Freizeitmesse in München:Free Wellness

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Elektrofahrräder, Kuschelkissen und Hornhautentferner: Die Messe CBR nennt sich jetzt Free und feiert die Bequemlichkeit.

Otto Fritscher

"Entweder wir machen eine Radtour in Deutschland oder wir fliegen nach Ägypten", sagt Maria Kitzeder aus Haag bei Mühldorf. Sie nutzt die neue "Erlebnismesse Free" so wie der Großteil der Besucher am Eröffnungstag: als riesengroßes Reisebüro, in dem man sich über nahe und ferne Reiseziele informieren kann. Drei Hallen, also knapp die Hälfte der gesamten Ausstellungsfläche, nehmen die verschiedenen Varianten des Reisemarkts auf der "Free" ein.

Dies ist der Kuschel-Maxx, der sogar mit in die Badewanne darf. (Foto: Foto: Rumpf/SZ)

Eigentlich soll die Free laut Ankündigung des Veranstalters, der Messe München GmbH, jetzt eine "Erlebnismesse" sein. Doch ist am Donnerstag bei einem Rundgang noch kein großer Unterschied zur guten alten "Caravan - Boot - Reisen" (CBR) zu spüren, wenn man mal von der neuen Pferdehalle absieht. "Der neue Name Free klingt gut, wahrscheinlich sollte die Messe einfach moderner gemacht werden", mutmaßt Janine. Die junge Frau sondiert auf der Free den Markt für Gruppenreisen nach Spanien, schließlich arbeitet sie im "Sales und Marketing" bei einem Reiseveranstalter. Neben dem Reisemarkt gibt es je eine Halle für Caravans, Boote und eine gemeinsame für Fahrräder und Outdoor-Sportarten.

Vom Ansturm überrannt

Ist das also nur alter Wein in neuen Schläuchen? Vielleicht - aber die Free lockt am ersten Tag so viele Besucher nach Riem, dass die Hostessen an den Ticketschaltern förmlich überrannt werden, das Foyer am Osteingang des Messegeländes ist schon gegen zehn Uhr vormittags sehr voll. Vielleicht kommen einige der Besucher auch gleich am ersten Messetag, da für Freitag ja der Streik im öffentlichen Nahverkehr ausgerufen ist.

"Das gesamte Messe-Angebot ist mehr auf aktiven Urlaub ausgerichtet", hat Dorothea Weingart aus Germering beobachtet. Aktivitäten wie etwa der hier angebotene Fahrradurlaub in China. "Das ist nichts für uns", sagt Werner Deger, der mit Gebhard Aichele aus Zusmarshausen auf die Messe gekommen ist. Er ist vom Reisemarkt nicht besonders angetan: "Die Angebote kann ich auch im Internet abrufen."

Wer sucht, findet aber auch sehr Spezielles: Eine Landkarte von Grönland gibt es nicht an jeder Straßenecke zu kaufen. Klaus Liepert hat seine Familie mitgenommen, schließlich will sich der Weilheimer über Fernreisen informieren: "Wir wollen uns etwas Besonderes gönnen. Hier haben wir mehr Auswahl als im Reisebüro."

Klar, aber ob der Stand, den Stephan Becker in der Halle A5 betreibt, zum Konzept einer "Erlebnismesse" passt? Er verkauft Gartenscheren, die "viermal leichter schneiden als andere, wegen der Rollenübersetzung". In der Tat lassen sich die Äste, die Becker mitgebracht hat, kinderleicht auseinanderknipsen. Warum er auf der Free ist? Weil er mit dem Besitzer der benachbarten "Käse-Alm" bekannt ist - und das kulinarische Angebot ist für viele Besucher mindestens genauso wichtig wie das Sammeln kiloschwerer Prospekte. Schon eher erschließt sich die Anwesenheit einer Bank: Schließlich muss eine Fernreise auch bezahlt werden.

Michael Brunner aus Landshut gehört zu den klassischen CBR-Besuchern: "Ich habe mir vergangenes Jahr schon ein Wohnmobil angeschaut, das ich nochmal sehen möchte", sagt er. Ob er es kauft? "Hmm", so die Antwort. Auch Hanno Größl aus Feldkirchen haben es die Camper in Halle B4 angetan. Fasziniert betrachtet er eine Tischplatte, die sich aus dem Küchenblock herausziehen lässt. "Das habe ich noch nie gesehen", sagt er.

Auf Fortbewegung per Muskelkraft setzt Kerstin Schleudner. Die Starnbergerin paddelt regelmäßig im Kajak auf den oberbayerischen Seen. Jetzt hat sie in Halle B6 ein Faltboot entdeckt, das über ein Segel verfügt. "Damit kann ich auch die Windkraft nutzen", freut sie sich. Wem das nicht schnell genug ist, der findet hier zum Beispiel auch Jetskis, die 140 Kilometer pro Stunde erreichen.

Mehr Raum als auf vergangenen CBR hat sich der Bereich "Wellness und Gesundheit" auf der Free erobert. Ob zu Letzterer unbedingt ein "schonender Hornhautentferner" zählt? Die Whirlpools intensivieren sicherlich das Badevergnügen, werden aber von den meisten Besuchern links liegengelassen, obwohl sich die Standbesitzer mit der Dekoration Mühe gegeben haben: Auf einem Pool kreist ein schwimmendes Tablett mit einem Champagnerkübel.

Wer es wieder aktiver will, ist in Halle A6 richtig, wo Klettern und Radfahren im Mittelpunkt stehen. Allerdings lockt auch hier der Trend zum Bequemen, die Zahl der Elektrofahrräder scheint deutlich zugenommen zu haben. Es gibt sie mit moderner Technik wie Energierückgewinnung und Motorbremse, wenn man einen steilen Berg hinunterfährt. Nach dem Bouldern an der Kletterwand können Bergfexe zum "Alpenstoff" greifen, wie sich das "Bier der Berge" aus Bad Reichenhall anpreist. Ein Schluck, und man fühlt sich ein bisschen frei - vom Trubel auf der Free.

Die Free läuft noch bis Montag, 2.März, auf dem Messegelände in München-Riem. Sie ist von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende bereits ab 9 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet 11,50 Euro. Mit der S-Bahn ist die Free auch bei einem Streik im Nahverkehr zu erreichen. Von den Bahnhöfen Trudering und Riem verkehren Busse.

© SZ vom 27.02.2009/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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