Hochwasser in Australien:Urlaubsziele unter Wasser

Die schweren Überschwemmungen im australischen Queensland bringen Urlaubspläne durcheinander und bedrohen das sensible Ökosystem des Great Barrier Reef. Das Auswärtige Amt rät dringend davon ab, in die vom Hochwasser betroffenen Gebiete zu reisen.

Die schweren Überschwemmungen in Queensland setzen auch Urlaubern immer stärker zu. In einigen Regionen des Bundesstaates an der australischen Ostküste hatten am Dienstag zum Beispiel Fähren und Busse den Betrieb eingestellt. Betroffen war auch die Hauptstadt Brisbane, die von einer Flutwelle getroffen wurde. Viele Geschäfte blieben geschlossen und Straßen gesperrt.

Das Hochwasser blieb an diesem Donnerstag jedoch unter der befürchteten Rekordmarke. Dennoch lagen ganze Stadtteile unter Wasser. Mehr als 10.000 Häuser wurden überschwemmt und immense Schäden angerichtet.

Reiseveranstalter bieten für Queensland weiter Umbuchungs- und zum Teil auch Stornomöglichkeiten an. FTI, Dertour und Meier's Weltreisen verlängerten dazu ihre Fristen.

Das Auswärtige Amt in Berlin rät dringend davon ab, in die vom Hochwasser betroffenen Gebiete zu reisen. Außerdem ruft es dazu auf, Straßensperrungen unbedingt zu beachten. Queenslands Regierung hatte am Dienstag drei Viertel des Staates zum Katastrophengebiet erklärt. Einen Überblick zu den konkreten Einschränkungen können sich Touristen im Internet verschaffen: Auskünfte gibt es unter anderem unter www.qld.gov.au/floods (Regierungswebseite), www.131940.qld.gov.au (Verkehrshinweise) und www.queenslandholidays.com.au (Tourismusverband).

Dort verweist Tourism Queensland allerdings auch darauf, dass viele Reiseziele weiter zugänglich seien. Dies gelte zum Beispiel für die Whitsunday Islands, die Städte Townsville und Bundaberg, den tropischen Norden sowie die Küstenabschnitte nördlich und südlich von Brisbane. "Alle Inseln haben derzeit 'business as usual'", sagte Peter Mierzwiak, Sprecher von Queenslands Tourismusvertretung in München. Auf dem Festland am trockensten sei es momentan im Raum Cairns im Norden des Staates, wo zu dieser Jahreszeit sonst der meiste Regen fällt. Mit Ausnahme von Rockhampton sei auch der Flugverkehr nicht beeinträchtigt.

Unpassierbare Straßen

Zu den Straßen, die Queenslands Regierung derzeit als "gefährlich" einstuft, gehören allerdings auch Abschnitte des für den Nord-Süd-Verkehr wichtigen Bruce Highway nahe der Küste. Dieser sei nördlich von Gladstone und südlich von Gympie eine "No-go-zone".Das Auswärtige Amt wies darauf hin, dass sich Urlauber in Notsituationen telefonisch an eine australische Hotline mit der Nummer 13 25 00 wenden könnten.

Umbuchungsfristen verlängert

Deutsche Reiseveranstalter bieten ihren Queensland-Gästen weiter an, gebuchte Touren kostenfrei umzubuchen oder ganz abzusagen. FTI in München verlängerte die Frist dazu bis zum 31. Januar und damit gleich um 17 Tage. Bei Dertour und Meier's Weltreisen gilt die Umbuchungs- und Stornomöglichkeit jetzt für sogenannte Bausteingäste mit Abflügen bis zum 16. Januar - die Frist wurde damit um 4 Tage verlängert. "Bausteingäste" haben zum Beispiel Hotels und Mietwagen bei einem Veranstalter gebucht, sind aber individuell unterwegs. Von den momentan etwa 1000 Queensland-Gästen der beiden Marken seien rund 900 "Bausteingäste", sagte Dertour-Sprecherin Angela de Sando in Frankfurt/Main. Von den Umbuchungsangeboten werde bisher aber "nur verhalten Gebrauch gemacht". Rundreisen routen Dertour und Meier's nach wie vor um - hier gilt kein Umbuchungs- oder Stornorecht.

Umgebucht wird auch von Spezialanbietern wie Boomerang Reisen in Trier. Gäste mit Campmobilen zum Beispiel werden in andere Teilen des Kontinents umgeleitet. "Man hat definitiv Ausweichmöglichkeiten", sagte Michaela Litsch aus der Unternehmensleitung. Die Touristen, die in diesen Tagen nach "Down under" fliegen, seien daher auch "relativ gelassen". Rückgänge bei den Australien-Neubuchungen gebe es nicht.

Auch Tourism Queensland erwartet bislang nicht, dass sich die Flut nachhaltig auf die Attraktivität des Staates als Reiseziel auswirkt. Es gebe zwar derzeit verstärkt besorgte Anrufe von Urlaubern, sagte Sprecher Peter Mierzwiak. Nach schweren Waldbränden in anderen Teilen Australiens in früheren Jahren seien die Touristen aber auch immer recht schnell zurückgekehrt.

Verschmutztes Wasser von Farmen und aus Städten

Noch abwarten müsse man allerdings, wie sich die Flut auf das Great Barrier Reef auswirkt. "Sobald die Wassermassen (...) ins Meer ablaufen, wird es entlang des Riffs zu einer dramatischen Verschlechterung der Wasserqualität kommen", warnte Nick Heath von der Naturschutzorganisation WWF. Das mit Phosphor und Stickstoff verschmutze Wasser von Farmen und aus Städten könne bis zum Riff gespült werden und dort eine "verheerende Wirkung" haben.

Der Chef des Australian Institute of Marine Science, Ian Poiner, ist noch aus einem weiteren Grund alarmiert. Das viele Süßwasser werde im Meer zum Tod von zahlreichen Fischen führen. Andere Forscher sind trotz der kritischen Lage optimistisch. Alison Jones von der Central Queensland Universität erwartet die vollständige Erholung der Riffe. "Die Flut von 1991 war extrem hart für das Riff", sagte sie und fuhr fort: "Es hat etwa zehn Jahre gedauert, bis sich die Korallen wieder erholt haben. Aber sie haben sich prächtig erholt." Die Riffe seien robuster als viele denken.

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