Gleitschirm-Kurs:900 Meter über dem Allgäu

Am Tegelberg im Allgäu gleiten die Teilnehmer eines Gleitschirm-Kurses über Hügel, Täler, Seen und Schloss Neuschwanstein. Doch bis es so weit ist, fließen viele Tropfen Schweiß.

Bepackt mit riesigen Rucksäcken stapfen Klaus Beck und die anderen über die saftig-grüne Wiese im Ostallgäu. Nur die Beine schauen unter dem schweren Gepäck noch heraus. Doch während der Rucksack für eine normale Bergtour reichlich überdimensioniert wäre, ist sein Inhalt für ihr Vorhaben unabdingbar: Ein Helm, ein Gurtzeug und ein Gleitschirm stecken darin. Und damit lernen sie, wie sie das Allgäu bald aus der Luft erkunden können.

Allgäu Tegelberg Gleitschirmfliegen

Schwerelos: Nach dem Start am Tegelberg im Allgäu haben die Flugschüler 900 Meter Luft unter sich.

(Foto: dpa-tmn)

Klaus Beck ist dafür extra aus Rheinland-Pfalz angereist: "Ich habe früher schon am Tegelberg Urlaub gemacht und die Gleitschirme da fliegen sehen. Da war für mich klar: Wenn, dann lerne ich es dort." Doch bevor es in die Luft geht, müssen die Teilnehmer des Gleitschirm-Grundkurses erst einmal ackern.

Während gegenüber die Kühe in aller Seelenruhe grasen, packen die Männer am Fuß des etwa 40 Meter hohen Hügels ihre Rucksäcke aus. Zunächst üben sie das Starten im Flachen. Erst wenn der Startablauf dort klappt, geht es schrittchenweise etwas höher - bis sie schließlich von der Wiese am oberen Ende des Hanges starten. "Bei den ersten Versuchen bin ich schon einmal schön den Hang hinuntergekullert", erzählt Klaus Beck. Denn anfangs ist es gar nicht so einfach, den Schirm richtig in die Luft zu bringen - selbst wenn der Fluglehrer einem die richtigen Handgriffe über Funk einsagt.

Der erste Hüpfer vom Boden weg

Jeder Gleitschirm-Neuling muss erst ein Gefühl für das Material und die richtige Technik bekommen. Bei Klaus Beck klappt es inzwischen recht gut. Der Speyerer umgreift die Gurte und streckt die Arme nach hinten. Dann läuft er kräftig an. Die riesige Stoffkappe hebt sich langsam in die Höhe und - diesmal fällt sie nicht zusammen. Klaus Beck läuft weiter und verliert bald darauf für wenige Sekunden den Boden unter den Füßen. "Der erste Hüpfer vom Boden weg, das ist schon ein Erlebnis", sagt der 59-Jährige mit fröhlichem Gesicht - obwohl er dafür ordentlich schwitzen musste. Denn nach jedem kurzen Flug folgt ein mühsamer Aufstieg. Einen Lift gibt es nicht. Und knapp 30 Quadratmeter Stoff über der Schulter haben auch ihr Gewicht.

20 Flüge vom Übungshang sind Pflicht. Die Routine muss sitzen, bevor es im Höhenkurs an einen richtigen Berg geht. Saskia Baak hat die Strapazen des Grundkurses schon hinter sich. Sie schnallt sich ihr Gurtzeug am Startplatz des Tegelbergs um, der mehr als 1700 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Vielleicht wird sie heute über Schloss Neuschwanstein fliegen. Über die Mauern und Türme des Märchenschlosses zu gleiten, ist der Höhepunkt eines Gleitschirmkurses im Allgäu.

Informationen:

Dauer des Kurses: Vom ersten Flugversuch bis zur Flugprüfung dauert es bei guten Witterungs- und Schulungsbedingungen etwa drei Wochen. Sollte es in der angestrebten Zeit nicht klappen, bieten viele Flugschulen an, den Kurs zu einem anderen Zeitpunkt ohne Mehrkosten fortzuführen.

Kosten: Die Flugschulen haben unterschiedliche Ausbildungskonzepte. Mal ist die Ausbildung in zwei Kurse geteilt, mal in drei. Mal sind Ausrüstung und Bergfahrten im Preis enthalten, mal nicht. Insgesamt sollten Interessenten bis zur Flugprüfung etwa 1400 bis 1700 Euro einplanen - plus die Kosten für Unterkunft und Verpflegung.

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