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Flugreisen und Klimaschutz:Falsche Zahlen bei der CO2-Kompensation

Passagiere, die über CO2-Kompensation ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen, dürften sich getäuscht fühlen: Nur die wenigsten Anbieter berechnen die Emissionen richtig.

Zu diesem Ergebnis kommt der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) in Berlin nach einem Test des Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Kiel.

Nur die drei Anbieter Atmosfair, MyClimate und GoClimate seien uneingeschränkt empfehlenswert. Sie erfüllten alle Qualitätsstandards und unterstützen beispielsweise ausschließlich Projekte, die mit dem "Gold Standard" zertifiziert sind. Der "Gold Standard" ist ein Qualitätsstandard für CO2-Kompensationsprojekte, der sicherstellt, dass die Projekte den derzeit höchsten Ansprüchen gemäß dem "Clean Development Mechanism" entsprechen. Da die Online-Reiseportale Opodo, Lastminute und Ebookers mit Atmosfair zusammenarbeiten, können sie hinsichtlich der Projektqualität ebenfalls empfohlen werden.

Angebote der Airlines fielen durch

Die Kompensationsangebote der elf untersuchten Fluggesellschaften dagegen fielen bei den Tests durch. Nach Angaben der Verbraucherschützer berechneten sie die CO2-Emissionen nicht korrekt. Dazu gehören mindestens die Angabe der Flugdistanz, der Zwischenlandungen und des RFI-Faktors, der den erhöhten Treibhauseffekt durch die großen Flughöhen berücksichtigt.

Besonders auffallend war, dass viele der Fluggesellschaften diesen Faktor bei der Berechnung der Treibhausgase nicht berücksichtigten oder keine Auskunft dazu gaben.

Insgesamt scheiterte fast jeder zehnte Kompensationsversuch, weil die Online-Rechner Verbindungen oder Flughäfen, darunter große Drehkreuze wie Frankfurt oder München, nicht kannten.

Deutliche Mängel bei der Benutzerfreundlichkeit

Auch bei der Benutzerfreundlichkeit des Angebots zeigen die Fluggesellschaften deutliche Mängel. Das Kompensationsangebot ist meist nicht in den Buchungsablauf integriert, sondern muss über einen separaten Kooperationspartner online aufgerufen werden.

Bei den Reiseveranstaltern sind die Kompensationsangebote ebenfalls unzureichend eingebunden. Beispielsweise kommt man bei Lastminute.de nur über einen speziellen Link auf der Startseite zum Kompensationsangebot. Bei Opodo.de wird erst mit der Buchungsbestätigung eine Möglichkeit zur Kompensation angeboten.

Bei der sogenannten CO2-Kompensation investieren Flugpassagiere freiwillig Geld in Klimaschutzprojekte, um den durch ihre Reise verursachten Ausstoß des Treibhausgases auszugleichen. Flugzeuge stoßen vergleichsweise viel CO2 aus und tragen zur Erderwärmung bei. Abwickeln können Reisende Kompensationsgeschäfte wahlweise bei speziellen Agenturen sowie teilweise auch direkt über die Portale von Fluggesellschaften und Reiseveranstaltern. Dort lässt sich der CO2-Ausstoß eines Fluges mit speziellen Rechnern im Internet ermitteln. Entsprechend der Menge können Passagiere für Klimaschutzprojekte spenden, die an anderer Stelle C02 einsparen. Dazu gehören etwa Öko-Energie-Projekte in Entwicklungsländern.

Die Ergebnisse des Tests sowie weitere Informationen zur Kompensation von CO2-Emissionen sind unter www.verbraucherfuersklima.de abrufbar

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