Süddeutsche Zeitung

Gepäck-Schlamperei auf Flughäfen:Hilfe, mein Koffer ist weg!

Allein auf europäischen Flughäfen verschwinden täglich rund 10.000 Koffer. Die EU plant nun neue Regeln gegen die Schlamperei mit Fluggepäck.

Am Urlaubsort angekommen, doch der Koffer ist weg: An Flughäfen weltweit sind 2008 rund 33 Millionen Gepäckstücke verlorengegangen. Allein in Europa verschwinden täglich rund 10.000 Koffer und Reisetaschen, wie EU-Verkehrskommissar Antonio Tajani in Brüssel mit Verweis auf Zahlen der auf Luftfahrt-Daten spezialisierten Organisation SITA (Société Internationale de Télécommunications Aéronautiques).

"Es ist nicht nur leidig für die Passagiere, sondern verursacht auch erhebliche Kosten", sagte Tajani. Der Kommissar forderte, einen "schnelleren Gang" einzulegen, um das Problem in den Griff zu bekommen. So sollen etwa in jedem Mitgliedstaat Agenturen geschaffen werden, die die Situation analysieren und Betroffenen helfen.

Immerhin sind im vergangenen Jahr 20 Prozent weniger Koffer, Rucksäcke und Taschen als im Vorjahr (42,4 Millionen) verloren gegangen. Trotzdem sei die Anzahl "viel zu hoch und nicht hinnehmbar", sagte Tajani. Bestimmte Flughäfen oder Länder, wo besonders viele Gepäckstücke verlorengehen, wollte Tajani nicht nennen.

Im Schnitt kam 2008 laut Europäischem Fluggäste-Verband EPF ein vorerst verlorener Koffer auf jeweils 64 Fluggäste. Jeder 3000. Fluggast weltweit musste 2008 sein Gepäckstück ganz verloren geben.

Laut Verbraucherschützern gelten Gepäckstücke ab drei Wochen als ganz verloren. Dann können Entschädigungen bei den Fluggesellschaften geltend gemacht werden. Auch für Einkäufe am Urlaubsort sind Entschädigungen vorgesehen, wenn diese wegen des verspäteten Gepäcks nötig werden.

In beiden Fällen beträgt die Höchstsumme derzeit rund 1100 Euro, wobei die verlorenen Werte nachgewiesen werden müssen. Pauschaltouristen können darüber hinaus wegen des Ärgers eine Minderung des Reisepreises von ihrem Veranstalter fordern.

Die meisten Verluste (49 Prozent) gibt es bei Anschlussflügen. Die Gründe für das Verschwinden von Reisegepäck seien vielseitig, erklärte Tajani: "Manchmal sind es Irrtümer, manchmal Diebstähle, manchmal funktioniert der auf dem Gepäck angebrachte Barcode nicht richtig."

Eine weitere mögliche Ursache sei allerdings auch die Nachlässigkeit von Flugpassagieren, die nicht zusätzlich zum Gepäckband ihren Namen am Koffer anbrächten. Kriminalität dagegen sei "eine von vielen Ursachen, nicht die wichtigste".

Der Verkehrskommissar kündigte eine Überprüfung der Entschädigungsregeln für verlorene Koffer und Taschen an. Die derzeit gültige EU-Verordnung über Schäden, Verspätungen und das Verlorengehen von Gepäck ist bereits sieben Jahre alt. Anfang 2010 will Tajani zunächst eine Konferenz zu diesem Thema einberufen und im Anschluss weitere Studien starten.

Tajani will ferner eine Vereinheitlichung der Gewichtsbeschränkungen für Handgepäck prüfen. Bislang seien die Vorgaben je nach Fluggesellschaft unterschiedlich und damit für die Passagiere sehr unübersichtlich, sagte der EU-Kommissar.

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