"Gum Wall" in Seattle:Was vom Gummi übrig bleibt

In Seattle gibt es eine Wand aus Kaugummi. Was als Vandalismus begann, galt zuletzt als Touristenattraktion, als Kunst. Doch die kann nun weg.

Nein, hier geht es nicht um die Stangen, mit denen man auf unwürdige Weise Fotos von sich selbst machen kann. Hier geht es um Abscheulicheres: Igitt, Kaugummi.

In Seattle gibt es eine Wand, die "Gum Wall" heißt, Kaugummi-Mauer; bis Anfang der Neunziger war sie eine herkömmliche Ziegelsteinwand eines Theaters, unbescholten, unbenannt.

Dann begannen vandalistisch veranlagte Theaterschauspieler Kaugummi dranzupappen und eine Münze hineinzudrücken, die Wand wurde gereinigt, die Theaterleute pappten, die Wand wurde gereinigt, so ging das, bis der Besitzer beschloss, den Kaugummi als Kunst zu betrachten.

Fortan wurde die arme Mauer unablässig beklebt, die Kleberei geriet außer Kontrolle - was folgte, war Begeisterung allerorts. Ein Kunstobjekt! Diese Ausdruckskraft!

Kaugummi überall, ist das nicht ein Symbol Amerikas, ein noch stärkeres als, sagen wir, ein Polizeiauto, das aus Donuts bestünde? Weil der Zucker des Gekauten aber die Mauer angreift, geschieht nun das Unvermeidbare: Die Wand wird gereinigt, komplett.

Danach geht der Klebespaß von vorne los, so will es der Besitzer. Was die Wand will, interessiert ja niemanden.

© SZ vom 11.11.2015 / MIN - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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