Forderungen nach Bahnstudie:Billiger, flexibler, einheitlich!

Passagiere sind überraschend zufrieden mit der Bahn - dennoch fordert der Verkehrsclub Deutschland nun eine Revolution auf den Schienen.

Wer nicht Bahn fährt, schätzt ihre Schnelligkeit, ihre Preise und ihre Erreichbarkeit deutlich schlechter ein als Bahnfahrer. Fast die Hälfte der Verbraucher würden die Bahn vielleicht häufiger nutzen, wenn diese pünktlicher, sicherer und vor allem flexibler wäre, ergab eine Umfrage des Verkehrsclubs Deutschland (VCD).

Der Verband fordert daher: "Das Fahren mit der Bahn muss einfacher werden." Flexibilität und Fahrtdauer sind der Umfrage zufolge entscheidend für die Wahl des Verkehrsmittels - und auch die häufigsten Gründe für die Entscheidung für das Auto.

Bahnreisende bewerteten das Reisen auf der Schiene im VCD-Bahntest 2009 durchweg positiver als Nichtnutzer. Am Fernverkehr etwa schätzten sie insbesondere den Komfort, die Schnelligkeit und die Erreichbarkeit. Auch loben sie, dass die Fahrzeit besser genutzt werden kann als etwa im Auto. Das Nahverkehrsangebot ihrer Region schätzen sie zudem besser ein als Nicht-Bahnfahrende.

Revolution für deutsche Bahn

Um noch mehr Menschen zum Umsteigen auf die Bahn zu bewegen, verlangt der VCD einen Deutschland-Takt mit einer Verzahnung von Nah- und Fernverkehr, bei dem alle Züge "immer zur gleichen Zeit abfahren und ankommen". Für Deutschland wäre das eine Revolution, das Vorbild Schweiz zeige aber, dass ein solches System möglich sei, stellte der VCD-Chef Michael Gehrmann fest.

Dazu sei es aber nötig, das Schienennetz breiter auszubauen als bislang geplant.

Gehrmann forderte einheitliche und billigere Tarife für den Nah- und Fernverkehr. Nach dem Vorbild Schweiz sollten alle Züge auf einer Strecke - ob Bummelzug oder ICE - zum gleichen Preis zu nutzen sein.

Derzeit seien Fahrkarten zum Schnäppchenpreis an einen bestimmten Zug gebunden, "von flexiblem Reisen kann also keine Rede sein", kritisierte Gehrmann. Wer aus dem kleinen Vorrat keinen Sparpreis-Fahrschein erhalte, ärgere sich und werde vom Bahnfahren eher abgeschreckt.

Das wichtigste Kriterium für Nichtnutzer, doch häufiger auf die Bahn umzusteigen, wäre der Umfrage zufolge eine höhere Flexibilität.

Eine wichtige Rolle für das Umsteigen auf die Schiene spielt naturgemäß zudem die Entfernung zum nächsten Bahnhof: Rund 65 Prozent der Bahnfahrer wohnen laut Studie bis zu vier Kilometer von einer Station entfernt, aber nur knapp 47 Prozent der Bahnmuffel.

Nicht so wichtig ist den Verbrauchern dem Bahntest zufolge der Preis fürs Reisen: Bei der Frage nach der Wahl des Verkehrsmittels stehen die Kosten erst an sechster Stelle. So würden Bahnfahrer für höhere Pünktlichkeit auch höhere Preise in Kauf nehmen.

Der VCD gibt seit 2001 fast jährlich einen Bahntest in Auftrag. In diesem Jahr standen die Bedürfnisse und Wünsche der Bahnfahrer und potenziellen Kunden im Mittelpunkt der Befragung von 2600 Menschen.

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