Der Strand von Capbreton an der französischen Atlantikküste ist besonders bei Surfern beliebt. Etwa 20 Kilometer nördlich von Biarritz reisen jedes Jahr viele Sommergäste an, um zwischen Wellen und Dünen zu entspannen. Ein Urlaubsziel mit historischem Haken: Überresten aus dem Zweiten Weltkrieg. Denn dieser Klotz im Sand ist keine Folge verunglückter Bauspekulationen örtlicher Hoteliers. Er zeugt vom Atlantikwall, den die Deutschen einst an der Küste zu errichten begannen.
Zwischen 1942 und 1944 planten die deutschen Besatzer für den sogenannten Atlantikwall zahllose Stellungen - und erbauten sie zwischen Frankreich und Norwegen teilweise tatsächlich. Der junge deutsche Fotograf Philipp Wortmann hat von einer Reise die Serie "Les Blockhaus" mitgebracht, nachdem ihn der Anblick bei Capbreton in den Bann zog. "Als Sonnenschutz, Liegefläche, Rückenlehne, Graffiti-Leinwand, Aussichtspunkt oder Turngerät für spielende Kinder" werden die Reste der Bunker dort heute unbefangen genutzt, wie er beobachtete.
Einheimische und Touristen machen so das Beste aus den einst furchteinflößenden Anlagen, die sich in eher unansehnliche Ruinen verwandelt haben. Die Natur hat sich in den vergangenen sieben Jahrzehnten an den Trutzbauten abgearbeitet. Manche der einstigen Bunker, auch das zeigen Wortmanns Aufnahmen, sind in Wasser und Sand versunken.
Einige Bunker wurden von den Deutschen vor deren Abzug noch mehr oder minder demontiert, andere wurden schlicht sich selbst überlassen. Seither zerfallen die von den Franzosen auch "les Blockhaus" genannten Befestigungen teils in abstrakte Formen.
Unabhängig von ihrem Zustand werden alle mittlerweile mit einer "Leichtigkeit, die man eben bei Sonnenschein an einem Badestrand erwarten würde", in den Alltag am Strand integriert, beschreibt Wortmann seine Eindrücke.
Eine Zierde für die Strände sind die Relikte zwar nicht. Dennoch kann der Anblick seltsam tröstlich wirken, haben die Anlagen doch ihren Sinn und damit auch ihren Schrecken verloren. Seine Fotoserie hat Wortmann neben anderen Projekten auf seiner Website veröffentlicht. So skurril der Anblick auch ist, Capbreton ist kein Einzelfall. Europas friedliche Zeiten seit 1945 haben auch anderswo zu merkwürdigen Neuverwertungen von Kriegsanlagen geführt. In der Schweiz etwa erleben dank der Abrüstung ehemalige Bunker eine Zweitkarriere als Hotels, Museen und Käsefabriken - zu sehen hier.