Holi-Fest:Farbig sind fast alle gleich

Beim Holi-Fest der Hindus geht es nicht nur in Indien um die Liebe, den Frühling, um Wiedergeburt und Erneuerung. Im Farbrausch sollen auch gesellschaftliche Unterschiede verschwinden - doch das gilt nicht für alle.

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Holifest in Indien

Quelle: AP

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Beim Holi-Fest der Hindus geht es nicht nur in Indien um die Liebe, den Frühling, um Wiedergeburt und Erneuerung. Im Farbrausch sollen auch gesellschaftliche Unterschiede verschwinden - doch das gilt nicht für alle.

Dicht gedrängt sitzen Hunderte Menschen auf dem Boden des Radha-Raman-Tempels in Vrindavan im Norden Indiens. "Krishna, warte, lass mich ein paar Farben auch Dich werfen", singen sie lauthals. Dann läutet ein Tempel-Junge die Glocke. Alle springen auf, klatschen in die Hände. Der Vorhang geht auf, die schwarze Statue des Gottes Krishna erscheint, die Farbenexplosion beginnt. Immer und immer wieder greifen die Hindu-Priester in die riesigen Schüsseln und werfen von der Bühne Farbpulver in die Menge: rosa, gelb, rot, grün. Die Staubwolken legen sich über die Gläubigen, bedecken ihre Haare, bleiben in den Wimpern hängen und färben die weißen Gewänder für immer bunt. Die Menschen tanzen ausgelassen, werfen ihre Hände in die Höhe. Nicht nur in den indischen Städten Vrindavan oder in Nandgaon (im Bild) feiern die Menschen das Holi-Fest, sondern auf der ganzen Welt - und nicht nur Hindus machen mit beim Farbspektakel.

A girl smeared with colours reacts during Holi celebrations in Chennai

Quelle: Reuters

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Schon in 2000 Jahren alten Sanskrit-Theaterstücken ist von einem Frühlingsfest die Rede, bei dem Wasser und Blumen eine wichtige Rolle spielen. Gefeiert wird Holi stets am Vollmondtag vor der Tag-und-Nacht-Gleiche.

Im Bild: Mädchen im südindischen Chennai

Holifest in Indien

Quelle: AFP

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Bei dem Fest geht es um die Wiedergeburt des Liebesgottes, der durch den Blick des Gottes Shiva zerstört wurde. Mythologen sehen darin Verbindungen zu uralten Riten der Fruchtbarkeit und Erneuerung - ähnlich wie beim christlichen Ostern. Populär war das Fest auch bei den Maharadschas in Rajasthan und der Gangesebene. Zahlreiche Malereien in deren Palästen zeigen, wie sich Damen und Herren mit Pichkaris vernügen. Das sind Wasserspritzen aus Messing.

Im Bild: Kind im indischen Bhubaneswar

Holifest mit Feuer in Indien

Quelle: AP

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Der Name Holi kommt wahrscheinlich von der Dämonin Holika. Diese hatte versucht, den Gläubigen Prahalad in Brand zu setzen. Das Feuer konnte ihm - durch Intervention des Gottes Vishnu/Krishna - nichts anhaben, zerstörte aber Holika. Dieser Sieg des Guten über das Böse wird weiter gefeiert, indem am Abend vor Holi in vielen Orten Nordindiens große Feuer entfacht werden.

Im Bild: im indischen Allahabad

Indians celebrate Holi Festival in Calcutta

Quelle: dpa

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"Es geht bei dem Fest um Wiedergeburt und Erneuerung", erklärt der Mythologe Devdutt Pattanaik. Denn die Farben dienen als Gleichmacher. Egal ob alt oder jung, hohe oder niedrige Kaste, reich oder arm - alle sehen bunt aus, die sozialen Schranken sind aufgehoben. So wird das Festival zur Kraft, die die Gesellschaft zusammenhält.

Im Bild: Feiernde in Bardwan im Westen von Kalkutta

Indian Hindu widows play colored water for the first time as a part of Holi celebrations organized by the NGO Sulabh at the Meera Sahbhagini Ashram in Vrindavan, India

Quelle: AP

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Doch nicht alle sind Teil der Feiergesellschaft: Von Witwen wird erwartet, dass sie sich irdische Freuden versagen, sie sind soziale Außenseiter. Zudem werden immer wieder verwitwete Frauen von ihren Familien als Unglücksbringer verstoßen und müssen betteln, um zu überleben. Dagegen haben nun Witwen und ehemalige "Unberührbare" in Vrindavan gemeinsam mit der Hilfsorganisation Sulabh protestiert - fröhlich und bunt. Sie feierten Holi im Meera Sahbhagini Ashram. "Ich hielt heute nach Jahren wieder eine Pichkari in der Hand und wollte gar nicht mehr aufhören", sagte Kakoli Mondal, eine Bewohnerin des Witwenheims.

A boy sits in a plastic container filled with coloured water during Holi celebrations in Chennai

Quelle: Reuters

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Seit einer Woche feiern Gläubige das Frühlingsfest Holi an diesem heiligen Ort in Vrindavan, wo sich laut Tradition einst Lord Krishna mit den Gopis, den Hirtenmädchen, vergnügte. Am Montag steigen Hunderte Millionen Menschen in Nordindien in die Feierlichkeiten mit ein, bewerfen sich mit Farbpulver und bespritzen sich mit buntem Wasser.

Im Bild: Junge in einem Bottich mit farbigem Wasser in Chennai, Südindien

Holifest Indien

Quelle: AP

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Außerdem ist während der verrückten Tage vieles verkehrt. Wie hier in Nandgaon und anderen Orten ziehen Gruppen von Frauen in roten und pinkfarbenen Saris durch die Gassen, mit Stöcken in der Hand. Sie verprügeln alle Männer, die ihren Weg kreuzen. "Das ist die Rache von Krishnas Geliebten", sagt der Kulturmanager Himanshu Verma. "Das ganze Jahr über spielt Gott Krishna Possen, zerbricht Geschirr und neckt die Frauen. Nun rächen sie sich."

An elephant painted with the colors of Holi festival walks in a s

Quelle: dpa

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Auch die glücksbringenden Elefanten laufen wie dieser in Guwahati beim Holi-Fest nicht einfarbig durch die Straßen.

A boy sits under a water tap to wash himself after taking part in Holi celebrations in Chennai

Quelle: Reuters

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Nach dem Frühlingsfest müssen alle die Farben abwaschen, wie dieser Junge in Chennai. Das symbolisiere die Reinigung und die Befreiung von der Last des alten Jahres, sagt die Kulturwissenschaftlerin Navina Jafa.

Revellers dance during Holi festival in Berlin

Quelle: Thomas Peter/Reuters

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Vor zwei Jahren wurde Holi nach Deutschland importiert. Zu Techno-Rhythmen versammeln sich seitdem im Sommer Tausende junge Menschen auf Festplätzen, wie hier in Berlin 2012. Der DJ zählt dabei einen Countdown herab: "3, 2, 1, Party Time", ruft der Anheizer. Dann seifen sich alle mit Farben ein, vor Stellwänden mit Taj Mahal-Kulisse. "Die Religion spielt bei uns natürlich keine Rolle", sagt Mit-Organisator Maxim Derenko. Es gehe mehr um das Gemeinschaftserlebnis. "Es ist wie ein Kindergeburtstag für Erwachsene."

Holifest in Indien

Quelle: AFP

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Kulturwissenschaftlerin Navina Jafa sieht das skeptisch. "Alle Feste sind eingebettet in ein kulturelles und gesellschaftliches Umfeld", sagt sie. Holi sei ein hauptsächlich hinduistisches Fest, und nur mit der religiösen Geschichte und Tradition in seiner Tiefe zu verstehen. "Wenn man das woanders nachbildet, bekommt man nur die Dekoration", meint sie. "Das ist, als würden wir Inder uns einen Weihnachtsbaum kaufen. Schadet nicht - aber wir verstehen auch nicht, worum es geht."

Im Bild: nach dem Holi-Fest in Delhi

© SZ.de/dpa/Doreen Fiedler/kaeb/hart
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