Reisefotograf Jacob Maentz:So fremd, so vertraut

Sie feiern das Ende der Reisernte mit einem Tauziehen und stechen sich mit rußiger Tinte filigrane Muster in die Haut: In einfühlsamen Bildern hält Jacob Maentz Traditionen und Alltag indigener Stämme auf den Philippinen fest.

Von Sarah K. Schmidt

16 Bilder

Punnuk Rice Harvest Ritual - Ifugao; Reisefotografen

Quelle: Jacob Maentz; Jacob Maentz

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Mehr als 100 indigene Gruppen leben auf den zahlreichen Inseln der Philippinen. Viele von ihnen haben sich fernab der großen Städte ihre Jahrhunderte alten Bräuche und Traditionen bewahrt. Der Amerikaner Jacob Maentz bereist seit zwölf Jahren den gesamten Archipel und porträtiert in einfühlsamen Aufnahmen die indigenen Einwohner in ihrem Alltag.

In den Philippinischen Kordilleren auf der Hauptinsel Luzon feiern die Ifugao jedes Jahr mit einem großen Tauziehen das Ende der Reisernte.

Jacob Maentz für Online-Serie "Reisefotografen"

Quelle: Jacob Maentz

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"Die Philippinen sind ein idealer Ausgangspunkt für einen Reisefotografen", sagt Maentz, der mit seiner Frau und seinen beiden Kindern auf der Insel Cebu lebt. Dank der zentralen Lage in Südostasien seien viele weitere Ziele schnell zu erreichen.

Die Tabanua in der Provinz Palawan haben ihr Leben ganz auf das Meer und dessen Ressourcenschatz ausgerichtet.

Jacob Maentz für Online-Serie "Reisefotografen"

Quelle: Jacob Maentz; Jacob Maentz

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"Obwohl es hier so viele spannende Geschichten und unterschiedliche Orte gibt, berichten nur wenige ausländische Journalisten und Dokumentarfotografen von den Philippinen", sagt Jacob Maentz. Gut für ihn - denn so konnte er leicht seine berufliche Nische finden. Maentz' Aufnahmen und Fotoreportagen erscheinen in renommierten Magazinen und Zeitungen wie Vanity Fair oder dem Guardian.

Auf seiner Homepage jacobimages.com und auf seiner Facebook-Seite berichtet von seinen Reisen.

Maentz hat bereits einen Tau't Bato bei der Jagd im Urwald begleitet.

Jacob Maentz für Online-Serie "Reisefotografen"

Quelle: Jacob Maentz

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Bei den Badjao, einem Stamm südostasiatischer Seenomaden, hat der Reisefotograf die Fischjagd im Bild festgehalten - über und unter Wasser.

Jacob Maentz für Online-Serie "Reisefotografen"

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Kein Posieren, keine Distanz - intensive Porträts zeichnen Maentz' Arbeit besonders aus. Das Foto zeigt eine ältere Mansaka-Frau in der traditionellen und reich bestickten Kleidung ihres Stammes.

Damit solche Bilder entstehen können, sei eine gute Vorbereitung und genaue Planung nötig, sagt Maentz. "Du brauchst vertrauenswürdige Kontakte, du musst Genehmigungen einholen und dich über die Gegend, die geltenden Gepflogenheiten informieren." Bis er wirklich seine Reisetasche packt, können Wochen vergehen.

Jacob Maentz für Online-Serie "Reisefotografen"

Quelle: Jacob Maentz; Jacob Maentz

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Das Wichtigste, so Maentz, sei einfach viel Zeit miteinander zu verbringen und sich selbst zu öffnen. "Dann wird sich auch die Gemeinschaft für dich öffnen und sich in deiner Gegenwart wohlfühlen."

Diesen beiden jungen Mansaka-Männern ist jedenfalls nicht anzumerken, dass sie gerade von einem Fotografen beobachtet werden. Die Volksgruppe lebt im Compostela-Tal auf der Insel Cebu.

Jacob Maentz für Online-Serie "Reisefotografen"

Quelle: Jacob Maentz; Jacob Maentz

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Ganz wichtig sei ein Guide, der den lokalen Dialekt spricht und übersetzen kann. Darüber hinaus sind es die ganz einfachen Dinge, die Kontakt herstellen, glaubt Maentz: "das Essen zu teilen, sich angemessen zu kleiden - und auch in der Dorfgemeinschaft zu schlafen".

Die gegrillten Fledermäuse, die dem Fotograf bei den Palawan angeboten wurden, lehnte Maentz dann aber doch ab. Eine Entscheidung, die er im Nachhinein bereut.

Jacob Maentz für Online-Serie "Reisefotografen"

Quelle: Jacob Maentz

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Viele von Jacob Maentz' Bilder zeigen den Alltag der Menschen: Diese jungen Badjao-Männer sind in den frühen Morgenstunden bereits zum Fischen auf dem Meer gewesen - das Volleyball-Match später am Tag ist ihre Freizeitbeschäftigung nach Feierabend.

Jacob Maentz für Online-Serie "Reisefotografen"

Quelle: Jacob Maentz

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Immer wieder besucht der Reisefotograf auch ganz spezielle Feste und Zeremonien der indigenen Stämme. Bei den Mangyan auf der westlichen Insel Mindoro konnte Maentz ein Ritual miterleben, das die Dorfgemeinschaft von einem Fluch befreien soll. Erst wenn alle Bewohner einen Metallring und das Schwein berührt haben, könne der Fluch gebrochen werden, erzählte ihm der alte Schamane, der die Zeremonie leitete.

Jacob Maentz für Online-Serie "Reisefotografen"

Quelle: Jacob Maentz

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Die Lebensbedingungen der indigenen Bevölkerung unterscheiden sich zum Teil enorm von westlichen Standards. Gerade im Kontrast erlebt Jacob Maentz jedoch, was die Menschen verbindet: "Der Wunsch nach einem besseren Leben für uns und unsere Familie - das ist der Antrieb für die meisten Menschen."

Die Agta leben in einer weitgehend isolierten Gebirgsregion auf der größten philippinischen Insel Luzon. Ein Vater spielt mit seinem Kind.

Jacob Maentz für Online-Serie "Reisefotografen"

Quelle: Jacob Maentz

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Jacob Maentz möchte mit seinen Bildern Geschichten erzählen, die eine Bedeutung haben, die Bewusstsein und Respekt für die abgebildeten Personen erzeugen. "Ich bin in der einzigartigen Position, von den Herausforderungen, der Geschichte, der Kultur dieser Menschen zu berichten."

In Buscalan, einem Ort mitten in den Philippinischen Kordilleren, hat er Fang-od, eine der letzten traditionellen Tätowiererinnen, kennengelernt. In der Region schmücken sich vor allem Frauen mit den filigranen Mustern die Haut.

Jacob Maentz für Online-Serie "Reisefotografen"

Quelle: Jacob Maentz

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Fang-od bereitet in ihrem Haus das Frühstück zu. "Ich wollte unbedingt ein Bild von ihr machen, auf dem Feuer zu sehen ist - denn das ist ganz ihr Element", sagt Maentz. Aus dem Ruß, der sich an der Unterseite der Kochgeräte bildet, gewinnt die charismatische alte Frau übrigens die Tinte für ihre Tattoos.

Jacob Maentz für Online-Serie "Reisefotografen"

Quelle: Jacob Maentz

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Ein großes Thema für viele der indigenen Bevölkerungsgruppen auf den Philippinen ist das Leben im Einklang mit der Natur. In der Provinz Kalinga in den Philippinischen Kordilleren bauen die Menschen schon seit Langem auf alten, steinernen Terrassen-Feldern Reis an.

Jacob Maentz für Online-Serie "Reisefotografen"

Quelle: Jacob Maentz

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Immer wieder thematisiert Jacob Maentz mit seinen Bildern aber auch die große Armut und Ausgrenzung, unter der die indigenen Bevölkerungsgruppen häufig leiden.

Dieser ausgezehrte Mangyan-Mann schleppt einen Sack Holzkohle ins nächste Dorf, um diese dort zu verkaufen.

Jacob Maentz für Online-Serie "Reisefotografen"

Quelle: Jacob Maentz

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Am Wichtigsten ist es Maentz, die Menschen in ihrer Würde, in ihrer freundlichen Gelassenheit zu zeigen. Ein exzellentes Beispiel ist dieses Foto von Lakay Lausan, einem Mann vom Stamm der Tingguian.

Schon am ersten Tag in dessen abgelegenem Dorf fiel Lausan Maentz auf: "Du sahst sofort: Dieser Mann hat viele Geschichten zu erzählen." Das Porträt ist dann jedoch erst einige Tage später während einer Hochzeitsfeier entstanden. Inmitten des Trubels fanden Maentz und Lakay Lausan in der Küche einen ruhigen Ort - an dem Lausan in aller Ruhe ein Pfeifchen rauchen und Maentz das perfekte Foto schießen konnte.

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Quelle: Illustration Jessy Asmus

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In dieser Serie stellt SZ.de interessante Reisefotografen vor. Bislang ging es mit ihnen in die Metropolen der Welt, nach Vietnam, tief unter die Meeresoberfläche, zu indigenen Stämmen auf den Philippinen und mitten in die deutsche Städtelandschaft, an Vulkankrater sowie zur wahren Seele der Eisberge, nach Südamerika, Hongkong, nach Taiwan, Island, Bangladesch, in die US-Südstaaten, nach "Senegambia" und Rio de Janeiro sowie in den glühenden Sommer von Tadschikistan. Weitere Episoden zeigten bereits Reisen durch Schottland, Afrika, Armenien, Myanmar, Rumänien, Iran, Spitzbergen und Georgien sowie die Lieblingsorte eines Globetrotters, der alle Unesco-Welterbestätten abbilden will.

© Süddeutsche.de/cag/jobr
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