Formentera:Entspannen im Paradies der Blumenkinder

Der Sehenswürdigkeiten wegen kommen die wenigsten nach Formentera. Die kleine Baleareninsel hat ihre ganz eigene Faszination.

Alte Kirchen, bedeutende Museen, große Architektur: Wer das auf Formentera sucht, ist an der falschen Adresse. Und trotzdem kommen viele Urlauber immer wieder.

Vielleicht, weil es auf der kleinen Baleareninsel trotz mangelnder Attraktionen viel zu entdecken gibt. Vielleicht aber auch, weil man sich ohne Kulturprogramm auf der einstigen Hippie-Insel auch heute noch einfach durch den Tag treiben lassen kann.

Mag es inzwischen im Hochsommer auf Formentera so hoch hergehen wie überall am Mittelmeer - im Frühjahr und im Herbst sind so wenige Gäste auf der Insel, dass man immer wieder den selben Gesichtern begegnet. Statt Benzingeruch ist selbst auf der Hauptstraße noch der besondere Formentera-Duft aus Kiefern, Rosmarin und Meer zu riechen.

Doch die modernen Zeiten sind auch auf Formentera längst angekommen. Früher führten nur Sandwege über die Insel, auf denen Fahrradfahrer unterwegs waren. Heute knattern auf den zwei großen Straßen Roller und Mietautos. Und die Inselhauptstadt San Francesc Xavier streckt sich wie ein Krake mit immer mehr Neubauten ins Umland.

Bei der Anreise ist Seefestigkeit gefragt. Grade mal 18 Kilometer lang und stellenweise nicht einmal 2 Kilometer breit, ist die Insel zu klein für einen Flughafen. Alle Wege führen deshalb per Schiff in den Hafen von La Sabina. Nur eine halbe Stunde dauert die Fahrt von der größeren Nachbarinsel Ibiza aus, und meist geht alles glatt. Doch manchmal lassen meterhohe Wellen auch große Schiffe ununterbrochen auf- und abtanzen. Für Formentera-Fans gehört der Ritt über die Wellen genauso zum Urlaub wie die Fortbewegung per Fahrrad.

Nur mit dem Rad lässt sich das unüberschaubare Netz aus unbefestigten Seitenwege erkunden. Stopps bieten sich an, etwa um eine Gruppe Zicklein unter einem kunstvoll abgestützten Feigenbaum zu beobachten. Um große Zweige Rosmarin und Oregano für das Abendessen zu pflücken. Oder um im Garten einer alten Finca kurz einer alten Frau in traditioneller Tracht bei der Gartenarbeit zuzusehen.

Hohe Yacht-Dichte am Wochenende

Die Strände sind es, die die meisten Urlauber anziehen. Weiß und weich ist der Sand, türkis wie in der Karibik das Wasser. Die "In-Strände" sind Illetas und - gleich um die Inselspitze herum - Tanga am Levante. Ersterer ist nach den vorgelagerten kleinen Inseln benannt, der zweite nach der gleichnamigen Edel-Strandbar. An beiden ist vor allem an den Wochenenden die Yacht-Dichte hoch.

Von Ibiza kommend, lassen sich die Passagiere dann gerne per Schlauchboot an den Strand transportieren, um dort das Mittagessen einzunehmen. Zurück auf dem Boot, wird noch eine Flasche Champagner geköpft, bevor es wieder zurück geht.

Ruhe am Migjorn-Strand

Dieser Auftrieb der reichen und vermeintlich schönen Menschen kann nerven. An den entsprechenden Tagen ist aber zum Beispiel der familiärere Migjorn-Strand eine entspannte Alternative. Oder man macht einen Ausflug, zum Bummeln und ins Insel-Museum nach San Francesc oder zu den Leuchttürmen Formenteras.

Sehenswert ist auch der Hippie-Markt im Dörfchen El Pilar de la Mola. Er ist ein Überbleibsel der 70er Jahre und nimmt die Besucher zweimal in der Woche mit auf eine Zeitreise: Zwischen zottelbärtigen Malern und batikbehosten Keramikerinnen kommt eine Ahnung auf, wie es damals so gewesen sein mag, als statt Pauschaltouristen noch die Blumenkinder nach Formentera kamen.

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