Gestrandete Urlauber:Odyssee Richtung Heimat

Busse, Fähren, Ersatzflüge: Mit einem logistischen Kraftakt versuchen Reiseveranstalter, ihre am Reiseziel gestrandeten Urlaubsgäste wieder nach Hause zu bringen.

Die Aschewolke über Europa hat Zehntausenden Touristen zu ein paar zusätzlichen Ferientagen verholfen. Für die Reiseveranstalter dagegen bedeuten die Sperrungen im europäischen Luftraum nach dem Vulkanausbruch in Island einen logistischen Kraftakt. Wie kommen ihre Kunden wieder zurück nach Hause?

Auf den Kanarischen Inseln saßen am Wochenende mehr als 70.000 Urlauber fest, weil ihre Rückflüge nach Deutschland oder Großbritannien gestrichen worden waren. Auf Mallorca mussten ebenfalls zahllose Feriengäste ein paar Tage länger als geplant in ihren Hotels verbringen. Nach Angaben der Wochenzeitung Mallorca Magazin (Internetausgabe) waren allein am Samstag 50.000 Mallorca-Reisende von dem Flugchaos betroffen.

"In Palma de Mallorca und an den Stränden in der Bucht der Inselhauptstadt sind die Herbergen fast zu 100 Prozent ausgebucht", berichtete Inmaculada de Benito, Geschäftsführerin eines mallorquinischen Hotelierverbands. "Es gibt allerdings auch kein Overbooking, denn es treffen kaum neue Gäste ein."

Die Hoteliers gewähren den "Asche-Urlaubern", wie die Zeitung Diario de Mallorca schreibt, ermäßigte Zimmerpreise. Bei Pauschalreisen kamen dafür zum Teil die Reiseveranstalter auf Kulanzbasis auf. Wer auf eigene Faust angereist war, musste den verlängerten Hotel-Aufenthalt selbst bezahlen.

Kein Grund zur Freude für Hoteliers

Für die Hoteliers waren die unverhofften Einnahmen jedoch kein Grund zur Freude. Auf den Kanaren hatten 80.000 Urlauber, die in der kommenden Woche Teneriffa oder Gran Canaria besuchen wollten, ihre Reisen abgesagt. Auch auf Mallorca hagelte es Tausende Absagen.

Nach Schätzungen wurden 35 Prozent der Buchungen für die kommende Woche storniert. "Wenn die Situation länger anhält, wird das für die Branche schlimme Folgen haben", betonte de Benito. Dabei hatte der Tourismussektor in Spanien nach dem Rückgang der Urlauberzahl 2009 in diesem Jahr auf eine Wende zum Besseren gehofft.

Krisenkomitees der Reiseveranstalter

Die Reiseveranstalter und Flughafenbehörden richteten Krisenkomitees ein und versuchten, wenigstens einem Teil der festsitzenden Urlauber mit alternativen Verkehrsmitteln die Heimreise zu ermöglichen. Einige Touristen konnten mit spanischen Inlandsflügen auf das Festland gelangen und von dort mit dem Bus weiterreisen. Am Sonntag wurde allerdings auch der Flughafen von Mallorca geschlossen, so dass man die Insel bis auf weiteres nur per Schiff verlassen konnte.

Rückreise mit Bus und Fähre

Von einer kurzzeitigen Öffnung des Luftraums am Sonntagnachmittag profitierten Feriengäste auf der Kanareninsel Gran Canaria. Die Touristen waren bereits darauf eingerichtet, nach einem Stopp in Portugal aus eine 30-stündige Busreise anzutreten. Dann hob die Deutsche Flugsicherung das Flugverbot auf einigen Flughäfen für wenige Stunden auf. So konnte diese Maschine als einzige von Tuifly am Sonntagabend in Hannover landen. Zwei weitere Flugzeuge waren nach Tui-Angaben unterwegs nach Gran Canaria und Fuerteventura, um deutsche Touristen auszufliegen.

Tui nutzte die vorübergehende Lockerung des Flugverbots auf einigen Airports für den Rücktransport der Reisenden. Bis Sonntagnachmittag hatte das Unternehmen bereits mehr als 1000 deutsche Gäste aus verschiedenen Urlaubsregionen auf das europäische Festland zurückgebracht. Die Mehrzahl der Gäste war mit Bussen in Richtung Deutschland unterwegs, auch Fähren wurden genutzt.

So flogen etwa Tui-Mallorca-Urlauber zunächst ins nicht von der Sperrung betroffene Barcelona aus, von wo sie dann mit einem Buskonvoi nach Deutschland fuhren. Zudem startete auf Gran Canaria eine Maschine mit Urlaubern nach Alicante an der spanischen Costa Blanca. Von dort aus sollte es ebenfalls per Bus nach Frankfurt gehen.

"Alle Tuifly-Maschinen, die sich zurzeit außerhalb Deutschlands auf noch geöffneten Flughäfen befinden, werden derzeit eingesetzt, um weitere Tui-Gäste auszufliegen", teilte das Unternehmen mit. Auch in weiteren Urlaubsorten seien Rückholaktionen angelaufen, so seien etwa Malta-Touristen mit der Fähre nach Sizilien gebracht worden, von wo aus es per Bus nach Deutschland gehe.

Thomas Cook übernimmt kurzfristig Hotelkosten

Wie Tui kündigte auch das Unternehmen Thomas Cook an, Hotelübernachtungen für im Ausland festsitzende Pauschalreisende mindestens bis Montag zu übernehmen. Kunden wurde zudem die Rückerstattung des Reisepreises oder eine kostenlose Umbuchung auf einen späteren Zeitpunkt angeboten. Gäste, die an ihrem Urlaubsort auf den Rückflug warteten, würden von der Reiseleitung betreut, die Hotelkosten übernehme bis auf weiteres Thomas Cook, hieß es.

Das bieten die Reiseveranstalter ihren Kunden an

Neben den Urlaubsgästen, die am Zielort ausharren, sind die Reiseveranstalter auch mit Anfragen von Kunden konfrontiert, deren Abflug in diesen Tagen ansteht. Wie die Unternehmen damit umgehen - ein Überblick.

- Tui hat alle weiteren Flugreisen abgesagt - zunächst bis einschließlich Montag (19. April) 24.00 Uhr. Passagiere sind gebeten, nicht zum Flughafen zu fahren. Für die abgesagten Reisen werde der Preis erstattet. Zudem werden gebührenfreie Umbuchungen angeboten. Empfohlen werde, auf ein Autoreiseziel auszuweichen. - FTI betonte auf seiner Homepage, Stornierungswünsche müssten nicht sofort mitgeteilt werden. Ein Anruf erst in den nächsten Tagen helfe, die überlasteten Telefonnetze zu entlasten. Umbuchungen auf Ziele ohne Flug und auf deutliche spätere Reisezeiträume könnten in der Regel sofort bearbeitet werden. Kurzfristige Abflüge hätten wegen der weiter ungeklärten Situation kaum Aussicht auf Erfolg. - Der Reiseveranstalter Alltours sprach auf seiner Internet-Homepage von "höherer Gewalt" durch den Vulkanausbruch. Kunden werde ermöglicht, ihre Buchung zu stornieren oder umzubuchen. Müsse die Reise verkürzt werden, falle der Preis nur anteilig an. - Die Fluggesellschaft Air Berlin strich am Wochenende alle Flüge bis einschließlich Montag (19. April) 2:00 Uhr. Betroffene Passagiere wurden gebeten, nicht zum Airport zu fahren. Für Flüge waren - zunächst bis einschließlich Dienstag - kostenlose Umbuchungen oder Stornierungen möglich. Betroffene Flüge können auch nach dem Abflugdatum umgebucht und storniert werden. - Die Touristik der Rewe-Gruppe mit den Veranstaltern Dertour, Meier's Weltreisen, ADAC Reisen, ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg, hatten alle Flugpauschalreisen mit Abflug am vergangenen Wochenende abgesagt. Die Reiseveranstalter bieten eine Umbuchung auf spätere Termine an. - Auch die Thomas Cook AG führte für ihre Veranstalter Neckermann Reisen, Thomas Cook Reisen, Bucher Last Minute und Air Marin am vergangenen Wochenende keine Flugreisen durch. Kunden können kostenlos umbuchen.

Hotline Tui: 0511 5678 000 FTI Hotline: 089 2525 1000 Hotline Alltours: 0203 3636360 oder 0203 3636500 Hotline Air Berlin: 0800 5737 8000 Hotline Dertour, Meier's Weltreisen, ADAC Reisen: 069 9588 2770 Hotline ITS, Jahn Reisen, Tjaereborg: 02203 42875 Hotline Neckermann Reisen und Thomas Cook Reisen: 06171 6565 190 Hotline Bucher Last Minute und Air Marin: 02132 93080

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