dem Deutschlandfunk. Gleichzeitig nimmt die religiöse Radikalisierung in dem islamischen Land zu. Viele Malediver sind ausgereist, um für den IS zu kämpfen. Vor kurzem ist der Chef der konservativen islamischen Partei zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden.

Der Tourismusminister Moosa Zameer konterte auf der ITB, es sei noch nie ein Tourist durch eine gewaltsame Straftat auf den Malediven umgekommen. "Mit einer politischen Kampagne soll das Image des Landes getrübt werden", so der Minister. Besonders die deutsche Presse verdrehe die Wahrheit. Der Tourismus ist die wichtigste Einkommensquelle in dem Land. Eine Million Besucher kommen pro Jahr, darunter 100 000 Deutsche.

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