16 000 Kilometer Schienen erstrecken sich über die Weiten Chinas. Kein Land hat ein größeres Hochgeschwindigkeits-Bahnnetz. Und dann gibt es die Strecke Shixi-Huangcunjing. Weniger als 25 Kilometer misst sie, und für diesen Weg müssen Passagiere etwa 75 Minuten einplanen. Die Bahn ist ein Relikt aus Chinas Vergangenheit - und soll Zukunft haben.
Ursprünglich wurde die Bahnlinie in den 1950er Jahren zum Abtransport von Kohle aus einer Mine bei Bagou (kurz für Bajiaogou) gebaut.
Noch heute werden die Dampfloks mit Kohle angetrieben.
Geändert hat sich allerdings der Zweck der Bahn: Schon in den 1960er Jahren wurden neben Lasten- auch Passagierwagons an die Loks gehängt, seit 1975 gibt es Züge, die nur noch Menschen befördern. Und zwar Einheimische ...
... ebenso wie Touristen. Für sie gibt es inzwischen eigene Wagons, Tickets für diese kosten zehnmal mehr als für die Einheimischen.
Die Bahn wirkt in vieler Hinsicht wie aus der Zeit gefallen. Das wurde inzwischen als Chance für die Zukunft erkannt: 2010 stellte China die Strecke (zusammen mit der Kohlemine) unter Denkmalschutz.
Für Touristen wurde sogar ein Sonderhalt eingeführt, von dem aus sie besonders gut fotografieren können. Hier kam als Motiv neben der historischen Bahn noch ein Regenbogen hinzu.
Für die Dörfer der Gegend ist der Zug im Alltag weiterhin wichtig.
In der abgelegenen, bergigen Region gibt es keine Straßen.
So nutzen Einheimische die Verbindung regelmäßig, etwa für den Weg zur Arbeit. Oft sind alle Sitzplätze besetzt und es bleibt den Reisenden nur noch, sich im Stehen durchschütteln zu lassen.
Die Strecke ist eine der letzten, auf der regulär Dampflokomotiven fahren. Der Zug ist laut, vor allem wenn Dampf abgelassen wird, sodass die wenigsten Fahrgäste versuchen, sich zu unterhalten.
Eine Frau läuft neben den Gleisen in der Nähe von Bagou. Der Ort hat über die Jahre viele Einwohner verloren. Von einst 7000 sind nur noch etwa Tausend geblieben.
Die Verbleibenden leben ihren Alltag mit einer kleinen, lauten und ziemlich rußigen Attraktion.