Hochthron-Klettersteig:Kräftemessen am Untersberg

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Anfänger sollten sich besser einen anderen Weg suchen: Leichte Stellen sind beim Hochthron-Klettersteig die Ausnahme. Die Route führt eine steile, häufig sogar senkrechte Wand hinauf.

Stefan Herbke

Die Berchtesgadener Alpen sind bekannt für ihre markanten Gipfel wie Watzmann, Hochkalter, Hoher Göll oder Untersberg. Der mächtige Bergstock zwischen Berchtesgaden und Salzburg, zwischen Bayern und Salzburg steht zwar etwas abseits, zumindest zu den Gipfeln im Nationalpark Berchtesgaden, doch genau das macht ihn so interessant. Denn nur hier konnte der Bergführer Richard Koller seine Idee eines Klettersteiges verwirklichen.

Bildstrecke
:Kräftemessen am Untersberg

Leichte Stellen sind beim Hochthron-Klettersteig die Ausnahme: Der Großteil der Route bewegt sich im Klettersteigschwierigkeitsgrad C und D, und das in einer durchwegs steilen, häufig sogar senkrechten Wand.

Der Untersberg ist ein sagenumwobener Berg - im Inneren des höhlenreichen Bergstocks soll Karl der Große schlummern -, dessen kilometerlangen Felsabbrüche seit vielen Jahren Kletterer anlocken. Seit dem Sommer 2007 ist die Felswand, genauer gesagt die Ostwand des Berchtesgadener Hochthrons, auch ein Ziel für Klettersteigfans - denn dort wurde mit dem Hochthron-Klettersteig die neueste Route eröffnet.

Kurzweiliger Zustieg

Gut eine Stunde führt der anfangs angenehm schattige Anstieg von Ettenberg durch dichten Bergwald aufwärts, dann geht alles ganz schnell: Hinter einem Waldvorhang zeigt sich das erste Mal die Untersberg-Südwand, dann tritt man hinaus auf offene Almwiesen und schon öffnet sich der Panoramablick über den Talkessel von Berchtesgaden bis hin zum Watzmann.

Neben den Fernblicken begeistern genauso die Nahblicke: auf die Felswände des Untersbergs und auf den malerischen Scheibenkaser - eine Almhütte wie aus dem Heimatkalender.

Ein Jahr Arbeit

Treibende Kraft für den Bau des Klettersteigs war der Berchtesgadener Richard Koller, Bergführer, Kletterer und einer der besten Kenner des Unterbergs. Schon vor einigen Jahren erkannte er, dass ein Klettersteig im Berchtesgadener Bergsportangebot fehlt.

Konkret wurden die Überlegungen, nachdem in Bad Reichenhall der Pidinger Klettersteig auf den Staufen gebaut wurde und die Resonanz äußerst positiv war. In Berchtesgaden liegen die meisten Berge im Nationalpark, so dass seine Wahl letztlich auf den Untersberg fiel und hier auf die Ostwand, die für Kletterer nicht so lohnend ist.

Nachdem die Genehmigung für den Bau erteilt wurde, konnten Richard Koller und seine vielen Helfer starten und innerhalb eines Jahres in rund 1000 Arbeitsstunden den Sportklettersteig bauen.

Kraftraubender Klettersteig

Vom Scheibenkaser erreicht man in einer halben Stunde den steinschlaggeschützten Anseilplatz am Fuß der Ostwand und den Einstieg wenige Meter oberhalb.

Die ersten Meter am straff gespannten Drahtseil geben bereits einen ersten Vorgeschmack auf das, was noch kommt. Wer hier bereits Probleme hat, sollte besser gleich umdrehen, die Schwierigkeiten nehmen nach oben hin zu und einen Notausstieg gibt es nicht. Leichte Stellen sind beim Hochthron-Klettersteig die Ausnahme, der Großteil der Route bewegt sich im Klettersteigschwierigkeitsgrad C und D, und das in einer durchwegs steilen, häufig sogar senkrechten Wand.

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Bis auf eine Unterbrechung in einer Schlucht, die problemlos gequert werden kann, führt das Drahtseil ohne Unterbrechung durch die 400 Meter hohe Wand. Rund 600 Meter Drahtseil wurden verbaut, dazu 220 Anker und 35 Trittbügel.

Fotogene Passagen

Markante Abschnitte des Klettersteigs tragen Namen wie Gamsband, Pfeiler, Genusswandl oder Schluchtrampe. Die führt oberhalb einer markanten Schlucht und unterhalb von Überhängen zu einer der schwierigsten und schönsten Stellen des Klettersteigs. "Fotoquergang" heißt die Passage, die nach einem kurzen, etwas abdrängenden Überhang in eine glatte, senkrechte Wandzone führt - eine kraftraubende Stelle, bei der man um jeden Trittbügel froh ist.

Eindeutig ist der Fotoquergang einer der spannendsten Abschnitte des Klettersteigs - wegen der exponierten Routenführung, vor allem aber wegen der luftigen Ausblicke auf Watzmann und die Berchtesgadener Alpen.

Zeit zum Verschnaufen bleibt kaum. Gleich nach dem Fotoquergang folgt die Hanglschuppe, eine 25-Meter-Querung, bei der die Füße auf Reibung stehen und man buchstäblich in den Seilen hängt.

Finale im Stöhrhaus

Nach der Rauhen Welt, dem Ausstiegskamin und dem steilen "Finale", wie das Schlussstück des Klettersteigs passend genannt wird, geht es die letzten Meter flach und aussichtsreich über Rasenpolster zum großen Gipfelkreuz. Dort kann man seinen Armen endlich die verdiente Erholung gönnen, ehe man absteigt zum bereits sichtbaren Stöhrhaus, wo sich Hunger und Durst stillen lassen.

Info & Wissenswertes

Anfahrt: Der Ausgangsort für den Berchtesgadener Hochthronsteig ist der Markt Marktschellenberg. Von München kommend auf der A 8 entweder bis zur Ausfahrt Bad Reichenhall und über Bischofswiesen und Berchtesgaden nach Marktschellenberg oder auf der A 8 weiter Richtung Tauerntunnel bis zur Ausfahrt Salzburg-Süd, von dort Richtung Berchtesgaden bis Marktschellenberg. In der Ortsmitte zweigt die steile und schmale Straße nach Ettenberg ab, auf der man nach ca. 5 km den neu ausgebauten Wanderparkplatz Hinterrossboden und damit den Ausgangspunkt erreicht.

Zeit: 7-8 Std.

Schwierigkeit: Der Hochthronsteig ist ein moderner, schwieriger Sportklettersteig mit homogener Schwierigkeitsverteilung (keine Gehpassagen). Er verläuft großteils in dem Klettersteigschwierigkeitsgrad C/D. Für Ungeübte nicht geeignet! Bis auf eine kurze Passage (10 Meter Gehgelände, im Frühsommer evtl. schneebedeckt) ist der Steig durchgehend mit einem Drahtseil und Trittbügeln gesichert.

Einkehr: Stöhrhaus (1894 m).

Karte: BLVA UK L 4, Berchtesgadener Alpen (1:50 000).

Eine detaillierte Beschreibung mit Routenskizze kann man im Internet herunterladen.

Hier geht es zurück zur interaktiven Karte.

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