Wenn Menschen im Hotel übernachten, wechseln mitunter Dinge den Besitzer. Wohlwollend kann man von einem Warentauschhandel sprechen. Die Gäste nehmen Shampooflaschen mit und vergessen dafür ihre Zahnbürste. Manchmal ist der Warenumsatz größer, dann stecken die Urlauber Bademäntel, Regenschirme, den Föhn oder ein Gemälde ein – sogar Fernsehgeräte sind schon mitgenommen worden. Zum Ausgleich lassen die Gäste dafür ihre Ladekabel liegen oder ein Buch; eine Jacke bleibt an der Garderobe hängen oder der Bikini mitsamt der Badetasche am Fußboden zurück.
In Wahrheit geht es um kriminelle Energie einerseits, die in seltenen Fällen womöglich gerade noch als Kavaliersdelikt durchgehen mag, und andererseits um Zerstreutheit. Leidtragende sind in aller Regel die Gastgeber, weil Dinge von Wert entwendet werden. Was hingegen liegen bleibt, hat für sie keinen Nutzen, schon gar keinen materiellen. Selbst wenn sie eine Hotelboutique betreiben.
Ähnlich ist die Situation bei Ferienhäusern und -wohnungen. Dort ist allerdings die Gefahr größer als im Hotel, dass Gäste Dinge versehentlich liegen lassen. Denn diese Domizile sind in der Regel weitläufiger, die Aufenthaltsdauer ist länger. Man richtet sich eher häuslich ein, manchmal steht und liegt auch vieles herum, was den Eigentümern gehört. Auf Anrichten, in Schubladen und Schränken vermischen sich die Besitztümer. Wenn man nicht penibel Ordnung hält – und wer fährt in die Ferien, um sich mal gründlich um den Haushalt zu kümmern? –, beginnt vor der Abreise ein die soeben erlangte Erholung gefährdendes Suchen und Sortieren.

Hin und weg:Ketchup statt Kaviar
Es ist ein Elend mit den Mallorca-Touristen: Wer unerwünscht ist, kommt trotzdem. Wer umworben wird, kommt nicht. Und vom Rest kommen zu viele. Doch jetzt ist eine Lösung in Sicht. Herrje!
Zwangsläufig bleiben dabei Dinge in den Ferienhäusern zurück. Nicht als Ablass für unrechtmäßig Eingepacktes. Sondern schlicht, weil sie vergessen, nicht mehr gefunden oder nicht als einem gehörend wiedererkannt werden. Ein auf Ferienhäuser spezialisiertes Online-Buchungsportal wollte neugierdehalber von Vermietern solcher Immobilien wissen, was bei der Endreinigung alles hervorgekehrt wird. Das Ergebnis: Binnen Kurzem könnte man einen größeren Flohmarkt inklusive Imbissbude mit Ware ausstatten. Vier von zehn Urlaubern lassen Lebensmittel und Getränke im Ferienquartier, jeder Vierte vergisst Kleidungsstücke. Auch eine Menge Kinderspielzeug kommt zusammen. Seltener, aber sehr regelmäßig fahren die Gäste ohne ihre Smartphones und Tablets, ohne ihre Uhren und einen Teil ihres Schmucks nach Hause.
Nicht nur die Fundsache, auch die Fundorte können aufsehenerregend sein
Kurz: Es ist nahezu normal, etwas im Ferienhaus zu vergessen. Wer sich über die eigene Schusseligkeit ärgert, kann sich immerhin damit trösten, damit nicht allein zu stehen. Um aus dieser Masse herauszustechen und den Vermietern in Erinnerung zu bleiben, braucht es also eine Menge Originalität. Entweder, man besitzt extravagante Dinge wie ein Maniküre-Set für Hunde, oder man denkt und handelt groß, lässt also nicht nur einen Sommerhut da, sondern gleich die gesamte Schmutzwäsche des Urlaubs.
Manchmal ist auch weniger interessant, was liegen bleibt, als vielmehr wo. Die Favoriten aus der Umfrage sind: eine Daunenjacke im Gefrierfach, ein String-Tanga im Safe und ein Kondom in einer Bibel. Mehr als nur eine gute Geschichte, weil nämlich womöglich tatsächlich als eine generöse Aufmerksamkeit des Gastes gedacht, als ein stattliches Trinkgeld in Naturalien, ist eine Tüte voll Koks und Cannabis, die ein Vermieter in Frankreich bekommen hat. Frei Haus.
