Globale Restauranttipps der SZ-Korresponenten:So toll kann Urlaub schmecken

Ursprünglich, ruhig, leckeres Essen - das ideale Ferienrestaurant, steht im Reiseführer. Dann der Schock: In Wahrheit ist die Pinte unbezahlbar und überlaufen. Und jetzt? Am besten diesen Text lesen. SZ-Korrespondenten aus acht Städten verraten ihre Lieblingslokale, die noch nicht jeder kennt.

In den Ferien ein Restaurant auszuwählen, gleicht einem Glücksspiel. Wir kennen uns kaum aus - starten die Suche aber mit genauesten Vorstellungen. Was, wenn der Reiseführer irrt? Entweder hungrig in die nächstbeste Touri-Falle. Oder Sie lesen diesen Text - SZ-Korrespondenten aus acht Städten verraten ihre Lieblingslokale, die nicht in jedem Reiseführer stehen. Noch nicht.

Wien, Österreich

Fiakerfahrer in Wien

(Foto: dapd)

Santo Spirito, Wien

Von Michael Frank - Im von Beiseln und Speisehäusern nur so berstenden Wien pflegt kaum jemand nur eine, alleinseligmachende Lieblingslokalität. Und da man sich in dieser schmackhaften Stadt nur Örtlichkeiten merken muss, wo man wirklich nicht gut isst statt umgekehrt, darf auch mal die Atmosphäre höheren Stellenwert haben. So speist man im Santo Spirito gediegen leichte Neue Wiener Küche mit mediterranen Akzenten. Die Weine sind resch und delikat, oft gibt es überraschende Ausnahmekreszenzen nicht nur österreichischer Herkunft.

Der Berichterstatter hasst von ganzem Herzen Musikberieselung beim Essen, und doch geht er zum Santo Spirito ausgerechnet der mächtigen Klanganlage wegen. Denn in diesem, kleinen, seltsam verwinkelten Souterrain-Etablissement im alten Herzen der Stadt spielt man unentwegt Besonderes: Klassik, Barock, Renaissance, alte Musik auch aus dem Mittelalter. Also selbst Minnesänger streichen für Verliebte die Fidel. Fast nichts aus dem Fach "Best of", sondern herrliche Aufnahmen von Monteverdi, Telemann, Palestrina, Schütz, Isaak, Händel. Bachs h-Moll-Messe wurde mit ihrem Gloria "et cum spirito santo" gleichsam zur Lokalhymne, auch wenn es manchen blasphemisch vorkommen mag, einen Ort so leiblicher Genüsse mit dieser Geistesanrufung zu adeln.

Auf eine Leinwand wirft man manchmal die neusten Premieren aus der Oper an den Champs-Elysées, den Staatsopern in München und Berlin oder dem Theater an der Wien. Wer sich als fachkundig genug erweist, darf beim Wirt auch mal um eine Wunsch-CD bitten, die der aus unerschöpflichen Arsenalen hervorkramt, und die man dann am besten zu einem exquisiten Tropfen an der Theke genießt.

Santo Spirito, der Heilige Geist, schwebt höchstselbst in Holz und Gold über der marmornen Altartheke. Trotz hochkünstlerischer Vorbilder kommt er einem vor wie jene Geist-Taube, die früher im Böhmerwald in einer Glaskugel über dem Familientisch schwebte. Sie trug den schönen Namen "Suppenbrunzer", weil an ihr die Dämpfe aus der Schüssel der armen Leute kondensierten und als kostbares Nass in den Napf zurücktropften. Der Österreichische Rundfunk hat schon so manches Mal aus dem Lokal seine "Lange Nacht der Alten Musik" übertragen. Hier zu sitzen, zu essen, zu prosten, zu schwatzen, hat die bukolischen Ingredienzien eines Gastmahls aller Sinne.

Santo Spirito ( 18-2 Uhr), Kumpfgasse 7, Wien; Empfehlung: orientalische Kohlrouladen; Kosten: Zwei durstige Personen kommen mit 50 Euro gut weg.

Tastee Diner, Washington

Von Reymer Klüver - Wer tagsüber bei Kelly, der wasserstoffblonden Kellnerin mit dem Dolly-Parton-Rauch in der Stimme, oder abends beim bleichen Joe mit den tätowierten Unterarmen einen Classic Cheeseburger bestellt, liegt immer richtig. Der weiche, weiße "bun", auf dem das absolut nach Anweisung gegrillte, kreisrunde Fleischpad liegt, dazu, sauber geschnitten, Salat, Tomaten, Zwiebeln, exakt zwei dicke Gewürzgurkenscheiben, der geschmolzene Käse und "coleslaw", Krautsalat, dazu knusprige Pommes - klassische amerikanische Cuisine eben, einfach, herzhaft, gut.

Clouds pass over Capitol Hill in Washington

Der Kapitol-Hügel in Washington

(Foto: Reuters)

Absolut empfehlenswert auch das Tagesgericht, das von 12 bis 21 Uhr serviert wird. Mein Liebstes: Hackbraten mit dicker, schwerer brauner Soße (gravy genannt), dazu Kartoffelbrei und natürlich grüne Bohnen.

Der Tastee Diner zählt zu den Beispielen eines uramerikanischen Phänomens, das fast nur noch auf dem Land, weitab vom Schuss, etwa in North Dakota oder im tiefsten Georgia zu finden ist: Ein Diner, in dem jedermann zu Niedrigpreisen morgens, mittags, abends und wenn es sein muss auch mitten in der Nacht satt werden kann. Tastee Diner hat denn auch 24/7 geöffnet, also zweimal rund um die Uhr, jeden Tag. Das eigentlich Beste aber ist die Inneneinrichtung. Es ist hier wie in einer Zeitkapsel (das Original-Tastee wurde 1935 eröffnet): der Tresen, vor dem mit roten Kunstleder überzogene Chromhocker festgeschraubt sind, die "booths" (Sitznischen) mit den makellos gewischten Holztischen, die mit Fotos übersäten holzgetäfelten Wände.

Vor allem aber die Juke Box, die sich von jeder booth aus anwählen lässt. Stilgerecht: Patsy Cline mit "I Fall to Pieces" oder natürlich Elvis' "Love Me Tender".

Tastee Diner, 7731 Woodmont Avenue, Bethesda (bei Washington DC), Maryland; Empfehlung: Cheeseburger; Preise: jedes Gericht unter zehn Dollar.

Sam Prischol, Moskau

Globale Restauranttipps der SZ-Korresponenten: An der Moskwa in Moskau

An der Moskwa in Moskau

(Foto: dpa)

Von Frank Nienhuysen - Wieder einmal glüht die Abendsonne, der Moskauer Sommer pendelt sich bei 30 Grad ein, und die Autos rauschen erbarmungslos über sechs Spuren. Das Sam Prischol ist da wie eine Rettung, eine verborgene Oase in der Moskauer Feinstaubwüste. Georgische Restaurants gibt es viele in Moskau, das Sam Prischol aber ist vielleicht das überraschendste Idyll, direkt an einer üppigen Straßenkreuzung, die im grün wuchernden Garten plötzlich unsichtbar ist und mit einem Mal so weit entfernt wie der Kaukasus selbst.

Rustikale Holztische und strohbedeckte Nischen, wilder Wein und sanftes Wasserplätschern. Dazu fantastisches Essen. Putin und Saakaschwili können noch so offen ihre Feindschaft pflegen, ihre Liebe zu georgischer Küche lassen die Russen sich nicht nehmen. Im "Sam Prischol" sollte man mit Chatschapuri beginnen, ein mit Käse überbackenes Fladenbrot, am besten die mit hauchdünner Spinatfüllung. Braucht man mehr? Ja, die moussierten grünen Bohnen noch, und Baklaschany, Auberginen mit Nusspaste. Vielleicht ist die Hauptspeise sogar das Unwichtigste. Sie hilft vor allem, den Abend zu verlängern, einen Vorwand zu haben für die Weinbestellung, Zeit für einen Blick auf den kaukasischen Folkloretanz.

Und nun dringt doch noch die große Politik in die kleine, kleine Welt. Georgischen Wein gibt es nicht, wegen des Boykotts. Stattdessen französischer, italienischer, allenfalls abchasischer. Macht das was? Macht was. Aber zu wenig, um Essen und Stimmung zu verderben.

Sam Prischol, Prospekt Wernadskowo 76a, Moskau; Empfehlung: Auberginen mit Nusscreme und Granatapfel, Lobio (Bohnengericht), Hähnchenkeulen in Knoblauchsauce; Kosten: 40 Euro - aber die Menge reicht für zwei Esser.

Dar Filettaro a Santa Barbara, Rom

Rom Colosseum, Italien, Hauptstadt

Das Kolosseum in Rom

(Foto: iStockphoto)

Von Andrea Bachstein - Hierher kommt man nur aus einem Grund, und der ist goldbraun, knusprig und ein bisschen fettig: Filetti di Baccalà steht über der Tür. Um diese populäre römische Spezialität dreht sich alles bei Dar Filettaro a Santa Barbara. Das Lokal lockt täglich von 18 Uhr an (außer sonntags) Römer aller Klassen zum Largo dei Librari, einem Plätzchen nahe dem Campo de' Fiori, auf dem man sommers draußen essen kann.

Baccalà ist in Salz konservierter Kabeljau, den der Filettaro aus Norwegen bezieht. Vor dem Zubereiten entzieht ein ausgiebiges Wasserbad dem Baccalà-Filet das Salz und macht das Fischfleisch wieder weich und aromatisch. Schneeweiß und saftig leuchtet es, wenn man die krosse Teigschicht aufbricht, die die Filets umhüllt. Dazu "Puntarelle" zu essen, ist praktisch Pflicht - einen typisch römischen Zichorien-Salat mit Essig-Anchovis-Sauce, der allerdings nur im Herbst und Winter Saison hat. Als Vorspeise beliebt sind die lauwarmen Sardellen mit Butter und Brot.

Die Karte ist auf das Minimum beschränkt, so wie das ganze Lokal. Als Tischdecke gibt's derbes Papier, und daraus sind auch die Servietten. Die Einrichtung könnte schlichter und abgeschabter kaum sein. Sie war schon da, ehe Marcello Cortesi 1978 den mindestens seit 1916 bestehenden Filettaro übernommen hat. Und der Padrone denkt gar nicht daran, etwas zu ändern - das Schäbige macht schließlich das Flair des Lokals aus.

Den ganzen Abend soll man hier sowieso nicht sitzen - essen und gehen ist die Regel. Das legen die Kellner auch nahe, da die Wartenden meist schon Schlange stehen. Vor allem wenn es kalt ist, warten die Leute nicht nur auf Tische. So ein gebackenes Filet ist nämlich auch als Imbiss zum Mitnehmen beliebt. In Papier gewickelt bekommt man es an der Küche direkt in die Hand. Und kann beim Warten zuschauen, wie die Schwester des Padrone und ihre ebenso robuste Kollegin unermüdlich in mächtigen Pfannen Baccalà frittieren.

Dar Filettaro a Santa Barbara, Lokal und Fisch-Imbiss, Largo dei Librari, Rom; im August geschlossen; Empfehlung: Baccalà; Kosten: ab 4,50 Euro pro Filet.

Vereinigung der Chinesen von Athen

Globale Restauranttipps der SZ-Korresponenten: Wolkenspiel über dem Parthenon-Tempel in Athen

Wolkenspiel über dem Parthenon-Tempel in Athen

(Foto: AP)

Von Kai Strittmatter - Das Viertel Psirri liegt in Fußweite zur Akropolis, und es birgt einen geheimen Schatz. Es gibt in Psirri den Teil für Touristen, mit Cafés und Kneipen. Und es gibt den Teil, wo man besichtigen kann, wie Athen in den Augen der Athener den Bach hinuntergeht. Vorbei an Ecken, die Junkies besetzt haben, durch Straßenzüge voller illegaler Immigranten. Schlafsäle für Hunderte Bangladescher liegen über ehemaligen Manufakturen, aus denen heraus Chinesen Billigtextilien anbieten. Viele Textilien hier, viele Chinesen.

Wenn man die Epikourou-Straße hinabläuft, stößt man auf ein indisches Restaurant. Schräg gegenüber ein Schild, darauf, in chinesischen Schriftzeichen: "Vereinigung der Chinesen von Athen". Von Essen kein Wort. Wer aber die Türe aufstößt und die Treppe hochsteigt, der landet - mitten in China. Flammen steigen aus dem Wok, dahinter eine Köchin mit Kippe im Mund. Im Gastraum gerade einmal vier, fünf Tische, voll mit chinesischen Familien. Es kochen Leute aus Wenzhou, aus dem Süden Chinas, wo man sich eher auf Meeresfrüchte versteht, trotzdem schmeckten die scharfen Gerichte, die wir bestellt hatten, fast wie in ihrer Heimat Sichuan: das beste Fischduft-Schweinefleisch (Yuxiang rousi), das wir in den letzten Jahren in Europa auf den Tisch bekommen haben. Dazu ein Eins-A-Doufu nach Hausmacherart (Jiachang Doufu), gebratener Spinat, Reis und zwei große Flaschen Bier. Macht 18 Euro, unschlagbar.

Und wie es sich für eine richtige Schatzsuche gehört: Die Speisekarte gibt es nur auf Chinesisch. "Die Griechen", sagte der nette Kellner mit Blick auf ein dampfendes Tablett, das gerade vorübergetragen wurde, "sie verstehen einfach nichts von diesen Dingen."

Vereinigung der Chinesen von Athen, China-Lokal; Epikourou-Straße, Athen; Empfehlung: Fischduft-Schweinefleisch; Kosten: mit Bier knapp zehn Euro pro Person.

Kiskörössy Halászcsárda, Szeged

BUDS

Das Rathaus von Szeged, 169 Kilometer südlich von Budapest

(Foto: AP)

Von Michael Frank - Deutsche denken an Krautfleisch mit viel Paprika, also an das Szegediner Gulasch, hören sie von jener sagenhaften Stadt im Südosten Ungarns. Ungarn läuft da das Wasser aus anderen Gründen im Mund zusammen: Szeged ist eine Stadt an der Theiß (Tisza), einem der fischreichsten Flüsse Mitteleuropas. Ein Lokal ausgerechnet in Szeged zu empfehlen, hat heute seinen Sinn, sind doch Nichtungarn längst reichlich vertreten, namentlich Tausende deutsche Studenten, die, unhöflich gesagt, hier als Numerus-clausus-Flüchtlinge ihre medizinischen Studien absolvieren - ein Anlass für die Verwandtschaft, diesen Landstrich zu besuchen.

Da lohnen sich die vier Euro, um per Taxi zu einer der wahrhaft paradiesischen Fischküchen des Landes vielleicht fünf Kilometer östlich der Stadt zu fahren. Die Kiskörössy Halászcsárda, eine klassische Fischtaverne direkt am Theißufer, hält alle Köstlichkeiten aus dem Fluss bereit: Hecht, Wels (Waller), Zander (Fogosch), Karpfen, Amur, Brachsen, Barsche, ja sogar die heiklen Äschen kommen hier auf den Tisch. Ob als Harfe im Ganzen gebacken, als "Pörkölt" (also Gulasch), ob als Filets, ob gebraten, mariniert, gegrillt oder mit leichter Panade gebacken.

An der Mauer kann man die Markierungen der Hochwasserkatastrophen betrachten, die das Haus heimgesucht haben, ohne dass man die Idylle aufgegeben hätte. Die Halászlé, die Fischsuppe, eine Art magyarisches Nationalgericht, vereinigt verschiedene Sorten Süßwasserfisch. All das kräftig gewürzt, mit viel Paprika, Tomaten, reichlich Kräutern und Knoblauch.

Und noch eine Spezialität: Im oft nervtötenden Gedudel der auf Westschlager fehlgepolten Balkankapellen ragen die - unvermeidlichen - Musikanten dieses Hauses heraus: Sie spielen echte Volksmusik, und dies meisterhaft.

Kiskörössy Halászcsárda, Fischtaverne, 6727 Szeged, Felsö-Tisza-part; Empfehlung: Fischsuppe (Halászlé), Gulasch vom Wels mit Quarknockerln; Kosten: fast alle Gerichte unter sechs Euro.

Shibu-Soba, Tokio

Tokio

Skyline von Tokio

(Foto: iStockphoto/Brent Bossom)

Von Christoph Neidhart - Nigiri-Sushi und Soba-Nudeln, beides heute Inbegriffe der japanischen Esskultur, sind eigentlich als schnöder Schnell-Imbiss entstanden. Das allerdings ist lange her: Im 18. Jahrhundert zogen Zehntausende Wanderarbeiter nach Edo, wie Tokio damals hieß, meist alleinstehende junge Männer mit wenig Geld. Sie ernährten sich schnell und billig, oft im Stehen, die Soba Nudel war da praktisch und günstig. Sie wird aus Buchweizenmehl hergestellt und ist in Edo entstanden. Heute wird sie überall in Japan, vor allem aber in Tokio, von kleinen spezialisierten Soba-Lokalen serviert; fast alle sind familiengeführt.

Shibu-Soba liegt sehr zentral im Bahnhof Shibuya. Das Lokal setzt weiter auf die ursprüngliche Idee der Schnelle - die Hälfte der Plätze sind Stehplätze. Zugleich legt man hier Wert auf den Biss, den die Soba-Nudel braucht, sowie auf ihren nussigen Geschmack. So verbindet sich das Rustikale mit dem Feinen. Und das für etwa fünf Euro.

Der Kenner isst Soba-Nudeln stets kalt: Als Saru-Soba kommt die Nudel auf einem feinen Rost, man dippt sie vor dem Essen in Dashi, einer Brühe aus fermentierten Fischflocken. Das Shibu-Soba serviert Saru-Soba auch mit Ashitaba-Tempura. Ashitaba ist ein auf wenigen Inseln im Pazifik heimisches Angelika-Gewächs. Das Gericht heißt dann "Ashitaba-Seiro". Ashitaba, so glauben die Japaner, verlängere das Leben. Und wer hier einmal Ashitaba-Seiro gekostet hat, macht immer wieder einen Umweg über Shibuya. Doch sei Touristen empfohlen, die Hektik der Mittagspause zu meiden und etwas später zum Lunch bei Shibu-Soba zu gehen.

Shibu-Soba, Bahnhof Shibuya, 1. Obergeschoss, Tokio; Empfehlung: Saru Soba und Ashitaba-Seiro; Kosten: etwa 5 Euro

Prag

Blick auf die Altstadt von Prag mit der Karlsbrücke

(Foto: iStockphoto)

A divadlo pokracuje, Prag

Von Klaus Brill - Mitten in der Millionenstadt Prag fällt der Blick auf - Wald. Es gibt da nämlich hügelan im Stadtteil Hradcany, gleich hinter der Burg, zwei Straßen und ein paar Terrassen, von denen aus man eine bezaubernde Aussicht auf den Abtsgarten des Klosters Strahov hat: Wiesen, Weinreben, Obstbäume, dahinter Wald. Eine der Terrassen gehört zum Restaurant A divadlo pokracuje, das deshalb an sonnigen Tagen starken Zulauf hat.

Der Name ist die tschechische Entsprechung von "The show must go on": Das Theater geht weiter. Es waren die letzten Worte von Jan Wiener, einem Altprager Juden, der in der britischen Luftwaffe gegen die Nazis kämpfte, dann in kommunistischen Gefängnissen saß und Professor in den USA wurde. Nach 1989 kehrte er nach Prag zurück, die Restaurantpächter Helena Hrábková und Jakub Kreijci gehörten zu seinen Freunden. Als sie das Lokal Ende 2010 übernahmen, war Wiener gerade gestorben, ihm zu Ehren erhielt es den Namen.

Sein Foto hängt an der Wand, neben Bildern von Jakub Kreijci, der als Maler bizarre Phantasmagorien aus der Prager Geschichte destilliert. Sie sind ein schöner Kontrast zu den modernen Möbeln und der leichten, frischen Küche, die mit eleganten Suppen und würzigen Fleischgerichten eine fettarme Alternative zum böhmischen Krautknödelschweinsbraten-Allerlei bietet. Böhmisch sind hier allenfalls die Palatschinken in diversen Variationen. Das Ganze zu günstigen Preisen, schöne Aussicht inklusive. Das Rauchen ist übrigens erlaubt.

A divadlo pokracuje, neuböhmisches Lokal, Loretanska 13, Prag 1; Empfehlung: Tagessuppe, Palatschinken mit Spinat und Käse, Kuchen; Kosten: mit zwei Getränken etwa zwölf Euro pro Person.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: