Hintergrund:Hopp Schwiiz!

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Liftkarten über Crowdfunding oder vergünstigte Tagespässe: Wie die Schweiz ihre Wintergäste zurückgewinnen will.

Von Hans Gasser und Monika Maier-Albang

Vom ehemaligen Chef von Schweiz Tourismus ist der Satz überliefert: "Irgendwann geht es nicht mehr tiefer, dann folgt der Aufschwung." Optimist muss Jürg Schmid von Berufs wegen sein, und trotzdem tut er den Schweizer Skigebieten hier wohl Unrecht: Ein bisschen tiefer wäre schon noch gegangen, denn ganz ohne Gäste sind die Pisten von Arosa, von Portes du Soleil oder vom Saastal die vergangenen Jahre ja auch nicht gewesen. Eigentlich aber wollte Schmid, der zum Jahresende Schweiz Tourismus verlassen und der Neuen Zürcher Zeitung zuvor ein langes Interview gegeben hat, auch eine positive Botschaft rüberbringen: Es wird besser! Wachstum, wenngleich nur ein leichtes, prognostiziert auch die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich für die Wintersportgebiete der Schweiz im laufenden Winter.

Die zurückliegenden waren schwierig. Wenig Schnee, noch weniger Gäste. Das lag zu einem guten Teil an der Stärke des Frankens, der Urlaub in der Hochpreiszone Schweiz noch teurer machte. Besonders die Deutschen, aber auch Briten, Holländer und sogar Schweizer selbst zogen es vor, in Österreich oder Südtirol ihren Winterurlaub zu verbringen. So ging die Zahl der Übernachtungen im Winterhalbjahr in der Schweiz zwischen 2011 und 2016 von acht Millionen auf 7,1 Millionen zurück. Noch drastischer war der Rückgang bei den Skifahrertagen, also jenen Menschen, die sich ein Liftticket kauften: Laut Verband der Schweizer Seilbahnen schwanden diese von 29,3 Millionen in der Saison 2008/2009 auf 21,6 Millionen in der Wintersaison 2015/2016. Der tiefste Stand seit 25 Jahren.

Erstmals seit Jahren zeichnet sich ein Wandel ab: In der Wintersaison 2016/17 gab es ein Plus von zwei Prozent bei den Übernachtungen, in den Berggebieten waren es sogar 2,3 Prozent. Im Sommerhalbjahr läuft es ohnehin stets besser, weil das Land bei dem boomenden Städte- und Rundreisen-Tourismus sehr international aufgestellt ist. In der Sommersaison 2017 verzeichneten die Hotels in der Schweiz nach Angaben des Bundesamtes für Statistik 7,3 Prozent mehr Übernachtungen ausländischer Gäste als im Vorjahr. Der Großteil ging auf das Konto von Asiaten; Deutsche übernachteten knapp zwei Prozent mehr.

Die Schweizer rechnen damit, dass sich der positive Trend fortsetzt, zumal der Franken gegenüber dem Euro an Wert verliert, 2017 waren es etwa zehn Prozent. Das macht Urlaub in der Schweiz für EU-Bürger wieder etwas günstiger. Zudem kommen die Wintersportorte und Skigebiete den Kunden preislich entgegen, und lassen sich etwas einfallen, um Gäste anzulocken. Saas Fee, der jahrelang unter Gästeschwund leidende Gletscherskiort im Wallis, sorgt nun schon in der zweiten Wintersaison mit einem sehr günstigen Saison-Skipass für Aufsehen. Für 233 Franken, umgerechnet etwa 200 Euro, konnte man ein Angebot der Bergbahnen zeichnen. Es funktioniert nach dem Crowdfunding-Prinzip: Sollte eine bestimmte Anzahl von Personen die sogenannte Wintercard reservieren, wird das Angebot von den Bergbahnen eingelöst. Und es kam jetzt bereits zum zweiten Mal zustande, weil 75 000 Menschen mitmachten. Die können nun den ganzen Winter dort Ski fahren, wo sonst allein ein Tagesskipass 72 Franken kostet.

Überhaupt kommt in den Skiticket-Markt Bewegung: Blatten-Belalp bietet ebenfalls nach dem Crowfunding-Prinzip eine günstige Familienkarte an. Zudem kann man dort und auch im Skigebiet Pizol sparen, wenn man sich bei schlechtem Wetter auf die Piste traut: Je ungünstiger die Prognose, umso günstiger wird die Tageskarte. Flexible Skipasspreise gibt es in immer mehr Skigebieten. Laax war hier der Trendsetter, Andermatt und andere ziehen nach. Viele Skigebiete bemühen sich vor allem um das junge Publikum. Mit der schweizweiten Aktion "Gosnow.ch" werden Schulen günstige Schneesportwochen angeboten. Die Aletsch Arena wirbt damit, dass hier an Samstagen den ganzen Winter über jeder bis zum Alter von 20 Jahren gratis Ski fahren kann.

© SZ vom 04.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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