Griechenlandfan:Wegweiser nach Pilion

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Der Hamburger Rainer Scheppelmann macht seit zwölf Jahren Urlaub in Griechenland. Weil er sich nicht damit abfinden möchte, dass es den Einheimischen schlecht geht, hat er jetzt Wanderwege markiert.

Interview von Hans Gasser

"So leer und angenehm wie an der Costa Brava vor 50 Jahren", beschreibt Rainer Scheppelmann seinen griechischen Urlaubsort, die Halbinsel Pilion. Seit zwölf Jahren fährt er dorthin, und weil sich der Hamburger nicht damit abfinden möchte, dass es den Einheimischen schlecht geht, hat er Wanderwege markiert und eine Internetseite gebaut, die uneigennützig Werbung macht für den Pilion ( www.damouchari.info).

SZ: Wie sind Sie vom Stammgast zum Werbebotschafter geworden?

Scheppelmann: Der Pilion, eine schöne, bewaldete Halbinsel zwischen Athen und Thessaloniki, lebte immer vom innergriechischen Tourismus, aber die meisten Griechen können sich keinen Urlaub mehr leisten. Es tut einfach weh, wenn man in der Taverne ist und es sitzen nur acht Leute neben einem. Da hängt ja eine Familie dran, die den ganzen Tag arbeitet. Deshalb habe ich die Homepage gebastelt. Mittlerweile kommen 80, 90 zusätzliche Gäste in die Region, ich mache das völlig ehrenamtlich.

Wie ist die Stimmung? Muss man sich als Deutscher Vorwürfe anhören?

Nein. Griechen sind ja viel zurückhaltender als etwa Spanier oder Italiener. Man muss schon sehr aktiv werden, damit sie mit einem über Politik reden. Vorwürfe gibt es nicht, die wissen ja, was sie an den deutschen Touristen haben. Die Menschen sind nach wie vor herzlich. Es ist eine Mischung aus Paralyse und der Hoffnung, dass es wieder aufwärts geht. Arm zu sein ist auf dem Dorf besser als in der Großstadt: Man hat seinen Gemüsegarten, man hat Freunde, die einem helfen.

Was macht den Pilion besonders?

Es ist ein bewaldetes Mittelgebirge, das bis auf 1500 Meter reicht: Oliven, Kastanien, Eichen. Man kann im Schatten wandern, die Orte mit ihren Steinhäusern und Tavernen sind sehr ursprünglich. Hier wurde ja der Film "Mamma Mia!" gedreht. Die schönen Sandstrände sind fast leer, eigentlich unglaublich.

Und Sie haben dort eigenhändig Wanderwege freigeschlagen?

Zusammen mit einem anderen Deutschen, der dort lebt, bin ich alte Maultierpfade abgegangen, wir haben Markierungen angebracht, und wo sich die Bürgermeister nicht zuständig fühlten, haben wir auch mal einen Tagelöhner beschäftigt, der dann mit dem Kreiselmäher den Weg frei gemacht hat.

Müssten das nicht der dortige Tourismusverein, die Hoteliers machen?

Es gibt dort leider keinen Tourismusverein. Klar, die Homepage hätten eigentlich die Hoteliers gemeinsam machen müssen. Bloß, das ist so, wie es früher bei uns auch war: Jeder bewirbt erst mal nur sich selbst und macht sich nicht klar, dass die Gäste zuerst was zur Gegend wissen wollen. Ich habe dort einen Wanderweg vom hohen Gras befreit; das sah ein Bauer und sagte: Das musst du doch nicht machen, das muss doch der Staat machen. Macht er aber nicht. Mittlerweile haben das auch alle kapiert: Ich rufe vor der Wandersaison den Bürgermeister an, und der lässt alle Wege herrichten.

© SZ vom 30.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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