Hotel Fatal:Der Hotelneurotiker

Selbst wenn das Bett nicht quietscht und keine flackernde Neonreklame vor dem Fenster stört: Es gibt zum Glück noch ein paar unwichtige Details, über die man sich aufregen kann - die Top Twenty.

Max Scharnigg

Eine Liste mit den 20 winzigen Kleinigkeiten, die meine Laune zwischen Lobby und Minibar zuverlässig trüben.

Hotel Fatal

Der Hotelneurotiker findet noch im schlichtesten Hotelzimmer störende Kleinigkeiten.

(Foto: Foto: istock)

1. Die Zimmertür lässt sich von innen nur mit einem dieser Klack-Schlösser verriegeln, die aufspringen, sobald man die Türklinke wieder drückt. Das verhindert das beruhigende Drücken der Türklingen zur Vergewisserung, das alles zu ist.

2. Im ausliegenden Hotelprospekt sind der Inhaber und seine Familie zu sehen.

3. Es existiert eine Verbindungstür zum nächsten Zimmer, die zwar abgeschlossen ist, mir aber trotzdem das Gefühl vermittelt, ich wäre im Gästezimmer fremder Leute untergebracht.

4. Die Sterne des Hotels stehen nicht neben, sondern als Bogen über dem Hotel-Schriftzug. Das stört, weil damit die Neutralität der Bewertung, an die ich glauben möchte, hinfällig wird. Stattdessen ist sie Teil des Corporate Designs geworden.

5. Ich muss mich zum Fenstergriff durch mehrere Lagen Vorhangtüll und Gardinen kämpfen. Danach ist das viellagige Arrangement für immer zerstört.

6. Wenn es für die aus dem Zellophan gewickelte Seife keine definierte Ablage auf dem Waschtisch gibt, sondern ich sie nach dem ersten Händewaschen nass und saftig irgendwo auf dem frisch geputzten Waschbeckenrand ablegen muss.

7. Die Preisliste für die Minibar fehlt. Das schürt bei mir dann den ganzen Aufenthalt unterschwellige Überlegungen darüber, was wohl für die zwei Cola berechnet werden wird.

8. Die "Anti-Diebstahl"-Kleiderhaken, bei denen ich erst fummeln muss, bis der Bügel aus seinem Verschluss kommt. Beladen dann hakt er sich - weil ich ihn mit einer Hand im Schrank balanciere - nicht richtig ein und das Jackett rauscht auf den Schrankboden.

9. Wenn ich gezwungen bin, den Zimmerschlüssel beim kurzzeitigen Verlassen des Hotels nur auf den Tresen abzulegen, weil gerade niemand da ist, der ihn abnimmt.

10. Wen ich beim Ausfüllen des Meldezettels nachfragen muss, ob ich auch meine Heimatadresse angeben soll, weil der Portier ihn mir nicht mit einem "Das reicht schon." abnimmt.

Lesen Sie weiter, welcher Unbill hinter Badtüren und auf TV-Bildschirmen lauern kann.

Der Hotelneurotiker

11. Die Chipkarte für meine Zimmertür braucht drei Anläufe, bis sie erkannt wird.

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(Foto: Foto: privat)

12. Es gibt nur einen Mülleimer und der steht im Badezimmer. In diesem ist der Müllsack derart bauschend eingefaltet worden, dass hineingeworfene Ohrstäbchen oder ähnliche Leichtgewichte oben auf den Müllsackfalten schweben bleiben.

13. Ich mag es nicht, wenn mein Zimmer bei meiner Ankunft "gerade noch fertig gemacht" wird. Nicht wegen des Wartens, sondern wegen der spürbaren Nähe zum vorherigen Gast.

14. Der einzige Zugang zum Hotel führt durch eine elektronische Schiebetür, die ab 23 Uhr auch noch als verschlossen angekündigt wird.

15. Wenn der ausgehängte Fluchtplan an der Zimmertür größer ist als der Spiegel im Bad.

16. Der enttäuschende Moment nach dem ersten Reinkommen, in dem ich feststelle, dass mein Zimmer nicht doch noch ums Eck geht oder einen weiteren Raum hat. Sondern dass das alles ist.

17. Wenn der Programmplatz 1 mit dem touristischen Ortsprogramm belegt ist, das nicht nur durch seine monotonen Bildtafeln, sondern vor allem durch seinen Soundtrack aus regionalen Musikspezialitäten besticht.

18. Wenn mein Name zur Begrüßung auf dem Zimmerfernseher steht - und zwar in so einer pixeligen Videotextschrift in grellem Gelb, und daneben noch ein Symbolbild mit Sektgläsern zu sehen ist, aus denen es pixelig herausprickelt.

19. Wenn alle Einrichtungen im Hotel einen eigenen Namen tragen, der von der Angestellten mantramäßig wiederholt wird: Beyer's Kristallbar, Restaurant La Spezia, Wellnessbereich "Tiroler Gumpen" etc.

20. Utensilien im Zimmer - zum Beispiel Bilder oder hauseigene Weine - stehen zum Verkauf und sind mit Preisschildern gekennzeichnet. Als würde man im Schaufenster übernachten.

Max Scharnigg, 28, arbeitet als Journalist in München und ist Mitglied der jetzt.de-Redaktion der Süddeutschen Zeitung. Seine Wochenenden verbringt er am liebsten in interessanten Hotelzimmern mit Bad oder Dusche.

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