Kolumne „Hin und weg“Haus in Italien gesucht?

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In einem alten italienischen Bergdorf wohnen? Dafür bekommt man im Trentino sogar Geld vom Staat.
In einem alten italienischen Bergdorf wohnen? Dafür bekommt man im Trentino sogar Geld vom Staat. (Foto: xlauravrx via imago-i/IMAGO/Depositphotos)

Im Trentino sterben viele Dörfer aus. Deshalb werden Immobilienkäufer jetzt finanziell unterstützt. Aber die Aktion hat einen Haken.

Glosse von Eva Dignös

Wünschen darf man sich alles, sagten die Eltern immer. Dass Wünsche häufiger mal nicht in Erfüllung gehen, gehört zu den Lektionen des Großwerdens, die man ziemlich schnell kapiert. Was aber nichts daran ändert, dass man weitermacht mit dem Wünschen. Wer weiß, vielleicht kommt sie ja noch, die gute Fee, oder, weil viele Wünsche doch irgendwie mit Geld zu tun haben, der Lottogewinn.

So antwortete vor ein paar Jahren auf die Frage „Würden Sie gern eine eigene Ferienimmobilie besitzen?“ in einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Civey fast die Hälfte der Teilnehmenden mit „Ja“. Als Standort fürs Ferienhaus besonders beliebt ist demnach neben Deutschland, wen überrascht’s, Italien. Da ist sie wieder, die Sehnsucht, endlich Teil des Dolce Vita zu sein: Morgens der Kaffee an der Bar, abends der Vino auf der Piazza, dazwischen entspannte Stunden des Müßiggangs auf der von blühendem Oleander gerahmten Natursteinterrasse mit Blick aufs azurblaue Meer, respektive auf sanftgrüne toskanische Hügel, so sieht er doch aus, der Alltag in Italien, oder?

Verwirklichen ließe sich der Traum vom Leben in Italien sogar ohne Lottogewinn. Seit Jahren schon werden verlassene Häuser für einen symbolischen Euro verkauft mit dem Ziel, der drohenden Entvölkerung abgelegener Dörfer zu begegnen. Gut, Villen mit Meerblick sind da eher nicht dabei. Und mit etwas Renovierungsaufwand ist auch zu rechnen. Aber dafür stellen die Makler auf ihren Websites gleich nützliches Vokabular zur Verfügung: Mit „Ho bisogno di aiuto con il riscaldamento“ bekommt man hoffentlich Hilfe, wenn die Heizung an feuchtklammen italienischen Wintertagen den Dienst versagt.

Die neueste italienische Wohn(t)raum-Offensive wird gerade im Trentino, der Nachbarprovinz von Südtirol, aufgelegt: Wer in einer von 30 ausgewählten Gemeinden eine Immobilie erwirbt, kann für Kauf und Sanierung laut einer Mitteilung der Autonomen Provinz mit Zuschüssen von bis zu 100 000 Euro rechnen. Das Örtchen Lusérn zum Beispiel ist dabei, auf einer Hochebene eineinhalb Autostunden südwestlich von Trient gelegen. Zimbrisch wird dort gesprochen, eine Art mittelalterliche Variante des Bairischen. Oder wie wäre es mit Bondone oberhalb des Idrosees? Der Ort steht auf der Liste der „borghi più belli d’Italia“, der schönsten Dörfer Italiens. Ein Spaziergang durch die kleinen Gassen sei „wie eine Zeitreise in die Vergangenheit, als hier nur die Kohlenarbeiter und ihre Familien vier Monate lang lebten und Bondone den Rest des Jahres still und verlassen blieb und auf ihre Rückkehr wartete“, heißt es auf der Website.

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Wer die Zuschüsse für Neubürger in Anspruch nehmen möchte, muss allerdings länger bleiben als vier Monate. Sie werden nur ausgezahlt, wenn man für mindestens zehn Jahre seinen Wohnsitz in einem der Orte nimmt. Oder „zu einem moderaten Preis“ vermietet. Wer nun ins Zweifeln gerät, für den hätte der US-Amerikaner Bingwa Thomas das allerbeste Argument für eine dauerhafte Umsiedlung nach Italien: Sein günstig erworbenes Haus in der Region Basilikata betrachtet er als Investment in ein längeres Leben. „In den USA bin ich bereits zwei Jahre über dem Verfallsdatum“, sagte er dem Nachrichtensender CNN. Die durchschnittliche Lebenserwartung schwarzer Männer liege dort nämlich gerade einmal bei 70 Jahren. „In Italien kann ich jedoch zehn zusätzliche Jahre bekommen.“

Die Autorin investiert ihr Geld in Italien lieber in Eis. Obwohl man in der Gelateria mit einem Euro nicht mehr weit kommt.
Die Autorin investiert ihr Geld in Italien lieber in Eis. Obwohl man in der Gelateria mit einem Euro nicht mehr weit kommt. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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