Gestrandete Touristen:Sofort beim Chef melden

Was jetzt für in Thailand festsitzende Arbeitnehmer wichtig ist, was das Auswärtige Amt rät, sowie Tipps zu Umbuchung und Stornierung.

Mehr als 300.000 Touristen sitzen durch die Flughafenblockaden in Bangkok fest. Die Flughafenbehörde will den Flugbetrieb am Suvarnabhumi-Flughafen so schnell wie möglich wieder aufnehmen. Die ersten Frachtmaschinen starteten bereits am Dienstag.

Flughafenblockade in Bangkok, Reuters

In Bangkok sitzen Hunderttausende von Reisenden fest.

(Foto: Foto: Reuters)

Wenn alle technischen Einrichtungen und die Computersysteme einwandfrei funktionieren, sollen die ersten Passagiermaschinen schon am Donnerstagabend oder Freitag abgefertigt werden.

Nach dem internationalen Flughafen Suvarnabhumi hatten Demonstranten auch den für Inlandsflüge genutzten zweiten Bangkoker Flughafen Don Muang besetzt. Inzwischen ist dort zumindest der Frachtverkehr wieder erlaubt.

Was der Chef wissen muss

Arbeitnehmer, die aufgrund der Flughafenblockade nicht rechtzeitig nach ihrem Urlaub wieder am Arbeitsplatz erscheinen können, müssen Gehaltseinbußen hinnehmen. Auch der Verweis auf "Höhere Gewalt" nützt nichts. "Wer nicht arbeitet, hat auch keinen Anspruch auf Gehalt", sagte der Heidelberger Arbeitsrechtler Michael Eckert zu sueddeutsche.de. Der Arbeitnehmer könne sich mit dem Chef darauf einigen, die fehlenden Tage über das Gleitzeitkonto oder mit Urlaubstagen auszugleichen und so das Gehalt weiter laufen zu lassen. Aber: "Wenn nur einer von beiden dagegen ist", so Eckert, "gibt es nichts."

Denn größten Fehler, den Arbeitnehmer in dieser Situation machen können, ist, sich nicht umgehend beim Chef zu melden und ihn über die Entwicklung der Dinge auf dem Laufenden zu halten. Wenn dieser nichts über den Verbleib seines Angestellten erfährt, können bei fortgesetztem Fernbleiben Abmahnungen und die fristlose Kündigung möglich sein.

Muss der Arbeitsplatz dringend besetzt werden und ist weder die Einstellung einer Aushilfe oder eines Leiharbeiters möglich, so dass der Job neu vergeben wird, kann es sogar zu einer betriebsbedingten Kündigung kommen - "aber das dürften wohl eher Ausnahmefälle sein", meint Arbeitsrechtler Eckert.

Außerdem gilt: Im Hotel zu bleiben und auf bessere Zeiten zu warten, nützt nichts. Der Arbeitnehmer muss alles unternehmen, was zumutbar ist, um nach Hause zu kommen. Darunter fallen zum Beispiel auch Busreisen zum 800 Kilometer weiter südlich gelegenen Flughafen in Phuket.

Ausweichflughäfen in Phuket und Utapao

Die Lufthansa betreibt ihre Flüge vorerst bis einschließlich Freitag ausschließlich zwischen Frankfurt am Main und Phuket. Da der Passagierandrang inzwischen sehr groß ist, sei mit Verspätungen zu rechnen, sagte Lufthansa-Pressesprecher Thomas Jachnow zu sueddeutsche.de.

Thai Airways bietet eingeschränkt Streckenverbindungen zwischen Frankfurt und Phuket sowie dem etwa 140 Kilometer von Bangkog entfernten Militärflughafen Utapao an und hat im Bangkok International Trade & Exhibition Centre (BITEC; 88 Bangna-Trad Road (Km 1), Bangna, Bangkok 10260) Check-Ins eingerichtet, die rund um die Uhr besetzt sind. Auch der Bustransfer zum Ausweichflughafen wird von Thai Airways organisiert.

Wie chaotisch die Zustände am Militärflughafen sein müssen, macht ein Hinweis auf der Website von Thai Airways deutlich: Reisende werden gebeten, bereits sieben Stunden vor Abflug in Utapao zum Einchecken zu erscheinen.

Ratschläge vom Auswärtigen Amt

Wegen der politischen Krise in Thailand rät das Auswärtige Amt von allen nicht unbedingt notwendigen Reisen nach Thailand ab. Außerdem wurde eine deutsche Hotline eingerichtet, unter der Thailand-Reisende aktualisierte Informationen erhalten: 030- 5000 600 601

Kostenlose Stornomöglichkeit

Pauschalurlauber mit dem Ziel Bangkok können wegen der dortigen Flughafenbesetzung ihre Reise kostenlos stornieren. Das sei unter Berufung auf "Höhere Gewalt" möglich, sagte Bettina Dittrich, Juristin der Verbraucherzentrale Sachsen in Leipzig.

Das gilt insbesondere für Reisen, die sich auf die thailändische Hauptstadt konzentrieren, in der Demonstranten seit Dienstag den Flughafen besetzt hielten. "Der Reisepreis, beziehungsweise die Anzahlung, wird dann zurückerstattet."

Kontakt mit dem Veranstalter aufnehmen

Betroffene Kunden sollten sich unbedingt mit ihrem Veranstalter in Verbindung setzen. Auch Reiseunternehmen wie die TUI wiesen auf die Möglichkeit eines kostenlosen Stornos hin.

Etwas anders sieht die Lage nach Angaben von Dittrich aus, wenn die Reise zwar nach Thailand führt, aber nicht oder nicht in erster Linie nach Bangkok. Solange die Anreise möglich ist, kann in diesem Fall nicht ohne weiteres kostenlos storniert werden.

Das gilt auch für Reisen, die nicht unmittelbar bevorstehen, sondern erst in mehreren Wochen geplant sind. Auch hier empfiehlt die Juristin, sich mit dem Veranstalter abzustimmen.

Ansprüche auch für Individualreisende

Noch anders sieht die reiserechtliche Situation für Urlauber aus, die nicht bei einem Veranstalter gebucht, sondern sich selbst ihr Flugticket bei einer Fluggesellschaft gekauft haben. Auch in diesem Fall gebe es einen Anspruch auf Ersatz der Kosten, wenn der Flug ausfällt.

Ist das der Fall, zum Beispiel weil der Zielflughafen wegen politischer Unruhen gesperrt ist, bleibe der Kunde nicht auf seinen Kosten sitzen, sagte Birgit Zandke-Schaffhäuser von der Schlichtungsstelle Mobilität in Berlin. Nach EU-Recht gebe es die Möglichkeit, dann kostenlos umzubuchen oder sich die Ticketkosten erstatten zu lassen.

Aktuelle Hotline-Nummern

Informationen zum aktuellen Stand am Flughafen Suvarnabhumi werden von der Flughafenleitung in Bangkok unter der Hotline: 02-132 1882 und 02-132-1888 zur Verfügung gestellt, aus Deutschland wählen Sie 0066 2- 132 1882 oder 0066 2- 132-1888.

Die Deutsche Botschaft in Bangkok riet gegenüber sueddeutsche.de , betroffene Touristen sollten sich zunächst an ihre jeweilige Airline wenden.

Die Hotline von Lufthansa erreichen Sie unter 02- 264 24 00, aus Deutschland wählen Sie 0066 2- 264 24 00.

LTU erreichen Sie unter 02- 267 12 02, aus Deutschland wählen Sie 0066 2- 267 12 02.

Thai Airways erreichen Sie unter 02- 356 11 11, aus Deutschland unter 0066 2- 356 11 11.

Die Deutsche Botschaft hat vor Ort einen Sonderbereitschaftsdienst eingerichtet: 083- 801 84 72, aus Deutschland wählen Sie 0066- 83 801 84 72.

Mehr Informationen erhalten Sie auch unter www.auswaertiges-amt.de

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