Gesundheit:Interview

Der Erfolg einer homöopathischen Behandlung hängt zu einem großen Teil von der Erfahrung und den Kenntnissen des Homöopathen ab. Wir sprachen mit Dr. Nikolaus Hock, Arzt für Psychiatrie und Homöopathie im Homöopathisch-Therapeutischen Praxis-Zentrum in München unter anderem über die Grenzen seines Faches.

Welche Patienten kommen zu Ihnen? Da gibt es drei Gruppen: Die erste sind Menschen, bei denen die schulmedizinische Behandlung keine Besserung gebracht hat. Die zweite Gruppe sind Kranke, die zwar durch die Schulmedizin eine Besserung erfahren haben, die aber trotzdem nicht ganz zufrieden sind. So wollen die Betroffenen zum Beispiel weg von allzu vielen Medikamenten. Die dritte Gruppe sind schließlich Männer und Frauen, die sich wirklich aus Überzeugung für die Homöopathie entschieden haben.

Gesundheit: Denkmal des Begründers der Heilkunde, Samuel Hahnemann.

Denkmal des Begründers der Heilkunde, Samuel Hahnemann.

(Foto: Foto: DPA)

Hilft Homöopathie dann am besten, wenn man besonders fest daran glaubt? Die Bereitschaft des Patienten spielt höchstens eine mittelgroße Rolle. Eine zu große Heilserwartung ist eher schlecht, eine kritische Betrachtung dessen, was mit einem passiert, finde ich vollkommen in Ordnung. Im übrigen sind die Erfolge der Homöopathie nicht in erster Linie auf den berühmten Placebo-Effekt zurückzuführen. Die Behandlung mit Globuli funktioniert nämlich auch bei Säuglingen, Bewusstlosen oder Tieren und da kann definitiv kein Placebo-Effekt dahinterstecken.

Trotzdem muss man manchmal Geduld bei der Behandlung mitbringen? Absolut. Bei 3.000 verschiedenen homöopathischen Mitteln kann es manchmal schwierig sein, auf Anhieb die auftretenden Symptome mit dem richtigen Mittel in Verbindung zu bringen. Aber diese Problematik kennt die Schulmedizin auch. So greift zum Beispiel auch bei Antibiotika oft nicht das erste Präparat. Wenn man aber in der Homöopathie mit dem richtigen Stoff behandelt, dann ist eine Besserung innerhalb sehr kurzer Zeit möglich.

Muss man nicht zuerst mit einer Verschlimmerung der Beschwerden rechnen? Das kann sein, zeigt aber nur, dass der Körper gut reagiert. In der Regel tritt aber bei richtiger Wahl des Mittels danach schnell eine Linderung der Beschwerden ein.

Es gibt viele Bücher über Homöopathie auf dem Markt. Kann man sich als Laie nicht auch selbst behandeln? Salopp formuliert würde ich sagen, das sollte man nur dann tun, wenn man überzeugt ist, man würde auch ohne homöopathische Arzneien gesund. Die Homöopathie hat nämlich durchaus Nebenwirkungen, was auch ein Argument für ihre Wirkung ist. Ich wäre also mit der Selbstmedikation vorsichtig, denn die richtige Anwendung erfordert einiges Wissen über die Theorie der Methode. Wenn man schon selbst behandelt, sollte man keine hohen Potenzen verwenden.

Wo hat die Homöopathie ihre Grenzen? Eine Grenze ist auf jeden Fall die Erfahrung und die Kenntnis des Homöopathen. Eine zweite ist, dass die Homöopathie dann nichts mehr tun kann, wenn der Chirurg gefragt ist. Einen großen Tumor muss man entfernen, da nutzen keine Globuli. Außerdem kann eine Grenze die Verfassung des Patienten sein. Er muss noch genug Lebenskraft haben, dass sein Körper auf die Behandlung reagieren kann.

Woran erkennt man einen guten Homöopathen? Homöopathen sollten nur Krankheiten behandeln, die sie auch schulmedizinisch im Griff hätten. Ein guter Homöopath hat also zusätzlich eine fundierte schulmedizinische Ausbildung. Er nimmt sich für die erste Sitzung Zeit, um die genaue Krankengeschichte des Patienten zu erfahren. Er lässt den Kranken ausreden und schaut durchaus auch etwas nach. Er verschreibt keine Komplexmittel (Mischungen verschiedener Homöopathika), sondern nur Präparate, die er individuell für den Patienten ausgesucht hat und die er als Einzelmittel gibt. Das hat übrigens nichts mit Esoterik zu tun. Wir pendeln die Mittel nicht aus, sondern wählen nach bestimmten Kriterien.

Wie findet man nun den guten Homöopathen? Mein Ratschlag ist: Schauen Sie nicht einfach im Branchenbuch nach, sondern hören Sie sich in Ihrem Bekanntenkreis um. Es spricht sich in der Regel schnell herum, bei wem Patienten zufrieden sind.

Wie teuer ist eine homöopathische Behandlung? Die privaten Krankenkassen zahlen in der Regel sowohl die Behandlung, als auch die Medikamente. Die gesetzlichen Krankenkassen leider nicht. Wer selber zahlen will: Das Erstgespräch dauert ein bis zwei Stunden und kostet zwischen 150 und 300 Euro, danach muss man bei einer chronischen Erkrankung mit ungefähr 60 Euro pro Monat rechnen.

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