Es gab die große Geste, himmelsstürmend, zukunftsselig, vor Selbstvertrauen wie berauscht. Und es gab ein paar Fragen. Was, schreibt etwa der Historiker Karl Schlögel, konnte einen Architekten geritten haben, "Elemente der italienischen Renaissance und des russischen Festungsbaus" zusammenzubringen? Was hatte den Künstler inspiriert, "eine Prachttreppe aufzuführen, über die Fremde lediglich zum Friseur gelangten"? Wozu hatte das Hotel vier Lifte, wenn auf jeder Etage nur 15 Zimmer untergebracht sind? Warum sind die Zimmer so winzig und dann noch über Eck gebaut?
Stalins sieben Hochhäuser, in Auftrag gegeben vom Diktator selbst, trotz wahnwitzig kurzer Bauzeit erst nach seinem Tod vollendet, waren so dominant wie erratisch. Das Außenministerium und die Lomonossow-Universität, die Wohnhäuser und natürlich die Hotels, das Leningradskaja und das Ukraina, haben Moskaus Silhouette über Jahrzehnte beherrscht. Hochhäuser, keine Wolkenkratzer sollten die "sieben Schwestern" sein, sie sollten Chicago und Manhattan nicht kopieren, sondern übertreffen. Sie sollten die kapitalistische Architektur überwinden und die Überlegenheit und Schönheit sowjetischer Schaffenskraft von Horizont zu Horizont beweisen. Das hat, wie man weiß, nicht geklappt. Der Bolschewismus ist hin, und um Stalins Architektur steht es so schlecht, dass Architekturkritiker die Neueröffnung des Hotels Ukraina als Radisson Royal schon deshalb begrüßen, weil es ja auch hätte abgerissen werden können.