Welches Bild machen wir uns von den Bergen? Die Gesichter der Gipfel sind mindestens genauso vielfältig wie die der Menschen, die in der rauen Bergwelt leben. 3000 Fotografen aus hundert Ländern haben ihre Motive beim International Mountain Summit Fotowettbewerb 2017 zur Wahl gestellt - hier sehen Sie die Siegerbilder der Jury. "Light belongs to Heaven", Sergio Tapiro Velasco: Ausbruch des Vulkans Colima in Mexiko Bergfoto des Jahres 2017 Im Fotografen-Himmel wähnt sich in diesem Jahr bestimmt Sergio Tapiro Velasco. Im Januar war er nur zwölf Kilometer vom Krater entfernt, als der Colima ausbrach: "Ich hörte auf einmal einen großen lauten Knall, dann sah ich die heiße Lava den Berg hinunterfließen und die riesige Aschewolke, die sich in den Himmel erhob", berichtet er. Statt zu erstarren oder zu fliehen, fotografierte Velasco und hielt ein atemberaubend schönes Naturphänomen fest: In der aufsteigenden Aschewolke entlädt sich die durch den Gasdruck entstandene Spannung in Blitzen, während darunter Lava die Nacht erleuchtet. Seit mehr als zehn Jahren beobachtet der Fotograf den Vulkan, der der aktivste in Mexiko ist - und dieser belohnt seine Treue mehrfach: Velasco hatte in diesem Jahr bereits bei einem anderen Wettbewerb Erfolg, er wurde ...
... "National Geographic Travel Photographer 2017" (hier finden Sie weitere Siegerbilder) und belegte mit diesem Motiv zudem den ersten Platz in der Kategorie Natur: Dieses Bild mit einem 600 Meter langen Blitz stammt bereits aus dem Jahr 2015, Velasco nannte es "The power of nature", und: "Es ist die Aufnahme meines Lebens". Welches seiner Vulkanporträts nun spektakulärer ist, mag jeder selbst entscheiden. Doch beim IMS-Wettbewerb wurden nicht nur Naturgewalten in den Bergen gewürdigt, sondern auch ganz stille Momente.
"Stockness Night", Maurizio Casula: der Berg Klifatindur in Island Kategorie Mountain Water In dieser Sparte dürfen die Motive zwar Wasser in jedem Zustand zeigen, als Regen, Schnee oder in Wasserfällen. Besonders beeindruckt war die Jury aber von diesem klassischen Spiegelmotiv. Vielleicht erging es ihr so wie dem Fotografen, der sagt: "Ich nahm dieses Foto bei meiner ersten Reise in Island auf und fühlte sofort einen inneren Frieden, den ich noch nie zuvor gespürt hatte." Ähnlich meditativ ist ein weiteres Siegerfoto ...
"Far Away", Jona Salcher: auf der Seceda in den Dolomiten Kategorie Mountain Nature Das Wetter in den Bergen kann sich von einem Augenblick zum nächsten ändern und hält so auch schöne Überraschungen bereit: "Als wir dem Gipfel ganz nah waren, öffnete sich plötzlich die Nebelfront. Dieses Bild fesselte mich und ließ mich nicht mehr los", sagt der Fotograf. Kein Wunder, scheinen sich die Gipfel doch aus dem Nebel emporzuschieben, unter den staunenden Blicken des Wanderers. Nicht nur um Besucher der Berge, sondern vor allem um Menschen, die auf und mit ihnen leben, geht es in der nächsten Kategorie.
"Wind-hardened", Anton Yankovyi: Himalaya, Nepal Kategorie Mountain Faces "Ich traf diesen Jungen in Nepal am Fuße des Manaslu", erzählt Yankovyi. Nirgendwo sonst habe er einen so unabhängigen und selbstbewussten Jungen getroffen. Selbst in der Fotografie hat dieser den Betrachter ruhig, aber fest im Blick. Während die einen - wie dieser Junge - vom harten Leben in den Bergen geformt werden, gehen andere dort aus Spaß an ihre Grenzen.
"Into the Sky", Patrick Steiner: am Arlberg, Österreich Kategorie Mountain Action Die Schwerkraft scheint aufgehoben und der Boarder macht den Eindruck, auf der Wolkendecke landen zu wollen. Kurz nach dieser Aufnahme bei Sonnenuntergang verhüllte der Nebel auch den Gipfel. Während sich Sportler oft der Illusion hingeben, dass ein Berg bezwingbar sein könnte, zeigt dieser doch, wie klein ein Mensch tatsächlich ist ...
"A gentle mouth to rest within", Chistine Trebo: am Gran Cir in den Dolomiten Kategorie Mountain Mobile Nach einer langen Tour entstand dieses Foto, das leicht surreal anmutet, scheinen sich die Wanderer doch vertrauensvoll in einem weit aufgerissenen Felsmaul auszuruhen. Zweimal muss man auch beim Siegerbild in der letzten Kategorie hinsehen ...
"Prayer Flag", Sebastian Wahlhuetter: am Peilstein, Österreich Kategorie Team Spirit Sind das nicht ...? Ach, das sind ja ...! Was aussieht wie tibetische Gebetsfahnen, sind tatsächlich Slackliner aus Wien, die für den Fotografen über der Schlucht am Seil hängen. "Im Himalaya ist es Tradition, dass auf den Gipfeln Fahnen als Zeichen von Frieden, Mitgefühl, Stärke und Weisheit aufgehängt werden. In unserem Projekt haben wir auch in Österreich eine Fahne kreieren wollen, die Harmonie und Frieden verdeutlichen soll", erklärt Wahlhuetter. Mit dem Preisgeld für dieses Gemeinschaftskunstwerk am Berg unterstützt der International Mountain Summit das Laureus-Projekt Schneetiger: Diese Initiative ermöglicht etwa Kindern mit Behinderung, Wintersport machen zu können. Und die Berge in der Gemeinschaft zu erleben. Alle Siegerbilder sowie die Zweitplatzierten finden Sie hier.