Französisch-Polynesien:Brando entdeckte Tetiaroa beim Dreh zu "Meuterei auf der Bounty"

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Marlon Brando fand die Insel weniger geschleckt vor. Er hatte Tetiaroa während der spektakulär aus dem Ruder laufenden Dreharbeiten von "Meuterei auf der Bounty" im Jahr 1961 entdeckt. Der mächtige Oscar-Preisträger, damals 37 Jahre alt, mimte den rebellischen Offizier Fletcher Christian, verschliss einen Regisseur, nervte die Crew mit Starallüren und wurde beschuldigt, die Produktionskosten ausufern zu lassen, die das Filmstudio MGM fast ruinierten. Und er verliebte sich in die 19-jährige Tänzerin Tarita Teriipaia aus Bora Bora, die im Film umwerfend schön aussieht und höchstens vier Sätze spricht. Sie heirateten und bekamen zwei Kinder.

Marlon Brando und Tarita Teriipaia, hier bei den "Bounty"-Dreharbeiten

Marlon Brando und Tarita Teriipaia, hier bei den "Bounty"-Dreharbeiten, hatten die Strände für sich.

(Foto: Warner Brothers)

In seiner Biografie schreibt Marlon Brando: "Wenn ich je wirklich nahe am Glück war, dann auf meiner Insel unter lauter Tahitianern." Er bezahlte 270 000 Dollar für Tetiaroa. Das Atoll gehörte den Erben eines kanadischen Zahnarztes, der es wiederum vom letzten König von Tahiti, dem Lebemann Pomaré V., zur Begleichung einer Behandlungsrechnung erhalten hatte.

1966 wurde Brando Eigentümer. Er ließ sich mit einem Schiff ans Atoll bringen und stieg in ein Ruderboot, um über das Riff zu gelangen, das sich 30 Kilometer lang wie eine Mauer um die Lagune schließt. An Bord hatte er alles, was er auf einer einsamen Insel nützlich fand: einen Stromgenerator, eine Schaufel, ein Bierfass. Die Wellen schmetterten ihn auf das Riff, das Boot zerschellte, und Brando verletzte sich so schwer, dass er zurück nach Papeete musste.

Erst mit Brandos Erben kam ein Tourismusunternehmen ins Geschäft

Auch die Erbauer von The Brando hatten mit dem Riff zu kämpfen. Das Material für das Resort wurde mit Schiffen ans Atoll geliefert und über einen hölzernen Steg in die Lagune verfrachtet. Außerhalb des Riffs ist das Meer 1000 Meter tief, in der Lagune maximal 30 Meter, und an den Stränden der Inselchen reicht es nur bis zu den Knien.

Hinter dem Resort steht das polynesische Hotel- und Kreuzfahrtunternehmen Pacific Beachcomber. Dessen Gründer und Chef Richard Bailey war schon ab 1999 in Verhandlungen mit Marlon Brando darüber, was sich aus dem Atoll machen ließe.

Erst mit den Verwaltern von Brandos Erbe kam Bailey ins Geschäft, acht Monate nach dem Tod des Schauspielers im Jahr 2004. Bailey bezahlt den Erben die Nutzung der Insel und die Verwendung des Namens Brando. Ehemalige Vertraute des Schauspielers kritisierten, Brando hätte so einem Personenkult nie zugestimmt.

Marlon Brandos Insel in der Südsee
(Foto: SZ Grafik)

Brando wünschte sich, dass die Insel ein Rückzugsort der Tahitianer bleibt

Seine eigenen Vorstellungen beschreibt er in seiner Biografie: "Wenn es nach mir ginge, würde Tetiaroa auf ewig ein Ort bleiben, der die Tahitianer daran erinnert, was sie sind und schon vor Jahrhunderten waren." Brando verfügte, dass seine Asche teils auf dem Atoll, teils im Death Valley in der Wüste Kaliforniens verstreut wird.

Einer der letzten Absätze seiner Erinnerungen liest sich wie ein Testament. Er wünscht den Tahitianern, "dass sie an einem Ort leben, an dem man sich erholen und fortpflanzen und das Leben genießen kann, ohne von Außenstehenden ausgebeutet zu werden. Ich hätte es gern, dass die Insel ein Meerespark mit technologischen Systemen wird, die dazu beitragen, die Einwohner mit Nahrung zu versorgen . . . Wenn ich das schaffe, freut mich das mehr als alles andere, was ich in meinem Leben erreicht habe."

An den technischen Systemen wird heute tatsächlich gefeilt. Zum Resort gehört eine "Eco Station", eine Arbeits- und Wohnstätte für Wissenschaftler. Unter den Gästen ist Lauren Brandkamp, eine Graduierte von der University of Washington. Sie untersucht die von CO₂ verursachte Säurebildung in der Lagune, unter der die Korallen leiden. "Korallenriffe sind die Regenwälder der Ozeane", sagt sie. Tetiaroa findet sie besonders spannend für ihre Arbeit: "Das Riff ist unberührt, die Natur noch intakt."

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