Flugzeug-Knigge:Von A wie Armlehne bis U wie Unterhaltung

Wer darf seinen Arm aufstützen, was tun gegen Schnarcher und wie steht es um das Klatschen nach der Landung? Alles über Benimm an Bord.

Von Katja Schnitzler

Im Flugzeug ist es eng, viel zu eng. Die Menschen sitzen dicht an dicht, je nach Körperbreite fast aufeinander. Würde sich ein Unbekannter im Aufzug so nah herandrängen, fiele das unter Belästigung. Laut Studien fühlen sich Menschen wohl, wenn zwischen Fremden mehr als 60 Zentimeter Abstand ist - ansonsten bewegt man sich recht aufdringlich in der Intimzone des anderen.

Doch in der Economy Class sind nicht einmal die Sitze so breit, sondern etwa 15 Zentimeter schmaler. So rückt der Nachbar zwangsläufig eine Spur zu nah. Und die Armlehne muss man sich auch noch mit ihm teilen. In dieser Situation ist es angebracht, aufkeimende Aggressionen zu unterdrücken und sich auf seine gute Erziehung zu besinnen. Falls Ihre Eltern versäumt haben sollten, Ihnen zwischen Kindergarten und Grundschule das korrekte Benehmen an Bord beizubringen, können Sie diese Wissenslücke nun schließen. (Die Texte sind ein Auszug aus dem SZ.de-Buch "Die wundersame Welt des Fliegens", erschienen in der Süddeutsche Zeitung Edition.)

Das Einsteigen

Gelassenheit beim Boarding macht viel aus, außer man hat einen Billigflieger mit freier Sitzwahl gebucht. Ansonsten lassen die meisten Airlines die Passagiere auf den hinteren Rängen zuerst einsteigen, um den Verkehr nicht unnötig aufzuhalten. Und das sollte auch Ihr Ziel sein: Haben Sie Ihren Platz erreicht, vergewissern Sie sich, dass Sie beim Verstauen des Handgepäcks nicht zehn Zusteiger hinter sich blockieren. Bildet sich auf dem Gang ein Stau, lassen Sie die Menschenschlange ruhig vorbeiziehen. Die wenigsten Flugzeuge sind so spät dran, dass ein Blitzstart nötig wird, sobald der letzte Passagier seinen Sitz erreicht hat. Reisende mit Rucksäcken nehmen diese vor Betreten des Flugzeugs ab. Der Gang ist selbst für minimale Körperdrehungen zu eng, sodass dabei der Rucksack anderen durchs Gesicht wischt.

Das Gepäckfach

Wer seinen sperrigen Koffer, der gerade noch so als Handgepäck durchgewunken wurde, nicht in den Frachtraum schickt, spart zwar einige Minuten bei der Gepäckausgabe. Doch bei den Mitpassagieren macht er sich zu Recht unbeliebt, wenn dieser Koffer das kleine Fach fast allein füllt und die Maximalmaße der jeweiligen Airline so ausreizt, dass er mit gefüllten Seitentaschen nicht mehr unter den Sitz passt. Eigentlich selbstverständlich sollte es sein, dass das Handgepäck nicht rücksichtslos in den overhead bin gequetscht wird und andere Taschen zusammendrückt, von knitterfrei abgelegten Jacken ganz zu schweigen. Leider finden das manche Passagiere überhaupt nicht selbstverständlich.

Der Fußraum

Schweres Handgepäck soll man unter seinem Sitz verstauen. Wenn Sie noch Tüten, Täschchen und Ähnliches mitschleppen, bleibt kaum Platz. Das Entscheidende dabei: Nur Ihr Fußbereich wird vollgestellt. Wo Sie noch Ihre Beine unterbringen, bleibt Ihr Problem. Machen Sie es nicht zu dem Ihres Nebenmannes.

Egal ob Sie eine halbe oder elf Stunden neben Ihren Sitznachbarn verbringen, wichtig ist ein guter Start. Selbst wenn sich der Mitreisende ignorant neben Sie fallen lässt und sich schweigend in seine Sichtschutz-Lektüre vertieft, heben Sie trotzdem das Niveau des menschlichen Miteinanders und grüßen Sie. Danach können Sie den Stoffel ja wieder sich selbst überlassen.

Die Unterhaltung

Ob Ihr Nebenmann offen für Gespräche ist, merken Sie schnell an verbalen und vor allem nonverbalen Signalen, die Sie umgekehrt natürlich auch aussenden dürfen. Gönnt Ihnen der Nachbar nicht Ihre Ruhe, müssen Sie aber nicht stundenlangen Tiefschlaf vortäuschen. Ein paar klärende Worte mit einem einleitenden "Ich will nicht unhöflich sein, aber ich habe mich darauf gefreut, auf diesem Flug mein Buch zu lesen/die Aussicht zu genießen/endlich mein Testament zu machen" sollten den Redefluss stoppen. Sind Sie selbst bereit für die eine oder andere Unterhaltung, gelten die üblichen Regeln des Smalltalks: keine Politik, keine Religion. Denn wohin wollen Sie ausweichen, wenn sich Ihr Sitznachbar als erzkonservativer Reaktionär mit missionarischem Eifer erweist?

Die Lautstärke

Leise, leise, kein Grund die Stimme zu erheben. An Bord findet alles auf engstem Raum statt. Also zügeln Sie Ihre Stimmgewalt bei Gesprächen und Bestellungen. Und genießen Sie das gedämpfte Murmeln, solange noch keine Handy-Telefonate in Flugzeugen erlaubt sind und der Kerl drei Reihen vor Ihnen hineinbrüllen wird (schließlich gilt es, die Distanz Luft-Boden zu überbrücken): "Schätzchen, ich glaube, wir fliegen gerade genau über unser Haus, schau doch mal nach oben. Schatz, hörst du mich? Schaaahatz!"

Höflichkeit beginnt vor dem Start. Wählen Sie bequeme Kleider für einen langen Flug, mit denen Sie sich aber immer noch sehen lassen können. Auch wenn Sie nicht vorhaben, Ihre Schuhe an Bord auszuziehen - bei der Sicherheitskontrolle müssen Sie dies manchmal trotzdem. Dies sollten Sie bei der Sockenwahl bedenken. Knigge-Meister haben etwas Wäsche zum Wechseln im Handgepäck (und eine Zahnbürste).

Der Duft

Natürlich dürfen Sie es sich bequem machen. Aber bereiten Sie Ihre Füße darauf vor, im Flugzeug keine Duftspuren zu hinterlassen. Sollte bei der Heimreise das Schuhwerk samt Inhalt nicht mehr allzu frisch sein, lassen Sie bitte, bitte die Schuhe an. Auch sonst sollte man olfaktorisch eher vorsichtig unterwegs sein, dosieren Sie Parfum und Gesichtswasser sparsam. Und wenn das Deo versagt, nehmen Sie eines zum Auffrischen mit. Nein, halt, doch nicht am Platz einsprühen! Den Weg zum Waschraum müssen Sie schon auf sich nehmen.

Überlegen Sie vor der Platzreservierung, was Ihnen wichtiger ist: die Aussicht und die Möglichkeit, den müden Kopf an die Wand zu lehnen? Oder die Freiheit, sich regelmäßig die Beine zu vertreten? Im ersten Fall ist der Fenster-, im zweiten Fall der Gangplatz die richtige Wahl. Doch was tun, wenn kein Sitz mit Ausblick mehr frei war? Bringen Sie Ihren Nachbarn nicht in Bedrängnis, indem Sie um einen Tausch bitten ("... bin noch nie geflogen."; "... mein Kind hatte sich so auf den Wolkenblick gefreut."). Auch Ihr Nebenmann wird sich bei der Platzwahl etwas gedacht haben. Also werfen Sie unaufdringliche Blicke aus dem Fenster. Und sollten Sie sich wirklich unbedingt in die Intimzone des Nachbarn beugen müssen, um einen Blick auf den Eiffelturm zu erhaschen: Fragen Sie vorher, da wird keiner Nein sagen.

Sie haben keinen Nacht- oder Langstreckenflug gebucht, bei dem der Nebenmann sicher sein Haupt an die Kabinenwand betten will? Und der Fensterplatzbesetzer hat keinen, nicht einen einzigen Blick für die Aussicht übrig? Dann, und nur dann, dürfen Sie vorsichtig nachfragen, ob Sie zumindest zeitweilig die Plätze tauschen könnten.

Wer hingegen am Fenster sitzt und damit die Macht über das Rollo hat, darf diese nicht missbrauchen: Ist es in der Kabine dunkel, bleibt das Rollo zu, egal wie groß die Neugier nach dem Aufwachen ist. Auch bei einem winzigen Spalt reißt die gleißende Helligkeit die Passagiere ringsum aus dem Schlaf. Andererseits sollte man am Tage nicht einfach das Fenster verdecken, sondern den Sitznachbarn zumindest fragen, ob ihn das geschlossene Rollo momentan stört. Orientieren Sie sich am Fensterplatz möglichst an den anderen: Wenn sowieso einer aus der Reihe auf die Toilette muss, nutzen Sie die Unruhe und gehen auch gleich. Selbst wenn Sie noch eine Viertelstunde länger ausgehalten hätten.

Der neue Sitzplatz

Ihr Sitznachbar raubt Ihnen den Atem? Lassen Sie die Hände von den Sauerstoffmasken und machen Sie sich auf den Weg zum Service- Personal. Wenn Sie Glück haben, ist der Flugbegleiter in guter Stimmung und irgendwo an Bord noch ein anderer Platz frei. Dasselbe gilt, wenn der Nebenmann Sie ob seiner Leibesfülle schier erdrückt. Sollten Sie beim Einsteigen Ihre Reihe vor dem noch unbekannten Sitznachbarn erreichen, klappen Sie auf jeden Fall die Armlehne herunter, sozusagen als natürliche Barriere. Wer weiß, wer da kommt.

Die Armlehne

Die Frage, wer seinen Unterarm auf der Schmalspur-Lehne ablegen darf, überlassen die Fluggesellschaften ihren Passagieren. Die Armlehne ist so konzipiert, dass die hohe Kunst des Teilens nur denjenigen ohne Absprache gelingt, die ihren Sitznachbarn entweder sehr gut kennen oder sich einen Großteil der Gene teilen (beides empfiehlt sich bei einer gemeinsamen Armlehnennutzung). Alle anderen müssen sich arrangieren. Dabei sollte das früher bei Halbstarken beliebte Armdrücken nicht in der Economy Class wiederbelebt werden, in der sich zwei Menschen drei Armlehnen oder drei Menschen vier Armlehnen teilen müssen. Eine einfache Rechenaufgabe, die nie aufgeht.

Bei Dreiersitzen sollten der Linke und der Rechte großzügig sein und dem armen Kerl in der Mitte zwei Armlehnen überlassen. Schließlich sitzt er sowieso schon eingezwängt zwischen ihnen und hat weder eine gute Aussicht noch die Ausweichmöglichkeit in den Gang. Bei Zweiersitzen ignorieren entweder beide die Lehne zwischen sich oder klären die Verteilung zu Beginn des Fluges, bevor der erste Ärger aufkommt. Die Lehne mit der Buchse für Ihren Kopfhörer gehört auf jeden Fall Ihnen.

Viel wichtiger als die Nutzung der Lehnen ist das Eindringen in den Luftraum des anderen: Es gibt hemmungslose Mitreisende, die ihre Arme links und rechts aufstützen und ihre Zeitung weit und breit auseinanderfalten, sodass die Faust drohend vor dem Gesicht des Nachbarn schwebt. Empfehlen Sie solchen Typen freundlich, aber bestimmt das aus U-Bahn und Bus bekannte Zeitungs-Origami: So werden die Seiten auf ein Drittel, Viertel oder gar Achtel der Größe zusammengefaltet und der Artikel bleibt dennoch lesbar.

Die Rückenlehne

Erst wenn die Fluggesellschaften vernünftige, knieschonende Abstände zwischen den Sitzreihen einführen, wird es keinen Streit mehr um das Kippen der Rückenlehnen geben. Also niemals. Die Folgen: Der Hintermann hat blaue Flecken am Knie, sein Menü samt Kaffee auf dem Schoß und die Kopfstütze vor der Nase. Daher lohnt der Blick zurück, am besten mit einer kurzen Warnung, bevor die Rückenlehne in Ruheposition verstellt wird. Damit lassen sich wenigstens Flecken gleich welcher Art vermeiden. Besonders Höfliche fragen, bevor und nachdem sie die Lehne verstellen, ob der Platz reicht - müssen aber mit einer negativen Antwort zurechtkommen. Viele Reisende fordern, generell auf die Unsitte des Lehnenverstellens zu verzichten. Das wiederum wäre für Menschen mit Rückenproblemen nicht nur auf der Langstrecke eine Zumutung. Und Gesunde hätten nach dem Flug Rückenschmerzen.

Es ist eng, die Beine sind kaum noch durchblutet, trotzdem: Widerstehen Sie der Versuchung, sich an der Lehne des Vordermannes hochzuziehen. Mit diesem heftigen Ruck reißen Sie ihn aus der Ruhe, aus den Träumen und vielleicht auch ein Büschel Haare aus. Lassen Sie bei jedem Kontakt mit der Vorderlehne Vorsicht walten. Auch die integrierten Bildschirme sollten, falls berührungsgesteuert, nicht heftig bearbeitet, sondern sanft dirigiert werden. Und das Tischchen muss nicht gewaltsam im Vordersitz verschwinden, hochklappen reicht aus. Falls Sie die Lehne doch malträtieren, bedenken Sie: Der Passagier vor Ihnen sitzt nicht nur sprichwörtlich am längeren Hebel. Wenn er die Lehne nach hinten kippt, ist Ihre Bewegungsfreiheit halbiert.

Doch zurück zum Aufstehen: Mittel- und Fenstersitzer überlegen vor dem Niederlassen, was sie noch aus ihrer Tasche im Gepäckfach brauchen, um unnötiges Aufspringen zu vermeiden. Doch allein aus naturgegebenen und auch gesundheitlichen Gründen muss und sollte jeder im Flugzeug mal raus auf den Gang. Wohlerzogene sagen natürlich nicht nur bitte, sondern auch danke - wenn sie wieder an den Platz zurückkehren ebenfalls, bei Höflichkeit gibt es keinen Mengenrabatt.

Sollte ihr (jüngerer) Nachbar nur wortlos die Knie nach oben ziehen und erwarten, dass sie sich vor ihm durchhangeln: Lassen Sie sich nicht auf dieses akrobatische Kunststück ein! Und wenn der Nebenmann schläft? Nun, es ist schwierig, im Flugzeug überhaupt einzuschlafen, also bewegen Sie Ihre Füße erst einmal nur am Platz und gönnen dem Nachbarn die Erholung. Wenn Sie aber ein dringenderes Bedürfnis verspüren, als nur Ihre Beine zu vertreten: Ihr Nachbar würde es als unhöflicher empfinden, wenn Sie den Toilettenbesuch zu lange aufschieben.

Flugzeugmahlzeiten sind schwer zu handhaben. Das liegt nicht am beengten Raum allein: Noch immer sind viele Menüschalen mit Deckeln versiegelt, die sich erst kaum abziehen lassen, um sich dann mit einem Ruck zu lösen. Ist dieser Ruck besonders heftig, freut sich der Passagier, wenn das Menü aus trockenen Köttbullar bestand. Doch sogar diese werden oft mit Soße serviert. Sollten Sie Ihren Nachbarn besudelt haben, reichen Sie nicht nur unter Entschuldigungen Servietten, sondern bieten Sie auch an, die Reinigungskosten zu übernehmen. Wurden Sie selbst soßenbefleckt, bewahren Sie Haltung - das hätte Ihnen auch passieren können.

Die Getränke

Es erscheint etwas gierig, wenn bei der Flugbegleiterin Sprite, Cola, Wasser und Tomatensaft geordert werden, alle auf einmal für nur eine Person. Die Nachfrage "Erwarten Sie noch Gäste?" wäre berechtigt. Zurückhaltung ist auch bei Alkoholika angebracht, die über den Wolken stärker wirken als auf dem Boden: Wegen des geringeren Luftdrucks weiten sich die Gefäße, das Blut zirkuliert schneller und der Alkohol wird leichter aufgenommen. Ein wirklich böses Erwachen gibt es, wenn der Pilot wegen eines Volltrunkenen zwischenlanden muss. Dieser zahlt dafür die Rechnung, und die ist hoch. Randalierern drohen zudem strafrechtliche Folgen. Dann doch lieber Wasser, die Kabinenluft ist sowieso viel zu trocken.

Sie haben einen Baldrian-Medikamente-Alkohol-Mix intus und sind dennoch schon beim Einsteigen schweißüberströmt, kurz vor dem Start hyperventilieren Sie? Alle Indizien sprechen für Flugangst. Aber vielleicht ist Ihr Sitznachbar kein Sherlock Holmes und wundert sich, warum Sie nicht mit ihm über diese lustigen Geräusche beim Start parlieren wollen. Also atmen Sie, tief atmen, nochmal, tief ein- und ausatmen. Jetzt teilen Sie schnell noch vor dem Start mit, dass Sie unter höllischer Flugangst leiden und bitte niemand Ihr seltsames Verhalten persönlich nehmen sollte. Und nun weiteratmen. Tief. Ein, aus. Alles wird gut. Ein. Aus.

Sollte nun ein scheinbar mitfühlender, aber in Wirklichkeit ignoranter Zeitgenosse berichten, dass er einen Bekannten habe, "der hat auch Flugangst, seitdem er ...", sollten Sie ihn an dieser Stelle unterbrechen mit einem entschiedenen: "Ich glaube nicht, dass ich das jetzt hören will." (Tipps gegen Flugangst finden Sie hier.)

Die eigenen Kinder

Wer beim Boarding ganz leise ist, hört gemurmelte Gebete: "Ich weiß, o Herr, Du liebst alle Kinder. Aber bitte lass dieses eine nicht in meiner Reihe sitzen. Oder in der Reihe vor mir. Oder hinter mir. Ach, und bitte auch nicht gegenüber!" Doch selbst wenn die Kinder nicht schon am Gate unangenehm auffallen (oder die Eltern, das soll ja auch vorkommen) - die Gleichung "enger Raum minus Bewegungsmöglichkeit mal Flugdauer, potenziert mit Reisefieber" führt immer zum selben Ergebnis: Unruhe. Das müssen Eltern selbst der folgsamsten Kinder wissen und sich darauf vorbereiten.

Am besten buchen sie einen Nachtflug, damit ist schon mal viel Zeit gewonnen, in denen die Kleinen sehr, sehr ruhig sind. Doch nicht alle Ziele sind über Nacht erreichbar. Also sollten Eltern die Restaurantbesuche mit Nachwuchs aus dem vergangenen Jahr überdenken: Welches Spielzeug hat es geschafft, dass die Kleinen ruhig sitzenblieben? Doch das reicht nicht aus: Machen Sie sich eine Liste mit Reisespielen, die Spaß machen, am besten auch Ihnen selbst. Und seien Sie großzügig: Auf Reiseflughöhe dürfen Gameboys angeschaltet werden, solange drahtlose Verbindungen wie der Mehrspieler-Modus vorher deaktiviert wurden. Denken Sie an die Kopfhörer für das Spielzeug.

Die fremden Kinder

Aber was tun, wenn es nicht Ihre Kinder sind, die lästig werden? Dann wenden Sie sich verständnisvoll an deren Erzeuger. Denken Sie: "Wenn Ihr Balg noch einmal gegen meinen Sitz tritt, verschnüre ich es so mit den Anschnallgurten, dass Sie bis zur Landung brauchen, um es wieder zu entwirren!" Sie sagen aber, und das in höflich-neutralem Tonfall, gerne mit einem Lächeln: "Entschuldigen Sie, ich hätte eine Bitte. Ich glaube, Ihr Kind weiß nicht, dass ich Tritte gegen die Rückenlehne schmerzhaft spüre. Ich wäre Ihnen wirklich sehr dankbar, wenn Sie ihm das erklären könnten. Das ist sehr nett von Ihnen." Sie bemerken die Fülle an kommunikationspsychologisch wertvollen Ich-Botschaften? Das könnte klappen. Vielleicht aber auch nicht. Dann versuchen Sie es mit der Version, die Sie zuvor nur gedacht hatten.

Es gibt Menschen, die können immer und überall tief und fest schlafen. Es gibt weitaus mehr Menschen, die schlafen gerade auf Reisen höchstens unruhig und schlecht - wenn überhaupt. Das sollten Sitznachbarn bedenken, wenn in der Kabine Dämmerlicht herrscht und die Herrscher über das Fensterrollo nur kurz überprüfen wollen, ob es draußen wirklich taghell ist. Leselicht ist allerdings von den Einschlafenden zu akzeptieren, schließlich kann der wache Nachbar nicht die nächsten fünf Stunden ruhig und sittsam auf seine Fingerspitzen starren.

Wenn der Schläfer neben Ihnen lautstark schnarcht, genügt manchmal ein leichtes Anstupsen, ganz aus Versehen, und hoppla, noch einmal heftiger, um ihn ruhigzustellen. Falls nicht, und weder Sie noch die fünf Reihen vor und hinter Ihnen finden deshalb Schlaf, müssen Sie den Schnarcher doch wecken und über seine Lautstärke aufklären. Oder den Schwarzen Peter weitergeben und eine vorbeikommende Flugbegleiterin darum bitten.

Der Kopf des Sitznachbarn sinkt an Ihre Schulter? In dem eher ungewöhnlichen Fall, dass Sie sich diese Situation später aus flirttechnischen Gründen zunutze machen wollen, lassen Sie den Schläfer, wo er ist. Ansonsten dürfen Sie ihn nun erst ansprechen, zur Not durch leichtes Rütteln aufwecken. Wenn Sie selbst auf der Schulter des anderen erwachen, ist es Zeit für eine Entschuldigung und natürlich für einen Dank - bequem hatte es auf diesem Flug schließlich nur einer. Fragen Sie heimlich beim Kabinenpersonal, vielleicht kann es eine kleine kulinarische Aufmerksamkeit zum Morgenkaffee reichen.

Die Toiletten

Flugzeugtoiletten sind zu eng, zu laut, riechen chemisch, haben keine Anschnallgurte, der Boden ist oft nass (vergessen Sie Ihre Schuhe nicht) und vor der Tür drängen sich schon die nächsten drei Passagiere: Oh, die idealen Voraussetzungen für einen Flugzeug- Quickie, denken offenbar immer noch Menschen, die zum inoffiziellen Mile High Club gehören wollen: den Leuten, die über den Wolken Sex hatten. Ihnen sei gesagt: Die Cabin Crew öffnet die dünnen Türen, wenn sie misstrauisch werden. Und das werden sie schnell. Ach ja, die Rauchmelder auf dem WC sollten inzwischen auch bekannt sein.

Doch selbst normale Nutzer können unangenehm auffallen, nämlich beim Anstehen: Für die Umsitzenden ist es wahrlich kein Vergnügen, während des Fluges fast immer Gesäßtaschen auf Augenhöhe zu haben. Noch schlimmer aber ist es, wenn die Wartenden sich an die Lehnen krallen oder sich gar dagegen lehnen und so die Sitzenden immer wieder aufrütteln.

Ein Triebwerk brannte, das Fahrwerk fuhr erst drei Meter über dem Boden aus, die Seitenwinde hatten Orkanstärke und trotzdem haben alle die Landung überlebt? Dann klatschen Sie, klatschen Sie so laut und lange Sie wollen. Sie können auch weinen. Ansonsten: Lassen Sie es bleiben. Oder seien Sie gerecht und klatschen an Bord von Fähren, Taxis und Bussen ebenfalls. Wenn Sie voll des Lobes für die Flugkünste sind, können Sie das den Flugbegleitern ja beim Aussteigen mitteilen. Das kommt eher im Cockpit an, denn das Klatschen hören Piloten sowieso nicht.

Das Sitzenbleiben

Nach der Landung aufspringen, das Gepäck über den Köpfen der anderen herunterzerren und dann zehn Minuten mit eingezogenem Kopf vor dem Sitz stehen, denn der Gang ist schon voll mit anderen Eiligen - das hört sich nicht wirklich sinnvoll an. Und am Gepäckband sehen sich sowieso alle wieder.

Der Abschied

Sie haben es geschafft, die Frühaufsteher schieben sich langsam in Richtung der nun geöffneten Türen. Dies ist der richtige Moment für kleine Abschiede: von Ihrem Nachbarn auf Zeit, auch wenn Sie kaum ein Wort gewechselt haben. Selbst wenn er einfach aufstehen und gehen will - auf diese Stufe der Unhöflichkeit müssen Sie sich nicht hinabbegeben. Und waren die Flugbegleiter so freundlich und zuvorkommend, wie es die Airline auf den Werbeplakaten versprochen hatte? Dann behalten Sie Ihr Lob nicht für sich.

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