Was unternehmen Sie?
Zuerst sammeln wir Beweise, dass die Klagen eines Zimmermädchens über schlimme Arbeitsbedingungen oder Belästigungen einen triftigen Grund haben. Dann gehen wir auf den Manager zu und fragen, wie er dazu steht. Wenn er nicht handelt, indem er etwa einen Gast ermahnt, sich anständig zu verhalten, berichten wir auf unserer Facebookseite darüber. Wir haben viele Follower, also kann das rufschädigend für das Hotel sein. Gleichzeitig machen wir in der Öffentlichkeit Druck. Wir protestieren auf der Straße, bilden Menschenketten am Strand, organisieren Beerdigungen, auf denen die Qualität eines Hotels zu Grabe getragen wird. Aber wir tanzen auch viel, protestieren spielerisch und vielseitig, wollen kein Jammerverein sein.
Eine "Kellys"-Delegation hat den ehemaligen Ministerpräsidenten Rajoy getroffen. Mit Erfolg?
Zumindest hatten wir dadurch viel mediale Aufmerksamkeit. Wir artikulieren uns sehr klar, der Protest ist verständlich, und jeder kann nachvollziehen, was uns stört. Die neue sozialistische Regierung hat nun immerhin einen Aktionsplan gegen Ausbeutung vorgelegt.
Sie haben eine Zimmermädchen-Gewerkschaft gegründet, die sie "Las Kellys" nennen. Das kommt von "Las que limpian" und bedeutet so viel wie: "Die, die saubermachen".
(Foto: Pau Barrena /AFP)Ihr Einsatz ist mutig und selbstbewusst. Für Gäste sind Zimmermädchen ja meist unsichtbare, umherhuschende Wesen.
Klar, aber mit einem schüchternen Stimmchen kommt man nicht durch, wenn man etwas verändern will. Man braucht Kraft und Durchhaltewillen. Wenn ich rede, wissen alle, wer vor ihnen steht. Auf Lanzarote können wir aufmüpfiger sein als auf dem Festland, weil auf der Insel Arbeitskräfte fehlen. In Madrid wird man dagegen schnell rausgeworfen, weil es genügend Ersatz gibt. Allerdings sind wir keine Gewerkschaft. Unser Kampf wird von einzelnen Personen getragen. Wenn die resignieren, ist der Protest schnell zerschlagen. Viele Zimmermädchen sind eifrig bei der Sache, wollen aber lieber anonym bleiben. Sie haben Angst, noch mehr Druck zu kriegen.
Können auch Touristen etwas tun, um die Lage der Zimmermädchen zu verbessern?
Auf jeden Fall. Sie können sich erkundigen, ob der Zimmerservice externalisiert ist, und wenn ja, nicht in dem Hotel absteigen, um die Ausbeutung nicht zu unterstützen. Das klingt vielleicht naiv, aber man merkt schon, dass das Interesse an Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit gestiegen ist. Gerade die deutschen Urlauber sind sich der Probleme besonders bewusst. Der verantwortungsbewusste Tourist ist auf dem Vormarsch.
Was bedeutet Ihnen der Preis für Menschenrechte im Tourismus?
Sehr viel. Die Auszeichnung ist bekannt und international, dadurch fühlen wir uns unterstützt. Manchmal sind wir uns nicht sicher, ob wir alles richtig machen. So ein Preis gibt uns Selbstvertrauen. Er bestärkt uns darin: Ja, wir sind auf einem guten Weg. Wir kämpfen.