Süddeutsche Zeitung

Hintersee im Berchtesgadener Land:Kleinod neben dem Königssee

Heute drängen sich Touristen am Königssee, dabei zog es berühmte Maler wie Carl Spitzweg einst zum kleinen Hintersee nahe Ramsau - aus gutem Grund.

Das Berchtesgadener Land hat noch mehr zu bieten als den Königssee, dessen Schönheit man sich mit Hunderten anderen Touristen teilen muss. Der Hintersee westlich des Königssees nahe Ramsau ist zwar wesentlich kleiner, aber ein landschaftliches Kleinod. Der malerische See im Nationalpark Berchtesgaden, dessen Temperatur auch im Sommer kaum über 16 Grad steigt und der im Winter fast zuverlässig zufriert, ist ein Ziel für Individualisten geblieben. Die schönste Wanderstrecke führt von der Neuhausenbrücke in Ramsau auf den Malerweg entlang der Ache mit zum Teil schneeweißen Bergsturztrümmern, die rechts, links und im Wasser liegen. Das längst umwucherte Felsengeröll ist wie der See nach der Eiszeit entstanden, als vor etwa 4000 Jahren die unvorstellbare Menge von 15 Millionen Kubikmeter Gestein vom Hochkalter herabdonnerte.

Dem Ensemble aus Wald und Felsen, durch das sich grünes Wasser plätschernd seinen Weg in den Hintersee bahnt, sind zwischen 1920 und 1930 auch Touristiker erlegen: Sie nannten das Gebiet "Zauberwald", dessen Schönheit aber schon lange zuvor gewürdigt worden war: Carl Rottmann (1797-1850), Maler im Umfeld von Bayerns König Ludwig I., zog es im 19. Jahrhundert öfter an das stille Gewässer zwischen den hoch aufragenden Felsen. Der damals berühmte Landschaftsmaler quartierte sich in einen Gasthof ein, der am kleinen historischen Salzhandelsweg zwischen Berchtesgaden und dem österreichischen Pinzgau lag.

Bald wurde der Gasthof Auzinger eine Malerherberge, in der sich Europas romantische Landschaftsmaler trafen: Ferdinand Georg Waldmüller, Wilhelm Busch, Hubert von Herkomer, Carl Spitzweg (im Bild). Heute ist die Herberge ein traditionsreiches Ausflugsziel.

Am Nordufer des Sees bietet der Malerweg seinen schönsten Blick: In der Ferne bilden der Hochkalter, der Watzmann und der Hohe Göll den schroffen Hintergrund und verdoppeln sich spiegelnd im See. Davor grasen Kühe, ohne von störenden Zäunen behindert zu werden. Angler warten am Ufer auf Forellen und Saiblinge oder werfen die Angel vom Elektroboot in der Mitte des mehr als 16 Hektar großen Sees aus.

Staffeleien mit Reproduktionen stehen an den Stellen, an denen die Maler ihre Motive gefunden haben, so dass Wanderer das Original am Hintersee mit dem Kunstwerk vergleichen können. Weitere Informationen unter berchtesgadener-land.de.

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Karin Willen, dpa
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