Ein zweckmäßiges Hotel zu finden, das auch noch schön und insgesamt angenehm ist: Das ist die eine Sache. Dann ein Zimmer zu buchen, ohne dafür mehr zu zahlen als andere: Das ist die andere Sache. Die Lösung versprechen diverse Anbieter im Internet. Was leisten sie? Was können sie leisten? Was leisten sie sich? Die Süddeutsche Zeitung beantwortet die wichtigsten Fragen. Was ist ein Hotelportal? Die klassischen Hotelportale wie hrs.de oder hotel.de bieten Beschreibungen von Unterkünften an, die sich online reservieren lassen. Das geht vom Computer aus, aber auch mobil per Handy, Blackberry oder iPhone. Etwa 90 Prozent aller Hotels in Deutschland sind auf diese Weise buchbar. Marktführer HRS hat 250.000 Hotels in 180 Ländern auf seiner Internetseite. Daneben gibt es auf Bewertungen spezialisierte Portale wie Qype oder Holidaycheck, die unter anderem Meinungen ihrer Nutzer über Hotels veröffentlichen, die sich dann oft gleich buchen lassen.
Wie nützlich sind Bewertungen? Grundsätzlich ist es natürlich vorteilhaft, vor dem Aufenthalt in einem Hotel zu erfahren, was andere dort schon erlebt haben. Beim Lesen von Bewertungen sollte man aber auch seinen gesunden Menschenverstand nutzen. Beiträge, in denen die tollen Zimmer, das supernette Personal und das köstliche Frühstück gelobt werden, sind wenig informativ. Wertvoller ist es schon, wenn sich bestimmte Details in mehreren Bewertungen wiederfinden: der überfüllte Frühstücksraum, Fliegen auf dem Buffet, das lange nicht renovierte Zimmer, das Bad mit hellgrünen Fliesen voller Kalkablagerungen, die Bar, in der es nach 22 Uhr nichts mehr gab.
Passt die Bewertung zum Hotel? Interessant sind die Bewertungen von Hotels im Internet allemal, plausibel nicht immer. Wenn im Zwei-Sterne-Hotel beim Frühstück um halb elf frische Erdbeeren vermisst werden, dann darf man durchaus am Realitätssinn des Gastes zweifeln, der in dieser Kategorie für sein Geld wohl etwas viel erwartet. Umgekehrt kann es mitteilenswert sein, wenn im Fünf-Sterne-Haus die Frage nach dem Schuhputz-Service vom Personal mit einem Hinweis auf den Standort der Maschine beantwortet wurde .
Was darf man glauben? Kein Frühstück nach neun? "Bei meiner Bewertung im Internet werde ich das mal berücksichtigen", sagt der deutsche Gast in einem Hotel bei Los Angeles. Da lacht die Rezeptionistin: "Machen Sie das nur, wir faken das sowieso." Gefälschte Bewertungen sind gang und gäbe in vielen Internetportalen, fand unlängst die Stiftung Warentest heraus. Auch auf Fotos ist nicht immer Verlass, wie kürzlich ein Disput offenbarte, bei dem das Zimmer eines Internet-Users vor Ort ganz anders aussah als virtuell.
Wie kann man selbst bewerten? Oft braucht man sich nur mit einer gültigen Mailadresse anzumelden, um dann unter einem Phantasienamen eine Bewertung abgeben zu können. Faktisch geschieht dies im Dunkel der Anonymität. Bei HRS sieht die Sache etwas anders aus. Hier kann ein Hotel nur von jemandem bewertet werden, der reserviert hat, dort gewesen ist und den ihm gemailten Fragebogen ausgefüllt hat. Holidaycheck verlangt mindestens 200 Zeichen für eine aussagekräftige Bewertung. Das Ferienportal kündigt bis zu drei Wochen Bearbeitungszeit an, um die Plausibilität zu prüfen. Eine Test-Beurteilung war schon nach zwei Tagen online.
Was ist der Hauptvorteil im Internet? Per Mausklick lassen sich die verschiedenen Angebote für dasselbe Hotel unkompliziert überblicken. Darauf spezialisiert hat sich Trivago.de, das "Hotelvergleichsportal". Doch auch hier wird nicht gezaubert. Besonders günstig erscheinende Angebote sind oft an bestimmte Termine oder andere Einschränkungen gebunden. Man sollte sich also nicht zu früh freuen, sondern erst einmal zu Ende klicken.
Was bringt eine Preisgarantie? Die Hotelportale, aber auch einige Hotelketten selbst werben damit, dass man bei einer Buchung immer den tagesaktuell günstigsten Preis bekommt. Das klingt besser als es ist. Denn viele Hoteliers verfügen über ein großes Geschick, Preise undurchsichtig zu kalkulieren. So gibt es oft zahlreiche Sonderangebote für Wochenenden, Brautpaare, Tagungen, Musicals und so weiter. Große Hotels haben zudem verschiedene Kategorien von Zimmern. Dabei geht es nicht nur um Doppelzimmer und Suiten. Einige Fünf-Sterne-Häuser haben sich eher heimlich mit abgerüsteten Vier-Sterne-Etagen auf die aktuelle Sparwelle eingestellt. Hotelportale offerieren oft Extras für ihre Kunden wie Obstkorb, Mineralwasser oder Internetzugang - und schon ist der garantierte Preis nicht mehr ohne weiteres vergleichbar.
Sollte man direkt im Hotel buchen? Eigentlich müsste die Buchung direkt im Hotel um bis zu 15 Prozent günstiger sein, die das Internetportal als Provision erhält. Das ist aber oft nicht so. Denn für den Hotelier ist die per Computer ins Haus kommende Liste mit Reservierungen viel einfacher abzuarbeiten als einzelne Buchungen. Da muss niemand mehr lange Telefongespräche führen und sich fragen lassen, ob ein ruhiges Nichtraucher-Zimmer im Erdgeschoss fernab von Fahrstuhl und Eismaschine verfügbar ist. Solche Wünsche lassen sich auf den Internet-Formularen zwar auch äußern, aber unaufgeregt routiniert am Schreibtisch abarbeiten.
Macht das Internet die Preisgestaltung der Hotels durchsichtiger? In Zeiten, in denen nichts los, mögen günstige Raten im Internet erhältlich sein. Herrscht aber Hochbetrieb, zum Beispiel während Schulferien oder bei einer wichtigen Messe, dann ist der Hinweis gebräuchlich: Dieses Hotel ist leider derzeit nicht online buchbar. Für den preisbewussten Gast bedeutet das nichts Gutes. Bis zu viermal teurer kann es werden - da langen die schwarzen Schafe unter den Hoteliers so richtig hin, beklagte ein Manager der Messe München. Fazit: Die Hotelsuche im Internet ist immer unterhaltsam. Sie bietet grundsätzlich Vorteile, gelegentlich sogar Überraschungen - allerdings nicht nur angenehme.