Süddeutsche Zeitung

Flussschiff der Superlative:Platz da!

Lesezeit: 4 min

Die "Ama Magna" soll den Luxus und die Pracht von Ozeankreuzern auf die Donau bringen.

Von Michael Wolf

Als im Jahr 1987 in der Deggendorfer Werft das Flusskreuzfahrtschiff Mozart für die Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft gebaut wurde, galt es als eines der größten Flusskreuzfahrtschiffe der Welt. Denn der Semikatamaran hatte die respektable Breite von mehr als 22 Metern. Nur auf der Donau können derart große Schiffe fahren - auf anderen Flüssen wie Rhein oder Mosel setzen die Schleusengrößen den Abmessungen der Schiffe Grenzen. Nach mehreren Jahren Dienstzeit für die Peter Deilmann Reederei fährt das Schiff - nach einer millionenschweren Renovierung durch die amerikanische Luxusreederei Crystal Cruises - heute als Crystal Mozart dieselbe Strecke. Seine Breite ist ideal für den Luxusmarkt: Durch das großzügige Platzangebot bietet es die Voraussetzungen für Suiten, mehrere Restaurants und Lounges.

Mehr als 30 Jahre später entsteht jetzt ein Neubau in ähnlichen Dimensionen, eine kleine Sensation in der Flusskreuzfahrt. Auftraggeber der Ama Magna, so der Name des Mega-Flussschiffes, ist die amerikanische Flusskreuzfahrtreederei Ama Waterways, die mit einer Flotte von derzeit 23 Schiffen zu den erfolgreichsten Anbietern im Luxusbereich gehört und Flüsse in Europa und Asien befährt.

Magna heißt auf Lateinisch die Große. Groß ist an diesem Schiff wirklich etliches, der Name ist Programm. Vier Restaurants, ein großer Wellness- und Fitnessbereich und eine Marina - das ist ein Novum unter den Flussschiffen. Es ist mit seinen 22 Metern Breite und 135 Metern Länge etwa doppelt so groß wie "normale" Flusskreuzer und hat 98 Kabinen mit Größen bis zu 66 Quadratmetern.

Geistiger Vater der Ama Magna ist der Österreicher Rudi Schreiner, Präsident und Gründer von Ama Waterways und einer der Eigner der Reederei. "Das Platzangebot ist die wichtigste Eigenschaft des neuen Schiffes. Wir haben im Vergleich zu unseren anderen Schiffen nur 20 Prozent mehr Gäste, aber 100 Prozent mehr Platz." Die Kabinen auf der Ama Magna seien so groß wie die Suiten auf einigen anderen Schiffen der Reederei und von der Größe her vergleichbar mit Suiten von Hochseekreuzfahrtschiffen im Luxusbereich. Mit diesem Produkt könne man nun auch Gäste ansprechen, denen auf Flussschiffen bislang die Kabinen, die kulinarische Auswahl und das Spa-Angebot zu klein waren. Das, verspricht Schreiner, werde sich auf der Ama Magna ändern.

In der Tat können die zumeist amerikanischen Gäste nun zwischen vier Restaurants wählen: Neben dem eleganten Hauptrestaurant und einem Spezialitätenrestaurant mit Showküche (Chef's Table Restaurant) wird es Jimmy's Wine Bar Restaurant geben, benannt nach Jimmy Murphy, einem der Mitgründer der Reederei. Auch Open-Air-Fans werden auf ihre Kosten kommen: Das Al-Fresco-Restaurant am Bug des Schiffes, dessen bodentiefe Panoramafenster komplett geöffnet werden können, hat zusätzlich noch einen großen Außenbereich. An langen Theken sollen hier Büffets und Getränkestationen aufgebaut werden.

Ein großzügiger Wellnessbereich mit Coiffeur und Nagelstudio erinnert ebenfalls an das Ambiente von Hochseeschiffen. Ein Fitnesscoach soll darüber hinaus Programme auch für anspruchsvolle und sportliche Gäste anbieten.

Besonders innovativ: Der Pop-up-Aufzug, der die unteren Decks mit dem Sonnendeck verbindet, aber wegen der wechselnden Brückenhöhen komplett im Boden dieses Decks versenkt werden kann. Ein Pool sorgt auf dem Sonnendeck für Erfrischung. Exklusiv und wahrscheinlich einmalig in der Branche wird die Marina werden. Die etwa 40 Quadratmeter große Plattform kann bei Bedarf vom Heck des Schiffes abgesenkt werden. Von dort können Passagiere Wassersport treiben oder mit einem kleinen eleganten Ausflugsboot, dem Sundowner Boat, das auch mal vom Kapitän höchstpersönlich gesteuert wird, zu privaten Ausfahrten ablegen. Zudem ist daran gedacht, hier direkt am Wasser an einigen Tischen einen Bar- und Bistro-Service anzubieten.

Im Dezember 2017 war Baubeginn in der Vahali-Werft bei Belgrad, hier entstand die komplette Hülle, Kasko und Aufbauten mit allen Stahlarbeiten und Verglasungen. In der zur selben Gruppe gehörenden Werft in Gendt in den Niederlanden wurde anschließend die komplette Inneneinrichtung und elektrische Verkabelung installiert, die Kabinen und Küchengeräte eingebaut. Und natürlich die Maschinenanlage, die in dieser Konfiguration als besonders innovativ gilt: Neben sechs Dieselgeneratorsätzen stehen für den Antrieb vier Scania-Diesel mit je 750 PS Leistung zur Verfügung, deren Leistung durch vier Visedo PM-Elektromotoren auf 1100 PS erweitert werden kann. "Damit haben wir ein Hybrid-Modell. Wir können theoretisch sogar nur allein mit dem Elektromotor fahren. Und die Dieselmotoren erfüllen die Abgasnorm", erklärt Koert Kamphuisen, Konstrukteur des Schiffes und Chef der holländischen Kamphuisen-Gruppe. Jan de Bruijn, bis vor kurzem Kapitän der Ama Kristina, begleitet bereits seit August die Arbeiten an Bord und wird Kapitän auf der Ama Magna.

Im November wurde die Ama Magna dann nach Rotterdam geschleppt, um von dort aus wieder mit dem Hubschiff huckepack rund um Westeuropa bis nach Konstanza am Schwarzen Meer, also vor die Tore des zukünftigen Einsatzgebietes Donau, gebracht. Von dort soll das Schiff schließlich aus eigener Kraft nach Linz fahren, wo es mit Möbeln, Teppichen und Gardinen ausgestattet wird. In Linz sollen auch die ersten Trainingseinheiten mit der neuen Crew stattfinden.

Kristin Karst, Mitinhaberin und geschäftsführende Vizepräsidentin von Ama Waterways, hat kürzlich einigen Reiseveranstaltern das Schiff auf der Werft gezeigt. "Sie waren ohne Ausnahme begeistert von Konzept, Größe und Möglichkeiten der Ama Magna. Einige von ihnen haben sogar noch während der Besichtigung Fahrten für ihre Kunden gebucht."

Die Jungfernfahrt soll am 5. Mai 2019 von Vilshofen in Bayern nach Budapest gehen. Schiffstaufe der Ama Magna ist im Juli 2019 , Taufpatin ist die amerikanische TV-Moderatorin und Reiseexpertin Samantha Brown. Die diesjährige Saison wird die Ama Magna im Wochenrhythmus auf der Donau zwischen Vilshofen, dem traditionellen Anleger der Reederei, und Budapest fahren. Ab 2020 wird sie auch für Kreuzfahrten zwischen Budapest und Giurgiu in Rumänien eingesetzt.

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Quelle:
SZ vom 21.02.2019
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