Geisterhaus in Florida:So ein Ziehen in der Brust

In Sarasota steht eine Villa, die nicht nur durch ihre prunkvolle Einrichtung beeindruckt - angeblich spüren Besucher in den Räumen die Seelen der Eigentümer.

Verena Wolff

Spukgeschichten haben das ganze Jahr Konjunktur, und natürlich auch in Florida. Aber gerade rund um Halloween, wenn der Nebel sich über die Küstenorte des "Sunshine-State" legt und das Wetter kälter wird, sind diese Geschichten ungleich gruseliger. Und: Es spukt nicht nur in alten, verfallenen Häusern. Sondern auch in aufwändig restaurierten, traumhaften Villen direkt am Meer.

Etwa in Sarasota an der Golfküste Floridas, die ein bisschen das unbekannte Florida ist, obwohl sie mit feinen, weißen Sandstränden ebenso aufwarten kann wie mit einem regen Kulturleben.

Dazu - und auch zu den Gruselgeschichten - beigetragen hat ein gewisser John Ringling - Zirkusbesitzer und Kunstsammler par excellence.

Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, gründete er ein erfolgreiches Zirkusunternehmen und verwirklichte den amerikanischen Traum. Ringling bereiste die Welt, um neue Künstler für seine Manege zu werben und seinem Hobby zu frönen: den europäischen Meistern.

Rubens, Titian, Veronese, Hals und Velazquez - der Zirkuschef hatte bald eine umfangreiche Sammlung in New York und London ersteigert, die er 1931 in dem von ihm selbst konzipierten John und Mable Ringling Museum of Art der Öffentlichkeit vorstellte.

Noch heute kann es das zartrosa Gebäudeensemble mit seiner Sammlung und seinen Gastausstellungen locker mit den großen Museen Amerikas in New York, Washington oder San Francisco aufnehmen.

John und seine Frau Mable entschieden sich nicht nur für Sarasota als Ort für ihre Ausstellungen. Auch ihren Wintersitz verlegten sie an diesen Platz, an dem fast jeden Tag des Jahres die Sonne scheint und an dem Einheimische bereits frieren, wenn das Thermometer weniger als 20 Grad anzeigt.

Cà d'Zan, das "Haus von John", so heißt die riesige Villa direkt am Meer. 56 Zimmer, italienischer Stil, Kronleuchter, farbige Fensterscheiben, eine Orgel im Wohnzimmer - und Besitzer, deren Seelen angeblich nicht von ihrem Anwesen lassen können. Ihre Körper sind unweit der Villa beerdigt, unmittelbar hinter dem Secret Garden, dem geheimen Garten mit seinen vielen bunten Blumen, Sträuchern und Bäumen.

Lesen Sie weiter über die erstaunlichen Erlebnisse einer nächtlichen Besuchergruppe.

So ein Ziehen in der Brust

Das Cà d'Zan wurde 1926 fertig gestellt und war fortan mit seinen rauschenden Parties der Mittelpunkt des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens in Sarasota. Die Villa ist seit 1947 für Besucher geöffnet - elf Jahre nach dem Tod John Ringlings. Mable war bereits 1929 gestorben.

Fortan rankten sich Legenden aber auch Spukgeschichten um das Haus. Die Journalistin und Autorin Kim Cool wollte es genau wissen, versammelte vor einigen Jahren eine kleine Mannschaft Neugieriger um sich und ging eines Abends in die Villa.

Ob Kim Cool selbst an Geister glaubt oder nicht, lässt sie offen. "Ich glaube, dass alles möglich ist, woran Menschen glauben", sagt sie dem Lokalblatt Bradenton Herald. Umso erstaunlicher waren ihre nächtlichen Erlebnisse in der riesigen Villa.

Ein Angestellter, der seit 27 Jahren Besucher durch die Villa führt, die Autorin, ein Fernsehreporter, ein Kameramann und zwei medial veranlagte Begleiter machten sich auf den Weg durch das Haus - und besonders letztere kamen kaum aus dem Staunen heraus: Sie nämlich spürten an fast jedem Platz die Anwesenheit von Geistern.

Eiskalte Räume und Zigarrenrauch

Eine erste Erfahrung der unglaublichen Art machten sie gleich zu Beginn ihres Rundgangs: Ein plötzlicher Abfall der Temperatur in dem Raum, in dem der beliebte Ringling seine zahlreichen Gäste mit Drinks zu versorgen pflegte. Der Raum war nicht nur "eiskalt", nach den Worten der Parapsychologen haben sich dort auch Hunderte von Geistern aufgehalten.

Aber damit noch nicht genug: Im Esszimmer rochen einige aus der Gruppe Zigarrenrauch. John Ringling war bekannt dafür, in der Villa seine Zigarren zu genießen.

In einem der Zimmer eines Hausangestellten trafen die Medien auf die Geister einer Magd und eines Dieners, die einst dort lebten. Zufriedene Geister seien das gewesen, hieß es. "Sie haben gesagt, sie seien sehr glücklich in dem Haus gewesen", berichtet die Autorin. "Sie sorgten gern für John und Mable."

Merkwürdige Schatten und ein Ziehen in der Brust

Die Autorin hat viel fotografiert auf ihrer Tour durch das Geisterhaus - und kann auf den Bildern Lichteinfälle erkennen, die sie ursprünglich nicht gesehen hatte. Es ist nicht das erste Mal, das Besucher so etwas berichten - daher scheint die Geschichte der Autorin nicht allzu abwegig.

Schon merkwürdiger: Ein deutliches Ziehen in der Brust, sowohl bei der Autorin als auch in der des Fernsehreporters. So geschehen im zweiten Stock des Cà d'Zan. Die medial veranlagtend Teilnehmer konnten das Gefühl mit einer Person assoziieren, die eng mit der Villa verbunden war: einem Maler, der hier an seinen Werken arbeitete - und an einem Herzinfarkt verstarb.

Die Abwesenheit berühmter Geister spürte die Gruppe vor allem im dritten Stock, darunter auch zum Beispiel die von Florenz Ziegfeld, dem Erfinder der bekannten Tanztruppe Ziegfeld Follies, der gut mit Ringling befreundet gewesen war.

Gute Schwingungen habe die Villa, das waren sich die Besucher einig - nicht zuletzt, weil die Ringlings gute und fleißige Gastgeber waren.

Ob dort nun allerdings wirklich Geister wohnen? Der Angestellte, der bereits seit fast drei Jahrzehnten im Cà d'Zan arbeitet, legt sich nicht fest: Er wolle nicht ausschließen, dass es Geister gibt. "Aber ich habe noch keinen gesehen."

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