Süddeutsche Zeitung

Hippe kleine Städte-Schwestern:London? Zauberhaftes Oxford!

Großbritanniens Haupstadt ist ein Touristenmagnet - ein guter Grund, nicht hinzufahren. Die Alternative ist Oxford. Auch hier gibt es ehrwürdige Gebäude, eine quirlige Szene sowie Zauberer- und Elben-Anschluss.

Von Sarah K. Schmidt

Mit Tausenden anderen vor Museen die Füße platt stehen, völlig überteuerte Hotels und das immer gleiche Sightseeing-Programm? Das muss nicht sein, denn es gibt lohnende Alternativen zu den überlaufenen Tourismus-Hotspots in Europa. Kleine Städte-Schwestern bieten oft viel, zu günstigeren Preisen und ohne Anstehen. Für ein entspanntes verlängertes Wochenende sind sie nicht immer die zweite, sondern manchmal die erste Wahl. Wir stellen wöchentlich die Schönsten vor:

Oxford statt London

Sightseeing, Shopping, Szene - mit dieser Mischung führt London regelmäßig die Liste der beliebtesten Ziele für Städtereisen in Europa an. Ein guter Grund, nicht hinzufahren, jedenfalls nicht immer wieder.

Buckingham Palace, Westminster Abbey, Tower Bridge, Madame Tussauds - das klingt nicht nur ziemlich angestaubt, es kann sich auch wie das Abhaken einer Must-see-Liste anfühlen, wie sie schon seit Jahrzehnten von Millionen Reisenden abgeklappert wird. Und nein, auch der "Camden Market" ist längst kein authentischer Multikulti-Geheimtipp mehr. Eine halbe Million Menschen soll ihn besuchen, jede Woche. Kurz gesagt: Zeit für eine Alternative.

Oxford klingt erst einmal nicht nach frischem Wind, dabei lässt sich hier genau der Mix aus Historie und quirliger Kreativszene finden, der London einst so beliebt gemacht hat.

Anschauen: Unis, Gräber, Kuriositäten

Die ehrwürdigen Universitätsgebäude verstömen den Geist von Jahrhunderten, 39 Colleges sind über die Stadt verteilt. Die älteste Hochschule der Stadt wurde 1264 gegründet: das Merton College. Besonders schön ist das Magdalen College inmitten großzügiger Wald- und Rasenflächen am River Cherwell.

Eine der bekanntesten und größten Hochschulen in Oxford ist Christ Church. Die eindrucksvollen Gebäude erinnern an die Zaubererschule Hogwarts. Und tatsächlich wurden hier viele Szenen der Harry-Potter-Filme gedreht.

Auch Herr-der-Ringe-Fans kommen in Oxford auf ihre Kosten: Auf dem Wolvercote Friedhof sind der Autor JRR Tolkien und seine Frau Edith bestattet. Auf ihren Grabsteinen sind die Namen Beren und Lúthien verewigt, in Anlehnung an eine Geschichte Tolkiens, in der eine Elben-Frau für die Liebe ihre Unsterblichkeit aufgibt.

Wer sich am Sandstein der Colleges sattgesehen hat, findet die unterschiedlichsten farbenfrohen Exponate, die die Menschheitsgeschichte zu bieten hat, im anthropologischen Pitt Rivers Museum, oder zeitgenössische Werke im Modern Art Oxford.

Anbeißen: Japanische Küche, Burger, Pies

Kulinarisch zeigt sich Oxford nicht weniger abwechslungsreich als die große Schwester London. Klein, fein, japanisch präsentiert sich das "Edamame", das Mittwoch bis Sonntag einen Mittagstisch anbietet und Donnerstag bis Samstag auch am frühen Abend geöffnet ist.

Burger-Freunde werden im "Atomic Burger" glücklich. Curry-Liebhaber im "Aziz". Der Covered Market - authentischer als der Camden Market in London - hat eine ganze Reihe empfehlenswerter, kleiner Restaurants und Imbissstände. Für einen Ausflug in die englische Küche empfiehlt sich die Dependance des "Pieminister".

Ein Five o'clock Tea oder ein Sandwich lassen sich stilvoll im "The Grand Café" genießen.

Ausgehen: Von der "Trout" ins "Catweazle"

Teil der britischen Pub-Kultur wird man im Anschluss in der "Turf Tavern" oder im "Trout".

Im Viertel Jericho im Nordwesten finden sich die edleren Bars wie das "Raoul's", während es rund um die Cowley Road, die nach Südwesten aus der Innenstadt hinausführt, multikultikulturell, günstig und ein bisschen schäbig-schick ist.

Poetry Slams, Blues, Jazz, Reggae: Zum Beispiel im "Catweazle Club" erwartet Besucher ein buntes Programm der außergewöhnlicheren Abendunterhaltung - wer hier auftritt, dem müssen ein Stuhl und ein Scheinwerfer genügen, eine Bühne gibt es nicht.

Auch ein Blick ins Programm der "O2 Academy" lohnt sich: Neben einem abwechslungsreichen Club-Programm finden hier regelmäßig Konzerte angesagter Bands und Musiker statt.

Wer nach einem langen Tag nicht mehr stehen oder reden will, findet im "Ultimate Picture Palace" eine geeignete Alternative zur Abendgestaltung. Das nostalgische Arthouse-Kino zeigt in schönem Ambiente ein Filmprogramm jenseits des Mainstream.

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