Hawaii:Hula Hula für die Cowboys

Rauhe Kerle, riesige Herden, saftige Weiden: Auf der Pazifik-Insel gibt es "Kuhjungs" schon viel länger als im Mutterland USA.

Eine Kuh auf Hawaii ist zu beneiden - besonders in Waimea, im Norden Big Islands. Hier oben zwischen den Vulkanen Kohala und dem 4208 Meter hohen Mauna Kea weht immer ein frischer Passatwind.

Weiße Wattewölkchen segeln über den blauen Himmel. Saftiges Gras wächst aus der fruchtbaren Lavaerde. Und dann der Blick auf den Pazifik - Hawaii ist wirklich ein Schlaraffenland für Rindviecher, wenn da nur nicht die lästigen Cowboys wären.

Die gibt es auch in diesem Inselparadies. "Kuhjungs" sind in den USA nie weit, wo immer Rinder weiden. Braungebrannte Surfer in Aloha-Hemd und Blümchen-Shorts sind im Ranching-Zentrum Waimea die Ausnahme. In den grünen Highlands begann Hawaiis Cowboy-Tradition um 1800 - gut 50 Jahre, bevor im Wilden Westen Lassos ausgerollt wurden.

Gastgeschenk des Entdeckers

Keoki Wood sieht ein bisschen aus wie John Wayne: blond, breite Schultern, blaue Augen und mit breitkrempigem Hut. Er ist einer von zwölf Paniolos, die für Waimeas größte Rinderfarm, die Parker Ranch, arbeiten. Paniolo ist Hawaiian für "español", erklärt Keoki. So wurden die Cowboys genannt, die King Kamehameha 1832 aus Mexiko ins Land holte, um marodierende Rinderherden in den Griff zu bekommen.

Dabei hatte es George Vancouver, der 1778 mit James Cook Hawaii entdeckte, gut gemeint mit seinem Gastgeschenk an den König. Bei einem Zweitbesuch brachte der Kapitän acht Langhorn-Rinder mit. Damit sie sich schnell vermehrten, ordnete der König an, sie streunen zu lassen. Doch die verwilderten Ungetüme fraßen den verängstigten Hawaiianern bald die Grasdächer über den Köpfen weg.

Der Amerikaner John Palmer Parker war der erste, den König Kamehameha mit der Rinderjagd beauftragte. Als Lohn behielt der auf Hawaii hängen gebliebene Seemann die besten Zuchttiere für sich, heiratete eine hawaiianische Prinzessin und startete eine Ranching-Dynastie. Seine 1847 gegründete Ranch wuchs zu Hochzeiten bis auf 910 Quadratkilometer. Auch wenn die Ranch heute kleiner ist, müssen Keoki und Kollegen rund 35 000 Rinder und 250 Mustangs hüten.

An jeder Ecke stolpert man in Waimea über die Parker Ranch. Zweimal im Jahr findet ein Parker Ranch Rodeo statt. Ein Parker Ranch Shopping Center gibt es, einen Parker Ranch Andenkenladen und ein Geschichtsmuseum. Schwarzweißfotos von schwimmenden Kühen sind dort ausgestellt, die links und rechts an Rettungsboote angeleint sind und dann mit Bauchschlingen auf wartende Dampfschiffe gehievt werden.

Vertreibung aus dem Paradies

Zeitweise deckte die Ranch ein Drittel des gesamten Fleischbedarfs der Inseln. Und noch bis vor kurzem, so ist nachzulesen, seien Rinder auf diese abenteuerliche Weise zum Schlachthof verfrachtet worden.

Kein Wunder, dass sich die armen Viecher nicht gern aus ihrem sonnigen Paradies wegfangen ließen. Ganz gewiefte Exemplare halten sich angeblich noch immer im Tropen-Dickicht versteckt.

Doch die einzigen Kühe, die man beim Ausritt über das Ranchgelände zu sehen bekommt, sind von der domestizierten Sorte. Im Trab geht es über weite Hügel. Beinah könnte man vergessen, dass man nicht durch Texas reitet, sondern über eine polynesische Trauminsel.

Wenn da nicht der Stallbursche wäre, der das Pferd an den Zügeln entgegennimmt und als Abschiedsgruß seinen Cowboyhut lüftet - mit bunten Hibiskusblüten bedruckt und zu besonderen Anlässen mit einer duftenden Blumengirlande bekränzt.

Informationen: Hawaii Tourism Europe, c/o Aviareps Mangum, Sonnenstraße 9, 80331 München (Fax: 089/23 66 21 99, E-Mail: hawaii@mangum.de).

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