Hoteltipps:Turbulent neben der Streif oder ruhig im Bayerischen Wald

Lesezeit: 8 Min.

Traditionsreiche Unterkunft seit 1929: die Hocheckhütte am Hahnenkamm, direkt an der Streif. (Foto: Dominik Prantl)

Diese Hotels und Hütten sind ideal für die kürzere oder längere Pause - und für sportliche Urlauber, die sich nach der Einkehr in die Mausefalle verabschieden.

Von SZ-Autoren

Hocheckhütte in Tirol: Schlafen an der Streif

Die Hocheckhütte und die Hahnenkamm-Lodge liegen an der bekanntesten Piste der Welt. Wer vor die Hütte tritt, blickt direkt in die Mausefalle, den steilsten Abschnitt der Abfahrt. Für Wirt Peter Noichl war es der Schulweg. Von Dominik Prantl

Wenn Peter Noichl vor einem halben Jahrhundert während der Wintermonate in die Schule wollte, dann schnallte er sich die Skier an. Anschließend fuhr er von 1640 Metern hinunter nach Kitzbühel, etwa 900 Höhenmeter, und zwar nicht über irgendeine Abfahrt, sondern über die Streif, die ganz sicher berühmteste Rennpiste der Welt.

Peter Noichl ist der Besitzer und Wirt der Hocheckhütte; er ist hier oben aufgewachsen. Er sagt, die halbe Welt kenne ihn unter dem Namen Hocheck-Peter. Seine Eltern haben die Hütte 1967 gekauft, da war er gerade sieben Jahre alt, die Hütte aber schon vier Jahrzehnte. Sie stand schon, bevor 1931 das erste Rennen auf der Streif ausgetragen wurde und bevor die Bahn auf den Hahnenkamm 1929 den Betrieb aufnahm. Nur wenige Schritte von der Hütte entfernt liegt die Bergstation, entworfen von Alfons Walde, aus dessen Feder auch das Kitzbühel-Logo stammt. Der Künstler errichtete sich hier oben ebenso ein Berghaus wie der Architekt Clemens Holzmeister, der später wiederum die Kapelle am Hahnenkamm planen durfte. Die Hütte befindet sich damit also in bester Gesellschaft.

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Bei genauerem Hinsehen hat die Hütte mit ihren 60 Betten neben Lärchenschindeln an der Außenfassade und regelmäßiger, teils bis tief in die Nacht reichender Partystimmung im Inneren auch noch immer jede Menge Geschichte zu bieten. "Dieses Zimmer ist von 1926", sagt Noichl beispielsweise bei einer Besichtigung, "wennst da die Bretter wegmachst, fliegt der Torf runter." Für besseres Dichtungsmaterial habe das Geld damals nicht gereicht. In einer der gemütlichen Stuben hängen die Bilder der alten Streiflegenden, das Kitzbüheler Skiwunderteam der 1950er-Jahre etwa, mit Leitner, Pravda, Huber, Molterer und Sailer. Und Robert Redford habe Ende der 1960er-Jahre während des Drehs für den Streifen "Schussfahrt" sogar hier übernachtet. Wer vor die Hütte tritt, blickt dann auch direkt in die sogenannte Mausefalle, den ersten und steilsten Streckenabschnitt der Streif.

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Zwischen Hocheckhütte und Mausefalle liegt nur die Hahnenkamm-Lodge. Wenn die Hocheckhütte für das alte Kitzbühel mit Walde und Sailer und Redford steht, dann verkörpert die Lodge die Neuzeit des Ortes. Die Besitzer, denen der Hocheck-Peter den Boden vor einigen Jahren verkaufte, stammen aus Belgien und Deutschland. Die Nacht kostet 6000 Euro, in der Nebensaison. Dafür gibt es für maximal zwölf Personen Sauna und Fitnessraum, Alpenblick und Skipass, einen eigenen Koch und einen Facility-Manager. Wer hier schon alles übernachtet hat, will die Managerin nicht verraten, "bitte haben Sie Verständnis", aber im vergangenen Winter habe es keine zwei Buchungen aus dem selben Land gegeben. Die Servicekraft redet wie selbstverständlich englisch, während sie einen delikaten, spritfreien Cocktail kredenzt, rot mit Eiswürfeln und grünen Blättern. Wobei der Rotwein beim Hocheck-Peter auch nicht zu verachten ist.

Hocheckhütte, Am Hahnenkamm, Kitzbühel, Österreich, Bett im Haupthaus ab 70 Euro mit HP, im DZ ab 115 Euro p. P. mit HP. Während des Hahnenkamm-Rennens 250 Euro p. P. (inkl. Karte für Samstag), hocheckhuette.at

Bayerischer Wald: Winterfrische mit britischem Akzent

Kein Brexit in Bayerisch Eisenstein: Das Sportel vermittelt englisches Landhausflair - und punktet mit großem Loipennetz vor der Tür. Von Johanna Pfund

Ein Schritt in das Hotel Sportel, und man fühlt sich wie in einem englischen Landhaus. Wandvertäfelungen ziehen sich den Gang entlang, Teppiche in warmen Farben schlucken die Schrittgeräusche, auf Sideboards stehen Blumen und Leselampen, Zeitschriften verlocken dazu, kurz stehen zu bleiben und zu blättern. Doch England ist sehr weit weg.

Das Sportel liegt in Bayerisch Häusl, einem Ortsteil von Bayerisch Eisenstein. Nur wenige hundert Meter von der Grenze zu Tschechien entfernt, steht das Haus an einem Hang, von dem aus man auf die bergige Landschaft des Bayerischen Waldes schauen kann. Das sollen die Gäste auch tun, wenn man den Betreiber Erich Bruckdorfer fragt: "Mir geht es um die klassische Sommer- und Winterfrische."

Innen ist das Hotel Sportel gediegen englisch. (Foto: Sportel)

Bruckdorfer hat das Haus, einst eine kleinere Pension, von seiner Mutter übernommen und zwei Welten darin vereint: die der internationalen, hochklassigen Hotels und das Beschauliche des Bayerischen Walds. Jahrelang kümmerte sich der heute 68-Jährige für die Hotelgesellschaft Kempinski um die Einrichtung großer Häuser, später brachte er im Auftrag einer Bank ins Stocken geratene Hotelprojekte wieder in Schwung.

Mit der Größe solcher Hotels kann sich das Haus in Bayerisch Eisenstein nicht messen, denn es bietet in Suiten und Doppelzimmern zusammengerechnet lediglich Platz für zehn bis zwölf Personen. In der Regel gibt es nur Frühstück, auf Wunsch auch ein kaltes Abendessen. Doch sein Wissen um Einrichtung hat Bruckdorfer sehr wohl ins Sportel übertragen. Detailreich ausgestattete Bäder, maßgefertigte Regale, in denen Bücher, CDs und eine Musikanlage stehen, sowie farblich akkurat aufeinander abgestimmte Stoffe schaffen eine angenehme Atmosphäre.

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Zwei Hotels kurz vor Kitschalarm, in denen Anträge gemacht werden, ein Hotel für Weinverkoster im Burgenland, in Graubünden wird Heimat zum Stil und in Südtirol verwöhnt eine Metzger-Familie.

Von SZ-Autoren

Im Frühstücksraum, der ebenso gut als englischer Landhaussalon dienen könnte, liegt ein maßgefertigter Teppich aus Thailand. Die Terrassentür öffnet sich zum Garten mit zwei Häusern, derzeit kann man aber nur ahnen, wie es wohl im Sommer aussieht. Jetzt im Winter können die Gäste "Ski in - Ski out" praktizieren: Die Hohenzollern-Loipe verläuft auf der anderen Seite der Straße.

Mehr als 40 Kilometer bietet allein Bayerisch Eisenstein, und Zugang zu einem insgesamt 250 Kilometer großen Loipennetz. Skifahrer gelangen per Bus in einer Viertelstunde zum Großen Arber. Das Auto kann am Hotel bleiben und Winterfrische halten - wie die Hausgäste eben auch.

Sportel in Bayerisch Eisenstein, Doppelzimmer mit Frühstück ab 88 Euro, sportel.de

Skihütte in den Dolomiten: Pizza für Pisten-Cowboys

Auf der Las Vegas Lodge in Südtirol begrüßt der Wirt seine Gäste freundlich mit der Faust. Und die sind zahlreich: Gut 600 Skifahrer wollen jeden Tag Carbonara, Speckknödel oder Hirschmedaillons essen. Viele bleiben bis in die Nacht. Von Lars Reichardt

Er vermisst nichts da oben auf 2000 Metern Höhe, sagt der Hüttenwirt. Seinen Gästen gehe es ebenso, glaubt er zu wissen. Ulli Crazzolara bietet jedem an, ihn außerhalb der Gondelfahrtzeiten ins Dorf hinunterzubringen und auch wieder zu holen, mit dem Jeep, dem Schneemobil oder der großen Schneekatze, aber die allermeisten wollten gar nicht runter, solange sie sich auf der Las Vegas Lodge eingemietet haben. Sechs Minuten braucht die Gondel für die 500 Höhenmeter vom Dorf San Cassiano hinauf auf den Berg. Dort sei es ein komplett anderes Leben, "am zweiten Tag fällt der Stress von einem ab", meint Ulli, der so schnell redet, weil er im Winter kaum Zeit findet zum Plaudern, so viel Stress hat er selbst.

Gut 600 Skifahrer wollen jeden Tag im Winter Carbonara, Speckknödel, Hirschmedaillons oder Tagliata essen, die letzten gehen um ein Uhr nachts. Die Karte ist groß für eine Hütte, die meisten sind Stammgäste und wollen etwas Abwechslung. Viele Einheimische aus dem Dorf kommen hoch, auch die Carabinieri. Mittwoch ist Pizzatag, dann kommen die Tourengeher, die nachts die Piste herunterfahren. Oder rodeln. Und wenn sie zu viel getrunken haben, fährt sie Ulli mit dem Schneemobil.

Keine Spielautomaten: Innen ist die Lodge schick und modern. Der seltsame Name kommt von der Vorbesitzerin. (Foto: Lodge Las Vegas)

Las Vegas, was für ein blödsinniger Name für eine Hütte in den Dolomiten. Dachte sich auch Ulli, als er die Hütte im Jahr 2000 kaufte. Die Vorbesitzerin hatte eine Freundin in Nevada, daher der Name. Ulli traute sich nicht, ihn zu ändern, er stand ja schon auf Landkarten. Mittlerweile ist er froh drum. Die ladinischen Namen der Nachbarhütten - "Üeti Pic Priz" liest man und kann sie sich nicht merken. Ein Las Vegas am Gipfel vergisst man nicht.

Neuneinhalb Monate lebt Ulli auf seiner eigenen Hütte. In Zimmer Nummer 1, die eins ist ihm ein wenig peinlich und soll nichts bedeuten, die anderen sieben Zimmer sind auch eher größer als seines. Aus dem Fenster von Nummer eins kann Ulli die Bunker am Lagazuoi sehen, nicht mehr als zwei Kilometer Luftlinie sind es zu den in Fels gehauenen Stellungen an der Grenze von Südtirol zum Veneto. Jahrelang haben sich die Soldaten in 2800 Metern Höhe hier in den Dolomiten im Ersten Weltkrieg beschossen.

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19 Jahre führt Ulli jetzt das Leben eines Hüttenwirts. Davor war er Skirennfahrer, Riesenslalom, bis mit 22 sein Knie kaputt ging. Bis vierzig war er Skilehrer, nahm auch an den Skilehrerweltmeisterschaften in Japan teil, fuhr Motocross in Namibia und mit dem Mountainbike über die Dolomitenpässe, mehr als 100 Pokale und Medaillen liegen in Ullis Hütte verteilt. Nebenbei führte er einen Elektrobetrieb im Dorf, bis er schließlich die Hütte kaufte und renovierte. Sechs Geschwister hat er, fünf davon arbeiten in der Gastronomie. Ulli war in der Mitte. "Ich hatte es am schwierigsten, aber in der Mitte liegt das Beste, wie beim Sandwich." Alle gingen in Brixen auf eine Klosterschule. "Wenn ich Pech gehabt hätte, wäre ich Priester geworden, das war in kinderreichen Südtiroler Familien so üblich", erzählt er. Aber Ulli hat in Las Vegas sein Glück gemacht und begrüßt seine Gäste nach Snowboarder-Art mit der Faust.

Las Vegas Lodge, Piz Sorega 15, St. Kassian, Italien, Tel.: 0039 / 0471 / 84 01 38, lasvegasonline.it

Kein Schnickschnack und trotzdem gemütlich: In der ehemaligen Dorfschule wohnen nun Hotelgäste. (Foto: David Birri)

Schweiz: Rösti im Klassenzimmer

Im Berner Oberland haben ehemalige Schüler aus ihrer Dorfschule eine Lodge gemacht. Die Gäste können jetzt in den einstigen Schulräumen übernachten. Von Isabel Pfaff

Die beiden jungen Männer können das zufriedene Grinsen nicht lassen. Sie sitzen in der warmen Gaststube, neben ihnen lodert ein Kaminfeuer, draußen lässt ein Sturm die Schneeflocken tanzen. Vor mehr als 20 Jahren haben Thomas Huber und Remo von Weissenfluh hier Lesen und Schreiben gelernt. Die Klassenzimmer der Dorfschule waren gleich nebenan, und da, wo die beiden jetzt ein Feierabendbier trinken, befanden sich früher die Lehrerwohnungen. "Wir hatten hier Großklassen, also die erste bis vierte Klasse waren in einem Raum, und die fünfte bis neunte in einem anderen", erzählt von Weissenfluh. Wie das eben so ist in einem winzigen Bergdorf wie Gadmen im Berner Oberland, das im Winter, wenn der Sustenpass geschlossen ist, zur stillen Sackgasse wird.

2013 musste die Dorfschule zusperren, es gab nicht mehr genügend Schüler. Jetzt, nur sechs Jahre später, herrscht im Schulhaus neues Leben. Ein Restaurant hat darin Platz gefunden, dazu gibt es Übernachtungsmöglichkeiten von spartanischen Mehrbettzimmern bis hin zu Hotelzimmern auf Drei-Sterne-Niveau. Schuld daran sind nicht zuletzt die zwei Männer in der Gaststube, Jahrgang 1986 und 1989. "Unsere Generation ist seit Langem die erste, die das Tal nicht verlassen hat", sagt Thomas Huber.

Schon als Jugendliche glaubten er und Remo von Weissenfluh an das Potenzial ihrer Heimat, erfanden Tanz- und Sport-Events oder belebten alte Traditionen wie das Schlittenhunderennen neu. "Die Alten haben uns nicht immer geglaubt, dass das möglich ist", sagt Thomas Huber stolz. Inzwischen kommen Hunderte Gäste zu den Festen nach Gadmen. Und: Die ersten Familien bauen wieder Häuser im Dorf. Die Gadmer Lodge ist für die beiden Männer ein wichtiges Puzzlestück, das dem Tal in seiner Entwicklung noch gefehlt hat. Nicht nur die kulturellen Anlässe bringen Gäste hierher. Auch die Berggipfel, die sich rund um Gadmen erheben, machen das Dorf das ganze Jahr über zum Ausgangspunkt für Kletterer, Radler, Skifahrer und Schneeschuhwanderer. "Jetzt können sie endlich ganzjährig hier essen und übernachten", sagt Huber.

Er ist zusammen mit Remo von Weissenfluh im Vorstand der Genossenschaft, die das Schulhaus im Auftrag der Gemeinde umgebaut hat. Rund 300 Mitglieder hat die Genossenschaft, die meisten stammen aus Gadmen und den umliegenden Dörfern. Über eine Viertelmillion Euro haben sie beigetragen zum Umbau der Schule, den Rest haben die Projektverantwortlichen über Spenden und Kredite aufgetrieben. In gut einem Jahr stampften sie das Hotel aus dem Boden, oft standen die Genossenschafter selbst auf der Baustelle. "So ist das bei uns einfach, wir haben viele Leute, die sich ehrenamtlich engagieren", sagt von Weissenfluh.

Klare Linien: Für Gäste mit weniger Budget gibt es auch Mehrbettzimmer mit Etagen-Bad. (Foto: David Birri)

Vor wenigen Monaten hat die Gadmer Lodge ihre Türen geöffnet. Wer nun an einem stürmischen Winterabend mit dem Auto oder dem Postbus in Gadmen ankommt, wird fast magisch angezogen von dem warm leuchtenden Holzbau mit den großen Fenstern. Im Restaurant gibt es bodenständige Schweizer Spezialitäten wie Fondue, Rösti oder Älplermagronen; Familien oder Gruppen können Salat und Pasta in großen Schüsseln bestellen. Für Gäste, die günstiger übernachten wollen, wurden die alten Klassenzimmer zu zehn Mehrbettzimmern mit Etagenbädern umgebaut, für anspruchsvollere Kunden gibt es in dem ehemaligen Lehrerwohnungstrakt mehrere Doppel- und Familienzimmer. Viel Massivholz, klare Linien, kein Schnickschnack: Die Macher der Gadmer Lodge haben sich für einen schlichten, modernen und trotzdem warmen Stil entschieden.

Zum Gesamtkonzept gehört auch die Mehrzweckhalle des Dorfs, die gleich neben dem alten Schultrakt steht. "Die Idee ist, dass Sportgruppen die Halle für Trainingslager nutzen und hier in der Gadmer Lodge übernachten", erklärt Thomas Huber. Es geht seiner Genossenschaft darum, das Gadmental für möglichst viele verschiedene Menschen zu erschließen. Eine Sauna oder sonstige Spa-Angebote braucht es dafür nicht, findet er. "Wellness ist in Gadmen das, was vor der Haustür beginnt."

Mehrbettzimmer mit Frühstück ab 41 Euro p. P., DZ mit Früstück ab 128 Euro p. P., gadmerlodge.ch

© SZ vom 24. Dezember 2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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