Hotel "Adlon" wird 100:Adlon verpflichtet

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Bitte leise feiern: In diesem Haus soll es nicht zu laut werden. Sogar die Badewannen dürfen nicht plätschern.

Eigentlich wird das Nobelhotel in Berlin gar nicht hundert Jahre alt. Nur das Datum der ersten Eröffnung jährt sich zum hundertsten Mal.

Dazwischen gab es eine lange Pause.

Am 27. Oktober 1907 weihte Wilhelm II. feierlich das Hotel "Adlon" am Brandenburger Tor ein. Der Kaiser war beeindruckt von Strom und fließend warmen Wasser in allen Zimmern. Das gehobene Bürgertum entdeckte das Hotel, das von dem gelernten Tischler Lorenz Adlon gegründet worden war, schnell für sich.

In den Luxus-Suiten schliefen unter anderem Henry Ford, Emil Jannings und Friedrich Ebert sowie Thomas Mann und Albert Einstein - die erhaltenen Gästebücher sind voll illustrer Namen.

Ausgerechnet wenige Tage nach Ende des Zweiten Weltkrieges ging das Hotel doch noch in Flammen auf - es war Brandstiftung.

Übrig blieb nur ein Seitenflügel.

Dieser diente in der DDR zunächst als Hotel, die Pagen durften sogar weiterhin die Original-Adlon-Uniformen tragen. Doch Anfang der 1970er Jahre wurde das Hotel zu einem Lehrlingswohnheim. 1984 kam das Ende für das ehemals erste Haus am Platze: Die Behörden ließen es sprengen.

Nach dem Fall der Mauer erbaute die Fundus-Gruppe das neue Adlon nach einem Entwurf von Patzschke, Klotz & Partner; Kosten diesmal: 435 Millionen Mark.

Erst 1997 eröffnete das Hotel am Pariser Platz wieder, seitdem logieren hier erneut Staatsgäste und Prominente - und wissen die dezente Atmosphäre zu schätzen.

Dicke Teppiche dämpfen die Schritte, selbst die Badewannen sind möglichst geräuscharm gebaut.

Seit dem 1. März feiert das Hotel "Adlon" in diesem Jahr bereits seine Gründung, unter anderem mit der Ausstellung "Adlon Oblige - 100 Jahre Hotelgeschichte" auf der Bel Etage.

Gezeigt werden unter anderem silberne Vasen aus den Anfängen des luxuriösen Hauses 1907, originale Speisekarten von einem Festbankett anlässlich des Geburtstages von Kaiser Wilhelm II. oder alte Pagenuniformen.

Aber auch Exponate aus weniger glanzvollen Zeiten sind zu sehen, zum Beispiel zerschmolzene Türbeschläge oder der Beschluss zur Sprengung.

Im Jubiläumsjahr wird Gästen zudem ein Jahrhundertmenü kredenzt, samt Dessertwein aus dem Gründungsjahr. Am 1. Juli waren zudem 100-jährige Berliner zum Kaffeekränzchen ins Hotel geladen.

Zum Glück wurden die alten Herrschaften bei der Feier nicht zu laut.

Auf Stille wird auch im neuen Adlon großen Wert gelegt.

© sueddeutsche.de/dpa/AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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