Iguaçu:Höher, breiter, schöner

Die Wasserfälle von Iguaçu sind breiter als die Victoria-Fälle und höher als die Niagara-Fälle. Bei Abseil-Abenteuern, Schnellbootfahrten oder Hubschrauberflügen verstummen sogar die Mutigsten.

Plácido versucht den Urlauber zu beruhigen, aber der Blick in die 50 Meter tiefe Schlucht nahe den Iguaçu-Wasserfällen treibt bei Ulrich Kross den Adrenalinspiegel hoch. Der Student prüft das Seil und lässt sich langsam herab.

Iguaçu; dpa/gms

Die Iguaçu-Fälle machen beim Näherkommen einen enormen Lärm.

(Foto: Foto: dpa/gms)

Dann ist alle Angst vergessen, denn seine Aufmerksamkeit ist nun allein den Wasserfällen gewidmet, die hinter ihm in die Tiefe stürzen. Die Iguaçu-Wasserfälle im Dschungelgebiet an der Grenze zwischen Brasilien und Argentinien erstrecken sich über fast vier Kilometer.

Je nach Jahreszeit machen bis zu 200 einzelne "Cataratas" (Wasserfälle) einen enormen Lärm. Schillernde Regenbögen bilden sich immer wieder im feinen Sprühnebel der Wassermengen.

Die Cataratas do Iguaçu sind breiter als die Victoria-Fälle in Afrika und höher als die Niagara-Fälle in Nordamerika. Und auf jeden Fall gehören sie mit ihrer Urwaldszenerie zu den schönsten Wasserfällen der Welt.

Kollektiver Aufschrei

Davon ist auch Ulrich Kross überzeugt. Der Berliner gibt nun Seil nach, stößt sich von den moosigen Felsen ab und lässt sich zum Ufer hinab. Dort wartet ein Schnellboot, um die Urlauber unter die Fälle zu bringen. Je näher es den Wassermassen kommt, desto größere Wellen schlagen über das Boot.

Nur mit Mühe kann es sich den kleineren Fällen nähern und fährt in sie hinein. Die Touristen schreien auf: Das Wasser ist eiskalt. Dann richten sich alle Blicke zur Garganta do Diablo am Ende der Schlucht, zum "Teufelsrachen", wo aus 70 Metern bis zu 13 000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde herabstürzen.

Jährlich zieht das Naturspektakel rund fünf Millionen Urlauber an. Die meisten bestaunen die Fälle von Laufstegen und Plattformen aus, obwohl seit inzwischen Safari-Unternehmen auch die Abseil-Abenteuer, Schnellbootfahrten und Rafting-Touren anbieten.

Als Höhepunkt gelten auch zehnminütige Hubschrauberflüge für rund 60 US-Dollar (etwa 50 Euro) pro Person. Außerdem gibt es Jeep- und Fahrradsafaris durch den Dschungel.

Urwaldriesen, Lianen, Farne

Der Weg durch den Urwald bis zum oberen Verlauf des Flusses Paraná, der wenige Kilometer später in die Tiefe stürzt und erst von dort an den Namen Iguaçu trägt, ist gesäumt von Urwaldriesen, Lianen, Farnen und bunten Orchideen. Tukane, Papageien und Kolibris sind zu sehen. Auch Affen und Tapire sind hier zu Hause.

Nach zwei Stunden holt ein Jeep die Radler wieder ab. Es geht weiter zum 20 Kilometer entfernten Stausee von Itaipú, das bis vor zwei Jahren größte Wasserkraftwerk der Welt. "Der acht Kilometer lange und 196 Meter hohe Staudamm hält beinahe die zweieinhalbfache Wassermenge des Bodensees", erklärt Reiseführer Elio Martins.

Der Bau des gigantischen Betonklotzes hat zwar Indianerstämmen das Land geraubt. Doch hat Itaipú auch verhindert, dass Brasilens Regierung die Iguaçu-Fälle - wie einst geplant - zum Wasserkraftwerk umbauen ließ. Die Schönheit der Cataratas konnte damit erhalten werden.

Informationen: Brasilianisches Fremdenverkehrsamt, Börsenplatz 4, 60313 Frankfurt (Tel.: 069/21 97 15 57).

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