Das Alto Ticino wird von vielen Urlaubern nur durchfahren. Dabei entgeht ihnen ein Weg durch das Gotthard-Massiv, der die Quellen von Rhein, Rhone, Reuss und Ticino verbindet. Und ein Schinken, der beim Reifen vor Dieben geschützt werden muss.
Sie sieht aus wie ein schief gezogener Londoner Doppelstockbus auf Schienen. Die leuchtend rote Ritombahn ist mit 87,8 Prozent Steigung auf knapp 800 Metern eine der steilsten Standseilbahnen der Welt. Schnell gewinnt sie von Piotta aus an Höhe, hinauf zum Lago Ritom. Die Fahrzeuge unten auf der Gotthard-Autobahn A2 wirken winzig. Ob die Insassen ahnen, was ihnen entgeht, wenn sie das Alto Ticino, das Hoch-Tessin, auf dem Weg von und zu den oberitalienischen Seen durchrasen?
Von jeher war der nordöstliche Teil des Kantons Tessin ein Transitland. Doch ein Aufenthalt links und rechts der rund 60 Kilometer langen Strecke zwischen der Gotthardpasshöhe im Herzen der Alpen und der malerischen Burgenstadt Bellinzona, auch Schlüssel und Tor zu Italien genannt und Hauptstadt des Kantons, lohnt: Wer sich Zeit lässt, entdeckt anspruchsvolle Skipisten weiter oben, stille Almen, glasklare Bergseen, romanische Baudenkmäler sowie die leicht zu erwandernden grünen Täler Leventina, Blenio und Riviera.