Gestrandete Touristen in Thailand:Bitte warten, bitte warten

Widersprüchliche Informationen, Gerangel um Tickets: In Thailand sitzen noch immer 240.000 Touristen an Flughäfen fest - darunter ein SZ-Redakteur.

Jan Bielicki

Beatrice Moor hatte ihr Flugzeug bereits gesehen. Flug TG 970 der Thai Airways nach Zürich stand schon bereit am Flugsteig von Bangkoks internationalem Flughafen Suvarnabhumi. "Sogar die Piloten saßen schon im Cockpit", erzählt die Schweizerin, die am Dienstag vergangener Woche aus dem Urlaub nach Hause fliegen wollte.

Doch die Türen des Gates öffneten sich nicht, und es folgte, was Moor als "den reinen Horror" in Erinnerung hat. Die Anzeigetafeln meldeten eine Verzögerung um zehn Minuten, dann um zwanzig Minuten, dann meldeten sie gar nichts mehr. Neun Stunden später kam ein Frühstück - und die Gewissheit, dass es so bald nichts werden würde mit der Heimkehr.

Immerhin sitzen die Moors sechs Tage später vor einem Kongresszentrum im Zentrum Bangkoks und haben die Zusicherung, in fünf Stunden in einem Bus zur Luftwaffenbasis U Tapao, 150 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, gebracht zu werden und von dort nach Frankfurt zu fliegen. Damit gehören sie zu den Glücklichen unter den Touristen, die in Bangkok gestrandet sind.

Die Anhänger der Oppositionsbewegung "Volksallianz für Demokratie", eine merkwürdige Mischung aus mit Knüppeln und Pistolen bewaffneten Schlägertrupps und höflichen Demonstranten in sauberen gelben Hemden, die am vergangenen Dienstag in die Abfertigungshallen strömten, halten sich weiter in den beiden Flughäfen der Acht-Millionen-Stadt verschanzt.

Darum herrscht nun in der Lobby des Centara-Kongresszentrums großes Durcheinander. Nicht einmal die zur Unterhaltung bestellten Tanzgirls aus Pattaya konnten die Stimmung der wartenden Fluggäste aufheitern.

Immerhin erlaubte die Opposition den Fluglinien nun, 88 Passagierjets vom besetzten Flughafen in andere Städte des Landes zu überführen. Auch Karl-Heinz Hahn und seine hochschwangere Frau Tanja haben noch Plätze auf einem Flug nach Frankfurt ergattert. Und das, obwohl es "überhaupt keine Informationen gab, und wenn, dann haben sie sich widersprochen", sagt der Banker aus Frankfurt, "alles ging nach dem Motto: Die Cleveren überleben."

Lufthansa-Hotline nur nachts erreichbar

Die 24-Stunden-Hotline der Lufthansa ist tagsüber praktisch nicht zu erreichen: "Rufen Sie lieber nachts an", rät eine der im Dauereinsatz am Telefon hängenden Mitarbeiterinnen. Thomas Eireiner aus Ulm, der vor fünf Tagen mit der Finnair nach München fliegen wollte, erreicht seine Fluglinie seit Tagen überhaupt nicht.

Es gibt nur grobe Schätzungen, wie viele ausländische Touristen in Bangkok festsitzen. Thailands Tourismusminister Weesarak Kohsurat spricht von 240.000. Etwa 600 der Gestrandeten hat das thailändische Tourismusamt im Hotel Twin Towers untergebracht. Hier sammeln sich die, die noch keinen Flug gefunden haben, vor Stellwänden voller Telefonnummern der Fluglinien und Notizen verärgerter Passagiere.

Nalini am Infotisch der Tourismusbehörde in der Lobby des Twin Towers versucht zu helfen. Sie sucht Telefonnummern, erklärt die Wege zu den Büros der Fluglinien und das Formular, das den Gestrandeten etwa 45 Euro für jeden Wartetag verschafft, bezahlt von Thailands Regierung. Geschlafen hat sie kaum in den vergangenen Tagen.

Phrataba, die für die Sache der Besetzer demonstriert, bekommt den Zorn der Reisenden zu spüren. "Wenn ich in Europa unterwegs bin, kann ich wegen Streiks auch oft nicht weiterfliegen", versucht die Geschäftsfrau die Flughafen-Besetzung zu rechtfertigen. Dann drückt sie dem Reisenden eine dicke, saftige Birne in die Hand: "Bitte kommen Sie trotzdem wieder nach Thailand!"

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